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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Lehranstalten
    einschleusen zu lassen.«
    Banister und Stanton suchten den Horizont ab. Kemper
    ließ sich den Wind durchs Haar wehen.
    Seit zehn Tagen war er nun Agent – und bloß zweimal
    zu Institutionen nach Langley und heute hierher beordert
    worden. Er hatte zehn Tage mit Laura Hughes verbracht –
    dank des Shuttle nach La Guardia konnte sich ihr Verhältnis
    ungestört entfalten.
    Bei Laura fühlte er sich gesellschaftlich anerkannt. Laura
    flippte aus, wenn er sie anfaßte. Laura machte brillant Kon-
    versation und spielte Chopin con brio.
    Laura war eine Kennedy. Laura erzählte liebend gern
    Kennedy-Anekdoten.
    Davon berichtete er Mr. Hoover nichts.
    Er fand sich beinahe loyal. Er fand sich beinahe heroisch
    – und er war ein Hoover-Spitzel.
    Er war auf Mr. Hoover angewiesen. Er gab ihm weiterhin
    telefonische Berichte durch, wobei er sich auf die Arbeit des
    McClellan-Ausschusses beschränkte.
    Er mietete eine Suite im St. Regis, unweit von Lauras
    Wohnung. Die Monatsrechnung war brutal.
    Manhattan machte süchtig. Seine drei Gehälter beliefen
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    sich auf insgesamt neunundfünfzigtausend Dollar im Jahr
    – bei weitem nicht genug für den von ihm angestrebten
    Lebensstil.
    Bobby hielt ihn ständig mit langweiligem Bürokram für
    den Ausschuß auf Achse. Jack hatte ihm zu verstehen ge-
    geben, daß die Familie daran dachte, ihn auch nach Auflö-
    sung des Untersuchungsausschusses weiter zu beschäftigen.
    Wahrscheinlich als Sicherheitschef im Wahlkampf.
    Jack hatte ihn gern um sich. Bobby hatte das Mißtrauen
    ihm gegenüber nie ganz abgelegt.
    Bobbys Vertrauen war nicht leicht zu gewinnen – das
    war auch Ward Littell bekannt.
    Mit Ward sprach er zweimal in der Woche. Ward lobte
    den neuen Spitzel – einen Buchmacher und Wucherer na-
    mens Sal D’Onofrio.
    Ward, der Umsichtige, sagte, daß Mad Sal in seiner Hand
    war. Ward, der Verärgerte, sagte, daß Lenny Sands jetzt für
    Pete Bondurant arbeitete.
    Ward, der Verärgerte, sagte, daß er das veranlaßt habe.
    Ward schickte ihm Ermittlungsberichte. Er strich die Ge-
    setzesübertretungen raus und reichte sie an Bobby Kennedy
    weiter. Bobby kannte Littell nur als das »Phantom«. Bobby
    betete für ihn und bewunderte seinen Mut.
    Hoffentlich war der Mut mit Umsicht gepaart. Hoffent-
    lich war der tote Junge in der Leichenhalle Ward eine Lehre
    gewesen.
    Ward war elastisch und lernwillig. Auch Ward war ein
    Waisenkind – das in Waisenhäusern der Jesuiten aufgewach-
    sen war.
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    Ward hatte eine gute Spürnase. Ward war überzeugt, daß
    die »alternativen« Pensionskassenbücher tatsächlich existierten.
    Lenny Sands nahm an, daß die Bücher von einem älte-
    ren Gangster geführt wurden. Er hatte gehört, daß für die
    Vermittlung von profitablen Darlehensgesuchen Provisionen
    gezahlt wurden.
    Vielleicht war Littell hinter dem großen Geld her. Derar-
    tige Informationen waren äußerst gewinnversprechend und
    mußten Bobby vorenthalten bleiben.
    Und dafür sorgte er denn auch. Er strich sämtliche
    Hinweise auf die Pensionskasse aus den Berichten des
    »Phantoms«.
    Dafür, daß Littell ein ausgesprochener Eiferer war, ließ
    er sich verhältnismäßig gut steuern. Fraglich war nur, wie
    lange seine Geheimuntersuchungen Mr. Hoover verborgen
    bleiben konnten.
    Auf dem Wasser tanzte ein dunkler Fleck. Banister rich-
    tete das Fernglas drauf. »Allzu brav sehen die nicht aus. Sie
    zocken auf dem Bootsdeck.«
    Zollbeamte drängten auf den Steg. Sie hielten Revolver,
    Keulen und Handschellen in Bereitschaft.
    Stanton zeigte Kemper ein Foto: »Das ist Paez. Den
    schnappen wir uns gleich, damit ihn der Zoll nicht kas-
    sieren kann.«
    Paez sah wie ein magerer Xavier Cugat aus. »Ich seh ihn«,
    sagte Banister. »Er steht am Bug und hat Schnittverletzungen
    und Platzwunden.«
    Stanton zuckte zusammen. »Castro haßt United Fruit.
    Unsere Propagandaabteilung hat eine neun Monate alte
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    Hetzrede von ihm aufgetrieben. Ein erster Hinweis auf sei-
    ne kommunistische Zukunft.«
    Matrosen holten die Barkasse ein. Die Männer rauften
    sich darum, wer als erster an Land gehen konnte.
    Kemper entsicherte den Revolver. »Wo halten wir sie fest?«
    Banister wies nach Norden. »Die Agency besitzt ein Motel
    in Boynton Beach. Wir haben eine Geschichte zusammenge-
    dichtet, daß die Zimmer ausgeräuchert werden müssen, und
    al e Gäste rausgeschmissen. Wir stecken die Latinos zu sechst
    in ein Zimmer und sehen zu, wen wir brauchen können.«
    Die

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