Ein amerikanischer Thriller
Lehranstalten
einschleusen zu lassen.«
Banister und Stanton suchten den Horizont ab. Kemper
ließ sich den Wind durchs Haar wehen.
Seit zehn Tagen war er nun Agent – und bloß zweimal
zu Institutionen nach Langley und heute hierher beordert
worden. Er hatte zehn Tage mit Laura Hughes verbracht –
dank des Shuttle nach La Guardia konnte sich ihr Verhältnis
ungestört entfalten.
Bei Laura fühlte er sich gesellschaftlich anerkannt. Laura
flippte aus, wenn er sie anfaßte. Laura machte brillant Kon-
versation und spielte Chopin con brio.
Laura war eine Kennedy. Laura erzählte liebend gern
Kennedy-Anekdoten.
Davon berichtete er Mr. Hoover nichts.
Er fand sich beinahe loyal. Er fand sich beinahe heroisch
– und er war ein Hoover-Spitzel.
Er war auf Mr. Hoover angewiesen. Er gab ihm weiterhin
telefonische Berichte durch, wobei er sich auf die Arbeit des
McClellan-Ausschusses beschränkte.
Er mietete eine Suite im St. Regis, unweit von Lauras
Wohnung. Die Monatsrechnung war brutal.
Manhattan machte süchtig. Seine drei Gehälter beliefen
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sich auf insgesamt neunundfünfzigtausend Dollar im Jahr
– bei weitem nicht genug für den von ihm angestrebten
Lebensstil.
Bobby hielt ihn ständig mit langweiligem Bürokram für
den Ausschuß auf Achse. Jack hatte ihm zu verstehen ge-
geben, daß die Familie daran dachte, ihn auch nach Auflö-
sung des Untersuchungsausschusses weiter zu beschäftigen.
Wahrscheinlich als Sicherheitschef im Wahlkampf.
Jack hatte ihn gern um sich. Bobby hatte das Mißtrauen
ihm gegenüber nie ganz abgelegt.
Bobbys Vertrauen war nicht leicht zu gewinnen – das
war auch Ward Littell bekannt.
Mit Ward sprach er zweimal in der Woche. Ward lobte
den neuen Spitzel – einen Buchmacher und Wucherer na-
mens Sal D’Onofrio.
Ward, der Umsichtige, sagte, daß Mad Sal in seiner Hand
war. Ward, der Verärgerte, sagte, daß Lenny Sands jetzt für
Pete Bondurant arbeitete.
Ward, der Verärgerte, sagte, daß er das veranlaßt habe.
Ward schickte ihm Ermittlungsberichte. Er strich die Ge-
setzesübertretungen raus und reichte sie an Bobby Kennedy
weiter. Bobby kannte Littell nur als das »Phantom«. Bobby
betete für ihn und bewunderte seinen Mut.
Hoffentlich war der Mut mit Umsicht gepaart. Hoffent-
lich war der tote Junge in der Leichenhalle Ward eine Lehre
gewesen.
Ward war elastisch und lernwillig. Auch Ward war ein
Waisenkind – das in Waisenhäusern der Jesuiten aufgewach-
sen war.
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Ward hatte eine gute Spürnase. Ward war überzeugt, daß
die »alternativen« Pensionskassenbücher tatsächlich existierten.
Lenny Sands nahm an, daß die Bücher von einem älte-
ren Gangster geführt wurden. Er hatte gehört, daß für die
Vermittlung von profitablen Darlehensgesuchen Provisionen
gezahlt wurden.
Vielleicht war Littell hinter dem großen Geld her. Derar-
tige Informationen waren äußerst gewinnversprechend und
mußten Bobby vorenthalten bleiben.
Und dafür sorgte er denn auch. Er strich sämtliche
Hinweise auf die Pensionskasse aus den Berichten des
»Phantoms«.
Dafür, daß Littell ein ausgesprochener Eiferer war, ließ
er sich verhältnismäßig gut steuern. Fraglich war nur, wie
lange seine Geheimuntersuchungen Mr. Hoover verborgen
bleiben konnten.
Auf dem Wasser tanzte ein dunkler Fleck. Banister rich-
tete das Fernglas drauf. »Allzu brav sehen die nicht aus. Sie
zocken auf dem Bootsdeck.«
Zollbeamte drängten auf den Steg. Sie hielten Revolver,
Keulen und Handschellen in Bereitschaft.
Stanton zeigte Kemper ein Foto: »Das ist Paez. Den
schnappen wir uns gleich, damit ihn der Zoll nicht kas-
sieren kann.«
Paez sah wie ein magerer Xavier Cugat aus. »Ich seh ihn«,
sagte Banister. »Er steht am Bug und hat Schnittverletzungen
und Platzwunden.«
Stanton zuckte zusammen. »Castro haßt United Fruit.
Unsere Propagandaabteilung hat eine neun Monate alte
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Hetzrede von ihm aufgetrieben. Ein erster Hinweis auf sei-
ne kommunistische Zukunft.«
Matrosen holten die Barkasse ein. Die Männer rauften
sich darum, wer als erster an Land gehen konnte.
Kemper entsicherte den Revolver. »Wo halten wir sie fest?«
Banister wies nach Norden. »Die Agency besitzt ein Motel
in Boynton Beach. Wir haben eine Geschichte zusammenge-
dichtet, daß die Zimmer ausgeräuchert werden müssen, und
al e Gäste rausgeschmissen. Wir stecken die Latinos zu sechst
in ein Zimmer und sehen zu, wen wir brauchen können.«
Die
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