Ein amerikanischer Thriller
Abtreibungen hinter sich und wol te
keine vierte. Meine Filmstarmutter hat mich verleugnet,
aber mein Vater genießt es, mich einmal im Jahr der legi-
timen Familie vorzuführen. Die Jungs mögen mich, weil
ich provokativ bin, und finden mich scharf, weil sie mich
nicht ficken können, denn ich bin ja ihre Halbschwester.
Die Mädchen hassen mich, weil ich für sie so etwas wie
eine verschlüsselte Botschaft ihres Vaters bin, daß Män-
ner herumficken können, Frauen aber nicht. Verstehen Sie,
Mr. Boyd? Ich habe eine Familie. Mein Vater unterstützt
mich. Mein Vater hat die Familie über mich aufgeklärt,
als Jack mich von einer Harvard-Party nach Hause brachte,
ohne zu ahnen, daß er damit nur die ihm zugedachte Rolle
in dem kleinen, gemeinen Intrigenspiel erfüllte, das ich mir
ausgedacht hatte, um in die Familie reinzukommen. Stellen
Sie sich die Überraschung vor, als Daddy ihm sagte: ›Jack,
die kannst du nicht ficken, sie ist deine Halbschwester.‹
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Der kleine Bobby, zwanzig und frömmlerischer, hat das
mitgekriegt und herumerzählt. Mein Vater dachte, was
soll’s, jetzt wissen’s eh alle, und hat mich zum Dinner
eingeladen. Mrs. Kennedy reagierte recht verschreckt. Unser
›über einschüchternd gute Beziehungen verfügende‹ Freund
Lenny Sands gab Jack Sprechunterricht für seinen ersten
Kongreßwahlkampf und war zum Abendessen da. Er sorgte
dafür, daß Rose keine Szene machte, und seitdem haben
wir keine Geheimnisse voreinander. Ich habe eine Familie ,
Mr. Boyd. Mein Vater ist böse und besitzgierig und rück-
sichtslos und bereit, jeden zu vernichten, der die Kinder,
zu denen er sich bekennt, auch nur schief ansieht. Und ich
hasse alles an ihm, außer dem Geld, das er mir gibt, und
der Tatsache, daß er wahrscheinlich auch jeden vernichten
würde, der versuchen sollte, mir weh zu tun.«
Autos hupten, lang und schrill. Laura wies auf einen
Taxistand. »Da lauern sie wie die Aasgeier. Sie hupen am
lautesten, wenn ich Rachmaninoff spiele.«
Kemper zog die Waffe aus dem Halfter. Er legte auf das
Schild »Nur für Taxis« an.
Er stützte den Arm auf der Brüstung ab und feuerte.
Zwei Schüsse trennten das Schild vom Mast. Außer einem
dumpfen Schlaggeräusch war durch den Schal dämpfer nichts
zu hören – Pete war ein guter Waffenlieferant.
Laura jubelte. Die Taxifahrer deuteten nach oben, wild
gestikulierend, erschreckt und verdutzt.
»Ich mag dein Haar«, sagte Kemper.
Laura löste es aus dem Band. Es flatterte im Wind.
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Sie redeten. Er erzählte ihr, wie sich das Boyd-Vermögen
in nichts aufgelöst hatte. Sie erzählte ihm, wie sie aus dem
Juillard-Konservatorium geflogen war und als Dame der
Gesellschaft versagte.
Sie bezeichnete sich als musikalische Dilettantin. Er be-
zeichnete sich als ehrgeiziger Bul e. Sie ließ auf eigene Kosten
ihre Chopin-Darbietungen auf Platte aufnehmen. Er schickte
den von ihm festgenommenen Dieben Weihnachtskarten.
Er sagte, daß er Jack mochte, aber Bobby nicht ausste-
hen konnte. Sie verglich Bobby mit tiefstem Beethoven und
Jack mit glattestem Mozart. Sie bezeichnete Lenny Sands
als ihren einzigen wahren Freund und kam nicht mehr auf
seinen Verrat zu sprechen. Er sagte, daß er vor seiner Tochter
Claire keine Geheimnisse habe.
Der »Advocatus Diaboli« schaltete sich automatisch ein.
Er wußte exakt, was er wann sagen und was er auslassen
mußte.
Er bezeichnete Mr. Hoover als rachsüchtige alte Schwuch-
tel. Er stellte sich als liberalen Pragmatiker dar, der dem
Kennedy-Stern verfallen war. Sie kam nochmals auf Waisen
zu sprechen. Er beschrieb die Freundschaft der drei Töchter.
Susan Littel war besserwisserisch und schril . Helen Agee
mutig und ungestüm. Seine eigene Tochter Claire zu ver-
schlossen, als daß man bereits hätte wissen können, woran
man war.
Er erzählte ihr von seiner Freundschaft mit Ward. Er
gestand ihr seine Sehnsucht nach einem jüngeren Bruder
ein, und daß das FBI ihm einen geschenkt hatte. Er sagte,
daß Ward Bobby verehrte. Sie sagte, daß Bobby das Böse
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in Onkel Joe spürte und Gangster jagte, um sich die Last
des väterlichen Erbes erträglicher zu machen.
Er spielte auf den eigenen verlorenen Bruder an. Er sagte,
der Verlust bringe ihn dazu, Ward in eigenartige Richtungen
zu drängen.
Sie redeten bis zur physischen Erschöpfung. Laura rief das
»21« an und ließ ein Dinner hochschicken. Chateaubriand
und Wein machten sie schläfrig.
Über
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