Ein amerikanischer Thriller
rich-
tig indoktriniert und geführt wird, kann eine unglaubliche
Schlagkraft entwickeln. Mal angenommen, das Castro-
Problem wird größer. Man kann doch bereits jetzt mit ei-
niger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, daß der CIA in
Zukunft jede Menge deportierter und legal ausgewanderter
Kubaner zur Verfügung stehen werden. Bilden wir diesen
ersten Kader zur Elitetruppe aus. Es ist unser Kader , John.
Er soll der beste sein.«
Stanton tippte sich ans Kinn. »Mr. Dul es hatte sich schon
darauf eingestellt, für alle die Green Card zu beantragen.
Es wäre ihm nur recht, wenn wir uns zu einem so frühen
Zeitpunkt schon so wählerisch zeigen. Er bittet die Einwan-
derungsbehörde höchst ungern um einen Gefallen.«
Kemper streckte eine Hand aus. »Aber deswegen brauchen
Sie die Männer, die wir ablehnen, nicht gleich zurückzu-
schicken. Banister kennt doch ein paar Kubaner in New
Orleans, nicht?«
»Ja, dort gibt es eine Gemeinde von Batista-Anhängern.«
»Dann soll Guy die abgelehnten Männer kriegen. Sie
können in Louisiana selber auf Arbeitssuche gehen und selber
die Aufenthaltsgenehmigung beantragen.«
»Und wie viele Männer werden Ihren Auswahlkriterien
genügen?«
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»Keine Ahnung.«
Stanton wirkte interessiert. »Was unser erstes Übungs-
gelände betrifft, hat Mr. Dulles dem Ankauf von billigem
Land im Süden Floridas zugestimmt. Ich kann ihm bestimmt
vorschlagen, es zur Basis unseres ständigen Kaders zu machen,
das wir klein und separiert halten, wenn Sie dafür sorgen,
daß die von Ihnen ausgewählten Leute in der Lage sind,
künftige Ankömmlinge anzulernen, bevor wir sie auf die
anderen Camps verteilen, die zweifellos entstehen werden!«
Kemper nickte. »Ich werde auf Ausbilderfähigkeiten achten.
Wo befindet sich das Gelände?«
»An der Küste, bei einem Städtchen namens Blessington.«
»Von Miami aus erreichbar?«
»Ja. Wieso?«
»Ich überlege, ob wir Tiger Kab zum Rekrutierungszen-
trum umfunktionieren können.«
Stanton wirkte beinahe erschöpft und besorgt. »Wenn
ich von den Verbindungen zum organisierten Verbrechen
absehe, könnte ich mir durchaus vorstellen, den Tiger-Kab-
Stand sinnvol einzusetzen. Da arbeitet bereits Chuck Rogers,
daher sind wir dort bereits vertreten.«
»John« – sagte Kemper langsam und nachdrücklich.
Stanton wirkte geradezu ekstatisch. »Die Antwort auf al e
Ihre Vorschläge lautet ja, vorausgesetzt, der Stellvertreten-
de Direktor sagt zu. Bravo, Kemper. Sie übertreffen meine
Erwartungen.«
Kemper stand auf und verbeugte sich. »Danke. Und ich
glaube, wir werden dafür sorgen, daß Castro den Tag ver-
flucht, an dem er dieses Boot losgeschickt hat.«
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»Ihr Wort in Gottes Ohr. Was, meinen Sie, würde wohl
Ihr Freund Jack zu unserem Freiheitsschiffchen sagen?«
Kemper lachte. »Jack würde sich erkundigen, wo die Wei-
ber abgeblieben sind.«
Paez wollte nicht aufhören zu plappern. Kemper machte
das Fenster auf, um sich ein bißchen Ablenkung durch den
Straßenlärm zu verschaffen.
Sie kamen mitten in der Stoßzeit in Miami an. Paez
schnatterte und schnatterte. Kemper trommelte mit den Fin-
gern aufs Armaturenbrett und dachte an die Unterhaltung
mit Stanton.
»… und Mr. Thomas Gordean war mein pátron bei der
La United. Er mochte Muschis, bis seine Schwäche für I. W.
Harper’s Bourbon ihn diesbezüglich entmächtigte. Die meisten
der Direktoren von La United haben nach Castros Machter-
greifung die Insel verlassen, aber Mr. Gordean blieb. Er trinkt
noch mehr als früher. Er hat einige tausend United-Fruit-
Aktien und weigert sich zu gehen. Er hat Miliz-Soldaten als
Privatleibwächter angeheuert und ergeht sich immer mehr in
kommunistischen Äußerungen. Ich fürchte sehr, Mr. Gordean
wird ebenso zum Kommunist werden wie der Fidel, den ich
einst liebte. Ich fürchte, er wird sich durch seine exzentrische
Art zum Propagandainstrument hergeben und …«
»Aktien« –
»Thomas Gordean« –
Kemper ging ein solches Licht auf, daß er beinahe von
der Straße abkam.
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DOKUMENTENEINSCHUB: 10. 2. 59. Hush-Hush-
Mitarbeiterbericht: Lenny Sands an Pete Bondurant.
Pete,
ich hab’ was rausgekriegt: 1. Mickey Cohen scheint
entdeckt zu haben, daß Kleinvieh auch Mist macht. Er
hat offenbar zwei Schläger (George Piscatelli & Sam
Lo Cigno) abgestellt, um eine Sexerpressung abzu-
ziehen. Das weiß ich von Dick Contino, der für einen
Akkordeonabend in Chicago war. Mickey ist
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