Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
aufgelöst
    wird, wirst Du wohl für die Kennedys tätig sein?
    Mach’s gut!
    WJL
    DOKUMENTENEINSCHUB: 26. 4. 59. Persönliches
    Schreiben: Kemper Boyd an J. Edgar Hoover. STRENG
    VERTRAULICH.
    Sir,
    ich wollte Ihnen ein paar Zeilen schreiben, um Sie über
    Ward Littell auf dem laufenden zu halten. Littell und
    ich telefonieren regelmäßig, und ich bin nach wie vor
    274
    überzeugt, daß er nicht auf eigene Faust offen oder
    verdeckt gegen das organisierte Verbrechen ermittelt.
    Sie haben erwähnt, daß Littell in der Nähe von
    Celanos Schneiderei und beim Lauschposten des Top-
    Hoodlum-Programms gesehen wurde. Ich habe Littell
    darauf angesprochen und seine Erklärung hat mich
    überzeugt: Er und Special Agent Court Meade waren
    zum Mittagessen verabredet.
    Littells Privatleben scheint um seine Affäre mit
    Helen Agee zu kreisen. Diese Affäre belastet seine
    Beziehung zu seiner Tochter Susan, die gegen die Li-
    aison ist. Sonst steht Helen meiner Tochter Claire sehr
    nah, doch jetzt, wo die beiden verschiedene Colleges
    besuchen, ist die Verbindung etwas lockerer geworden.
    Die Littell-Agee-Romanze scheint sich auf drei oder
    vier gemeinsame Nächte pro Woche zu beschränken.
    Beide wohnen nach wie vor getrennt, und ich gehe
    davon aus, daß das so bleiben wird. Ich werde Littell
    weiter im Auge behalten.
    Hochachtungsvoll
    Kemper Boyd
    275
    DOKUMENTENEINSCHUB: 30. 4. 59. Persönliches
    Schreiben: Kemper Boyd an Ward J. Littell
    Ward,
    ich rate Dir dringend, Dich von Celanos Schneiderei
    und der Gegend um den Lauschposten fernzuhalten
    und darauf zu achten, daß Du nicht mehr mit Court
    Meade gesehen wirst. Ich glaube, ich habe den lei-
    sen Verdacht, den Mr. Hoover gegen Dich hätte hegen
    können, besänftigt, aber man kann nicht vorsichtig
    genug sein. Ich rate dir dringend, Deine Beziehungen zu
    Meade abzubrechen. Vernichte diesen Brief umgehend.
    KB
    DOKUMENTENEINSCHUB: 4. 5. 59. Zusammenfas-
    sender Bericht: Kemper Boyd an John Stanton. PER-
    SÖNLICH/VERTRAULICH IN VERSCHLOSSENER
    DOKUMENTENMAPPE ZU ÜBERGEBEN
    John,
    hier das Update, das Sie in Ihrer letzten Mitteilung
    angefordert haben. Bitte entschuldigen Sie die Ver-
    spätung, aber wie Sie selbst gesagt haben, bin ich
    »vielfältig beschäftigt«.
    1. Ja, das Mandat des McClellan-Ausschusses zur
    276
    Untersuchung krimineller Umtriebe in Zuammenhang
    mit gewerkschaftlicher Tätigkeit ist ausgelaufen. Nein,
    die Kennedys haben mir keinen neuen Job angeboten,
    aber ich denke, das werden sie bald tun. Es gibt zahl-
    reiche Möglichkeiten, da ich sowohl Anwalt wie Polizist
    bin. Ja, ich habe mich mit Jack über Kuba unterhalten.
    Er ist ausgesprochen antikommunistisch, seinem Ruf
    als Liberaler zum Trotz. Ich bin optimistisch.
    2. Das »Vorsprechen« im Boynton Beach Motel ist
    beendet. Heute ist die vom Stellvertretenden Direktor
    Bissell geforderte 90tägige Quarantäne abgeschlossen,
    und morgen werden die meisten der Männer nach
    Louisiana geschickt. Guy Banister hat ein Netzwerk
    legal ausgewanderter Kubaner, die sie aufnehmen. Sie
    verschaffen ihnen Unterkunft, Arbeit und Referenzen,
    damit sie ein Visum bekommen. Guy wird die Männer
    durch sein eigenes Schulungs- und Ausbildungspro-
    gramm schleusen.
    Für den Kern unseres Blessington-Kaders habe ich
    vier Männer ausgewählt. Sie sind in meinen Augen
    die besten der 53 Männer des »Bananenboots« vom
    4. 2. 59. Da ich »vielfältig beschäftigt« bin, konnte ich
    während der Quarantänezeit nicht allzuoft anwesend
    sein, aber fähige Ausbildungsoffiziere haben sie an-
    hand der von mir festgelegten Schulungsrichtlinien
    überprüft und psychologische Tests durchgeführt.
    Diese Richtlinien waren äußerst streng. Ich habe
    die Lügendetektortests persönlich überwacht, um
    festzustellen, ob sich unter unseren Kandidaten ein
    277
    von Castro eingeschleuster Informant befindet. Alle
    53 Männer haben bestanden (ich nehme an, daß
    der auf dem Boot umgebrachte Mann der Spitzel
    war). Dann wurden sie noch einmal unter Zuhil-
    fenahme von Pentothai überprüft. Auch da haben
    alle bestanden.
    Danach wurden sie verhört. Wie ich vermutete,
    haben alle 53 Männer in Kuba ein langes Vorstra-
    fenregister aufzuweisen. Zu ihren Vergehen gehören
    unter anderem Raub, Einbruch, Brandstiftung, Hero-
    inschmuggel, Mord sowie unterschiedliche »politische
    Verbrechen«. Einer der Männer erwies sich als pervers;
    er hat in Havanna sechs kleine Kinder vergewaltigt
    und umgebracht. Ein anderer war ein

Weitere Kostenlose Bücher