Ein amerikanischer Thriller
aufgelöst
wird, wirst Du wohl für die Kennedys tätig sein?
Mach’s gut!
WJL
DOKUMENTENEINSCHUB: 26. 4. 59. Persönliches
Schreiben: Kemper Boyd an J. Edgar Hoover. STRENG
VERTRAULICH.
Sir,
ich wollte Ihnen ein paar Zeilen schreiben, um Sie über
Ward Littell auf dem laufenden zu halten. Littell und
ich telefonieren regelmäßig, und ich bin nach wie vor
274
überzeugt, daß er nicht auf eigene Faust offen oder
verdeckt gegen das organisierte Verbrechen ermittelt.
Sie haben erwähnt, daß Littell in der Nähe von
Celanos Schneiderei und beim Lauschposten des Top-
Hoodlum-Programms gesehen wurde. Ich habe Littell
darauf angesprochen und seine Erklärung hat mich
überzeugt: Er und Special Agent Court Meade waren
zum Mittagessen verabredet.
Littells Privatleben scheint um seine Affäre mit
Helen Agee zu kreisen. Diese Affäre belastet seine
Beziehung zu seiner Tochter Susan, die gegen die Li-
aison ist. Sonst steht Helen meiner Tochter Claire sehr
nah, doch jetzt, wo die beiden verschiedene Colleges
besuchen, ist die Verbindung etwas lockerer geworden.
Die Littell-Agee-Romanze scheint sich auf drei oder
vier gemeinsame Nächte pro Woche zu beschränken.
Beide wohnen nach wie vor getrennt, und ich gehe
davon aus, daß das so bleiben wird. Ich werde Littell
weiter im Auge behalten.
Hochachtungsvoll
Kemper Boyd
275
DOKUMENTENEINSCHUB: 30. 4. 59. Persönliches
Schreiben: Kemper Boyd an Ward J. Littell
Ward,
ich rate Dir dringend, Dich von Celanos Schneiderei
und der Gegend um den Lauschposten fernzuhalten
und darauf zu achten, daß Du nicht mehr mit Court
Meade gesehen wirst. Ich glaube, ich habe den lei-
sen Verdacht, den Mr. Hoover gegen Dich hätte hegen
können, besänftigt, aber man kann nicht vorsichtig
genug sein. Ich rate dir dringend, Deine Beziehungen zu
Meade abzubrechen. Vernichte diesen Brief umgehend.
KB
DOKUMENTENEINSCHUB: 4. 5. 59. Zusammenfas-
sender Bericht: Kemper Boyd an John Stanton. PER-
SÖNLICH/VERTRAULICH IN VERSCHLOSSENER
DOKUMENTENMAPPE ZU ÜBERGEBEN
John,
hier das Update, das Sie in Ihrer letzten Mitteilung
angefordert haben. Bitte entschuldigen Sie die Ver-
spätung, aber wie Sie selbst gesagt haben, bin ich
»vielfältig beschäftigt«.
1. Ja, das Mandat des McClellan-Ausschusses zur
276
Untersuchung krimineller Umtriebe in Zuammenhang
mit gewerkschaftlicher Tätigkeit ist ausgelaufen. Nein,
die Kennedys haben mir keinen neuen Job angeboten,
aber ich denke, das werden sie bald tun. Es gibt zahl-
reiche Möglichkeiten, da ich sowohl Anwalt wie Polizist
bin. Ja, ich habe mich mit Jack über Kuba unterhalten.
Er ist ausgesprochen antikommunistisch, seinem Ruf
als Liberaler zum Trotz. Ich bin optimistisch.
2. Das »Vorsprechen« im Boynton Beach Motel ist
beendet. Heute ist die vom Stellvertretenden Direktor
Bissell geforderte 90tägige Quarantäne abgeschlossen,
und morgen werden die meisten der Männer nach
Louisiana geschickt. Guy Banister hat ein Netzwerk
legal ausgewanderter Kubaner, die sie aufnehmen. Sie
verschaffen ihnen Unterkunft, Arbeit und Referenzen,
damit sie ein Visum bekommen. Guy wird die Männer
durch sein eigenes Schulungs- und Ausbildungspro-
gramm schleusen.
Für den Kern unseres Blessington-Kaders habe ich
vier Männer ausgewählt. Sie sind in meinen Augen
die besten der 53 Männer des »Bananenboots« vom
4. 2. 59. Da ich »vielfältig beschäftigt« bin, konnte ich
während der Quarantänezeit nicht allzuoft anwesend
sein, aber fähige Ausbildungsoffiziere haben sie an-
hand der von mir festgelegten Schulungsrichtlinien
überprüft und psychologische Tests durchgeführt.
Diese Richtlinien waren äußerst streng. Ich habe
die Lügendetektortests persönlich überwacht, um
festzustellen, ob sich unter unseren Kandidaten ein
277
von Castro eingeschleuster Informant befindet. Alle
53 Männer haben bestanden (ich nehme an, daß
der auf dem Boot umgebrachte Mann der Spitzel
war). Dann wurden sie noch einmal unter Zuhil-
fenahme von Pentothai überprüft. Auch da haben
alle bestanden.
Danach wurden sie verhört. Wie ich vermutete,
haben alle 53 Männer in Kuba ein langes Vorstra-
fenregister aufzuweisen. Zu ihren Vergehen gehören
unter anderem Raub, Einbruch, Brandstiftung, Hero-
inschmuggel, Mord sowie unterschiedliche »politische
Verbrechen«. Einer der Männer erwies sich als pervers;
er hat in Havanna sechs kleine Kinder vergewaltigt
und umgebracht. Ein anderer war ein
Weitere Kostenlose Bücher