Ein amerikanischer Thriller
nicht mal, daß wir Leute mit
Beziehungen sind. Ich bin mir vorgekommen wie Super
Duck. Ich glaube, ich sollte mir ein Super-Duck-Kostüm
zulegen, und das nächste Mal, wenn ich die Kids nach
Disneyland mitnehme, zieh’ ich’s mir an.
Malvaso: Quatsch, Scheißquatsch, du flossenfüßiger
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Entenbürzel. Du mußtest natürlich rumballern. Als ob
ein Scheißüberfall kein Scheißüberfall wäre, wenn so ein
erpeliger Enterich nicht auf den Abzug drückt.
(Hinweis: Die Polizei von Kenilworth berichtet von
ungeklärten Schüssen, die am 16. 4. 59 um 23 Uhr 40
in der Westmoreland Avenue, Block 2600, abgegeben
wurden.)
Di Pasquale: Na und, quak, quak. Hat doch geklappt.
Wir haben die Sore schön und sicher verstaut und –
Malvaso: – zu scheißöffentlich für meinen Geschmack.
Di Pasquale: Quak, quak. Was sind schon sechzig
Tage Warten, wenn’s ums Verteilen geht. Donald wartet
jetzt schon zwanzig Jahre darauf, Daisy zu bumsen, nur
weil Walt Disney ihn nicht läßt. Weißt du noch, letztes
Jahr? Wo Jewboy Lenny bei meiner Geburtstagsparty auf-
getreten ist? Die Nummer, wo Daisy Donald mit ihrem
Entenschnabel den Schwanz lutscht? Haben wir gelacht.
Malvaso: Quak, quak, du Entenbürzel.
(Hinweis: Baugeräusche übertönten den Rest des Ge-
sprächs. Türenschlagen um 23 Uhr 10.)
Littell überprüfte die Top-Hoodlum-Akte. Malvaso und Di
Pasquale wohnten in Evanston.
Er spielte das Band vom 18. 4. 59 ab und verglich es mit
dem Transkript.
Russ Davis hatte den Schluß weggelassen.
»Chattanooga Choo Choo«, summte Dewey The Duck.
»Ich hab’ den Schlüssel zu deinem Herzen«, sang Malvaso.
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»Zu öffentlich«, »Schlüssel« und »Choo Choo«. Zwei Vorstadt-
Gangster, die sich mit der Aufteilung der Beute sechzig Tage
Zeit ließen.
Es gab über vierzig Vorstadt-Bahnhöfe mit Anschlüs-
sen nach Chicago. Mit über vierzig Warteräumen mit
Gepäckaufbewahrungsfächern.
Die Fächer wurden für einen Monat vermietet. Nur ge-
gen bar, kein Registereintrag, kein Name auf der Quittung.
Zwei Räuber. Zwei verschiedene Schlüssel pro Tür.
Laut Gesetz des Staates Illinois wurden die Schlösser alle
neunzig Tage ausgetauscht.
Tausende von Schließfächern. Unmarkierte Schlüssel.
Sechzig Tage bis zur Aufteilung der Beute – von denen
dreiunddreißig verstrichen waren. Die Schließfächer waren
mit Stahl ausgekleidet. Die Warteräume wurden rund um
die Uhr bewacht.
Littell dachte zwei ganze Tage nach. Mit dem Ergebnis:
Er konnte sie beschatten. Aber wenn sie das Geld abholten,
stand er hilflos da.
Er konnte nur einen Räuber auf einmal verfolgen. Er-
gebnis: Die ohnehin schlechten Chancen standen noch mal
so schlecht.
Er versuchte es trotzdem. Er beschloß, die Red-Squad-
Berichte zu türken und die Männer eine Woche lang ab-
wechselnd zu beschatten.
Erster Tag: Er beschattet Rocco Malvaso von 8 Uhr früh
bis Mitternacht. Rocco fährt zu Spelunken, Gewerkschafts-
büros und zur Wohnung seiner Freundin in Glencoe.
Rocco kommt nie auch nur in die Nähe eines Bahnhofs.
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Zweiter Tag: Er verfolgt Dewey The Duck von 8 Uhr früh
bis Mitternacht. Dewey holt an verschiedenen Sammelstel en
Nuttengelder ab.
Dewey kommt nicht mal in die Nähe eines Bahnhofs.
Dritter Tag: Er verfolgt Rocco Malvaso von 8 Uhr bis
Mitternacht. Rocco fährt nach Milwaukee, wo er widerbor-
stige Zuhälter mit der Pistole zusammenschlägt.
Rocco kommt nicht mal in die Nähe eines Bahnhofs.
Vierter Tag: Er verfolgt Dewey The Duck von 8 Uhr
bis Mitternacht. Dewey, als Donald Duck verkleidet, un-
terhält die Kleinen bei Dewey Juniors Geburtstagsparty
im Garten.
Dewey kommt nicht mal in die Nähe eines Bahnhofs.
Fünfter Tag: Er verfolgt Rocco Malvaso von 8 Uhr bis
Mitternacht. Rocco verbringt die Zeit mit einem Callgirl
im Blackhawk Hotel in Chicago.
Rocco kommt nicht mal in die Nähe eines Bahnhofs.
Sechster Tag, 8 Uhr: Beginn der Beschattung von Dewey
The Duck.
9 Uhr 40: Das Auto von Dewey springt nicht an.
Mrs. Duck bringt Dewey zum Bahnhof von Evanston.
Dewey läßt sich im Warteraum viel Zeit.
Dewey guckt sich die Schließfächer an.
Schließfach Nummer 19 hat einen Donald-Duck-Aufkleber.
Littell kippt fast aus den Latschen.
Sechste, siebte, achte Nacht: Er beschattet den Bahnhof.
Kriegt raus, daß der Wachmann um 3 Uhr 10 Kaffeepause
macht.
Der Mann geht ein paar Häuser weiter zu einem rund
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um die Uhr offenen Café. Der Warteraum bleibt
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