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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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Sachen.
    Pete nippte an seinem Bier. Einige Wachen kamen mit
    ausgestreckten Händen auf ihn zu.
    Er schmierte sie mit je einem Zehner. Die Uniformen
    machten ihm Spaß: jede Menge ausgefranstes Khaki und
    Epauletten wie die Platzanweiser in Grauman’s Chinese
    Theatre.
    Ein kleiner Latino fuchtelte mit der Kamera herum. »Spielst
    du Football, hombre ?He, Großer, spielst du Football?«
    Jemand warf ihm einen Football zu. Pete fing ihn mit
    einer Hand auf. Ein Blitzlicht explodierte ihm dicht vor
    den Augen.
    Kapiert? Die wollen, daß du für sie posierst.
    Er ging in die Hocke und schwenkte den Ball hin und
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    her wie Johnny Unitas. Er spielte einen Paß, blockierte ei-
    nen unsichtbaren Linienmann und köpfte den Ball weg wie
    das schwarze südamerikanische Fußball-As, das er mal im
    Fernsehen gesehen hatte.
    Die Spics applaudierten. Die Spics jubelten. Die Blitz-
    lichter bli-bli-blitzten.
    »He«, rief jemand, »das ist Robert Mitchum!«
    Bauerntölpel rannten auf die Rollbahn und wedelten mit
    ihren Autogrammbüchern. Pete rannte zu einem Taxistand
    am Eingang.
    Kleine Jungs versuchten, ihn zu einem Taxi zu zerren.
    Taxitüren öffneten sich, Wechseln, presto chango .
    Pete wich einem Ochsenkarren aus und stieg in einen
    alten Chevy. »Sie sind nicht Robert Mitchum«, sagte der
    Fahrer.
    Sie fuhren durch Havanna. Tiere und Straßengesindel ver-
    stopften den Verkehr. Mehr als zehn Meilen die Stunde
    schafften sie nicht.
    Es war 10 Uhr abends und immer noch fast 30 Grad.
    Die Hälfte der Clowns auf der Straße trug Kampfanzug
    und Christusbart.
    Die weißgetünchten Häuser im spanischen Stil mußte
    man gesehen haben. Ebenso die Plakate an den Fassaden:
    ein lächelnder Fidel Castro, ein schäumender Fidel Castro,
    Fidel Castro mit Zigarre.
    Pete zog den Schnappschuß raus, den Boyd ihm mitge-
    geben hatte.
    »Kennen Sie den Mann?«
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    » Si «,sagte der Fahrer. »Das ist Mr. Santo Junior. Er ist
    in Schutzhaft im Hotel Nacional.«
    »Dann bringen Sie mich dahin.«
    Pancho wendete auf die Gegenspur. Pete erblickte die
    Hotelreihe vor sich – eine Reihe halbgarer Wolkenkratzer
    mit Strandblick.
    Die Lichter spiegelten sich schimmernd im Wasser. Das
    Leuchten verlieh den Wellen einen türkisblauen Glanz.
    Das Taxi fuhr beim Nacional vor. Pagen schwärmten
    aus – Clowns in abgewetzten Abendanzügen. Pete steckte
    dem Fahrer eine Zehndollarnote zu – dem Kerl kamen fast
    die Tränen.
    Pagen streckten die Hände aus. Pete füllte sie zehndol-
    larweise. Der Begleittrupp schob ihn ins Casino.
    Die Bude war gerammelt vol . Die Kommunisten standen
    auf kapitalistische Spiele.
    Die Croupiers trugen Schulterhalfter. Der Blackjack-Tisch
    wurde von Milizangehörigen betrieben. Die Kundschaft war
    hundertprozentig südamerikanisch.
    Ziegen strichen umher. Hunde planschten auf einem was-
    sergefüllten Würfeltisch herum. Die Unterhaltungsshow bei
    den Spielautomaten mußte man gesehen haben: ein Airedale
    und ein Chihuahua beim Ficken.
    Pete packte einen Pagen und schrie ihm ins Ohr: »Santo
    Trafficante. Bekannt?«
    Drei Hände streckten sich ihm entgegen. Drei Zehner
    wechselten den Besitzer. Jemand schubste ihn in einen
    Lift.
    Fidel Castros Kuba – ein Nigger-Himmel.
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    Der Lift fuhr hinauf. Ein Milizsoldat öffnete die Tür mit
    der Pistole in der Hand.
    Dollarnoten purzelten ihm aus den Taschen. Pete fügte
    einen Zehner hinzu. Die Pistole verschwand, rápidamente.
    »Wollen Sie in Schutzhaft, señor ?Kostet fünfzig Dollar
    am Tag.«
    »Was krieg’ ich dafür?«
    »Ein Zimmer mit Fernsehapparat, Gourmetessen, Glücks-
    spiel und Frauen. Leute mit amerikanischem Paß werden nun
    mal bis auf weiteres in Kuba festgehalten, und Havanna ist
    im Augenblick etwas unsicher. Warum den Zwangsaufenthalt
    nicht genießen?«
    Pete zeigte seinen Paß vor. »Ich bin Kanadier.«
    »Ja. Und zwar französischer Abstammung, wie ich höre.«
    Der Korridor war von dampfenden Servierwagen gesäumt.
    Pagen schoben Cocktailwagen vorbei. Zwei Türen weiter
    schiß eine Ziege auf den Teppich.
    Pete lachte. »Euer Castro ist mir viel eicht ein Hoteldirektor.«
    »Ja. Selbst Mr. Santo Trafficante hat einräumen müssen,
    daß es in Amerika keine Viersterne-Gefängnisse gibt.«
    »Ich möchte zu Mr. Trafficante.«
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Pete schloß sich ihm an. Volltrunkene Gringos schwank-
    ten durch den Korridor. Der Wächter machte ihn auf die
    Highlights der Schutzhaft aufmerksam.
    In Suite 2314 konnte man

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