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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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…«
    »Padre, das tut bitter weh.«
    »Ich hab’ dir das Leben gerettet, Sal. Anders kriegst du
    keinen Cent mehr von mir.«
    »Schon gut, schon gut. Vergib mir, Vater, denn ich bin
    ’nem ehemaligen Seminaristen und Bul en in den Arsch ge –«
    Littell legte auf.
    Bei der Sondereinheit war nichts los, wie stets am Wochen-
    ende. Der Agent, der Telefondienst hatte, ignorierte ihn.
    Littell setzte sich ans Telexgerät und gab eine Anfrage an
    das Büro in Dallas durch.
    Die Antwort würde mindestens zehn Minuten auf sich
    warten lassen. Er rief Midway an wegen Fluginformationen
    – und hatte Glück.
    Der Pan-Am-Zubringer ging mittags nach Dallas. Der
    Rückflug brachte ihn kurz nach Mitternacht zurück.
    Das Telexgerät spuckte die Antwort aus: Jacob Rubenstein/
    alias Jack Ruby, geboren am 24. 3. 11.
    Der Mann hatte drei Festnahmen wegen Erpressung, war
    aber nie schuldig gesprochen worden: ’47, ’49 und ’53.
    Der Mann war der Zuhälterei verdächtig und als Infor-
    mant für die Polizei von Dallas tätig.
    Gegen den Mann wurde 1956 aufgrund einer Anzeige
    des Tierschutzvereins ermittelt. Der Mann wurde nachhaltig
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    verdächtigt, Hunde sexuell zu belästigen. Der Mann war
    dafür bekannt, gelegentlich Geld zu Wucherzinsen an Ge-
    schäftsleute und verzweifelte Ölsucher zu verleihen.
    Littell zerriß das Telex. Jack Ruby war die Reise wert.
    Das Brummen des Flugzeugs und drei Scotch wiegten ihn
    in den Schlaf. Mad Sals Beichten flossen ineinander wie ein
    Hitparaden-Medley.
    Sal läßt den Negerjungen um sein Leben flehen. Sal gibt
    dem Mann, der seine Wetten nicht bezahlt hat, Abflußrei-
    niger zu schlucken. Sal köpft zwei Jungs, die einer Nonne
    nachgepfiffen haben.
    Er hatte die Todesfälle überprüft. Alle vier galten als
    »ungelöst«. Alle Opfer waren nach Eintritt des Todes rektal
    vergewaltigt worden.
    Littell wachte schweißgebadet auf. Die Stewardeß reichte
    ihm unaufgefordert einen Drink.
    Der »Carousel-Club« war ein Striptease-Schuppen im Rot-
    lichtbezirk. Auf dem Plakat waren üppige Mädchen im Bikini
    zu sehen.
    Auf einem Schild stand: Geöffnet ab 18 Uhr.
    Littell parkte hinter dem Gebäude und wartete ab.
    Der Mietwagen roch durchdringend nach Sex und Haar-
    pomade.
    Ein paar Bullen fuhren vorbei. Ein Mann winkte ihm zu.
    Littell begriff: Die denken, du bist ein Kollege, der ebenfalls
    bei Jack abkassiert.
    Um 17 Uhr 15 fuhr Ruby vor. Er war allein.
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    Ein Hundeficker und Zuhälter. Da durfte man nicht
    zimperlich sein.
    Ruby stieg aus dem Wagen und schloß die Hintertür
    zum Club auf.
    Littell rannte ihm nach und holte ihn ein.
    »FBI«, sagte er. »Hände nach oben.« Kemper Boyd hätte
    das nicht besser machen können.
    Ruby schaute ihn skeptisch an. Er trug einen komischen
    kleinen, runden Filzhut.
    »Taschen ausleeren«, sagte Littell. Ruby tat wie geheißen.
    Ein Banknotenbündel, Hundekuchen und eine kurzläufige
    .38er fielen zu Boden.
    Ruby spuckte darauf. »Mit geldhungrigen Gesetzesvertre-
    tern aus der Vorstadt kenne ich mich bestens aus. Ich weiß,
    was sich für billige Bullen in billigen blauen Anzügen mit
    Schnapsfahnen gehört. Bedien dich, und dann hau verdammt
    noch mal ab.«
    Littell hob einen Hundekuchen auf. »Iß das, Jack.«
    Rubys Haltung straffte sich – er wiegte sich auf den Ze-
    henspitzen wie ein kampfbereiter Leichtgewichtsboxer. Littell
    ließ Pistole und Handschellen aufblitzen.
    »Du sollst den Hundekuchen essen.«
    »Was soll das …«
    »›Was soll das, Sir .‹«
    »Was soll das, Sir, was zum Teufel denken Sie denn –«
    Littel stopfte ihm den Hundekuchen in den Mund. Ruby
    fing unwil kürlich an zu kauen, um nicht daran zu ersticken.
    »Du kriegst Aufträge von mir, Jack. Wenn du nicht
    mitmachst, werden dich die Steuerbehörden überprüfen,
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    FBI-Agenten werden deine Kunden nach Waffen abtasten
    und die Dallas Morning News deinen Hang zu Hunden
    publik machen.«
    Ruby kaute. Ruby spuckte Krümel. Littell trat ihm die
    Beine weg.
    Ruby fiel auf die Knie. Littell stieß die Tür auf, und
    Ruby ins Innere.
    Ruby wollte aufstehen. Littell stieß ihn erneut zu Bo-
    den. Der Raum war zehn Quadratmeter groß und voller
    Striptease-Klamotten.
    Littell trat Ruby einen Kleiderhaufen ins Gesicht. Littell
    warf ihm einen weiteren Hundekuchen in den Schoß.
    Ruby steckte ihn in den Mund. Ruby gab scheußliche
    Laute von sich.
    »Beantworte mir eine Frage«, sagte Littell. » Hast du je
    Schuldner an finanzkräftigere Wucherer verwiesen?

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