Ein amerikanischer Thriller
«
Ruby nickte – ja ja ja ja ja.
»Sal D’Onofrio hat dir das Geld geliehen, um den Laden
hier zu kaufen. Nick mit dem Kopf, wenn’s stimmt.«
Ruby nickte. Er hatte sich mit den Füßen in schmutzigen
Büstenhaltern verfangen.
»Sal bringt laufend Leute um. Weißt du das?«
Ruby nickte. Im anderen Raum hörte man Hunde bel en.
»Er foltert gerne, Jack. Es macht ihm Spaß, anderen Men-
schen weh zu tun.«
Ruby bewegte den Kopf heftig auf und ab. Seine Wangen
blähten sich wie bei dem toten Jungen im Leichenschauhaus.
»Sal hat einen Mann mit dem Schweißbrenner getötet. Da
kam die Frau des Mannes unerwartet nach Hause. Sal hat
289
ihr einen benzingetränkten Lappen in den Mund gestopft
und ihn angezündet. Er sagte, daß sie gestorben ist wie ein
feuerspeiender Drache.«
Ruby machte sich in die Hosen. Littell sah, wie der Flek-
ken im Schoß sich ständig vergrößerte.
»Sal will, daß du ein paar Dinge schnallst. Erstens: Dei-
ne Schulden bei ihm sind gestrichen. Zweitens: Wenn du
nicht mit mir zusammenarbeitest oder mich an die Firma
oder irgendwelche Bullenfreunde verpfeifst, kommt er nach
Dallas und vergewaltigt dich und bringt dich um. Hast
du kapiert?«
Ruby nickte – ja ja ja. Hundekuchenkrümel kamen ihm
zur Nase heraus.
Wie sagte Kemper Boyd – NIE SCHWACH WERDEN.
»Du wirst keinerlei Kontakt zu Sal aufnehmen. Meinen
Namen erfährst du nicht. Du sagst keinem Menschen was.
Du rufst mich jeden Dienstag um 11 Uhr morgens an einem
öffentlichen Fernsprecher in Chicago an. Ich ruf dich an
und geb’ dir die Nummer. Hast du kapiert?«
Ruby nickte – ja ja ja ja ja ja. Die Hunde heulten und
kratzten an der Tür.
»Ich will, daß du für Sal einen wichtigen Schuldner auf-
treibst. Einen, den Sal an Giancana und die Pensionskasse
weiterverweisen kann. Nick, wenn du mit al em einverstanden
bist, nick zweimal, wenn du alles kapiert hast.«
Ruby nickte dreimal.
Littell ging.
Der Hundelärm wurde zur Kakophonie.
290
Das Flugzeug landete um Mitternacht. Er fuhr nach Hause,
in gehobener Stimmung und völlig erschöpft.
Helens Wagen stand vor dem Haus. Sie war bestimmt
wach; in ernster Stimmung; auf Versöhnung bedacht.
Littell fuhr zu einem Schnapsladen und kaufte sich eine
kleine Flasche. Ein Säufer bettelte ihn an. Er gab ihm einen
Dol ar – das arme Schwein sah ein bißchen aus wie Jack Ruby.
Es war Sonntag. Ein Uhr morgens. Viel eicht hatte Court
Meade Lauschpostendienst.
Er rief an. Niemand antwortete. Ein Top-Hoodlum-
Mitarbeiter schwänzte die Schicht.
Kemper hatte ihm nahegelegt, sich nicht bei dem Posten
blicken zu lassen. Gegen einen allerletzten Besuch dürfte er
wohl nichts einzuwenden haben.
Littell fuhr hin und schloß die Tür auf. Der Empfangs-
kasten war aus der Leitung gezogen, der Raum geputzt und
aufgeräumt. Eine an der Mittelkonsole befestigte Notiz er-
klärte warum:
Mitteilung:
Celanos Schneiderei wird zum 17. 5. bis 20. 5. 59 ausge-
räuchert. Die Schichten werden so lange ausgesetzt.
Littell öffnete die Flasche. Er brauchte nur ein paar Drinks,
um wieder frisch zu sein, vor Einfällen sprühend.
Sein Verstand lief auf Hochtouren.
Sal brauchte Geld. Court Meade hatte was von einem
Überfall auf eine Zockerparty gesagt. Mr. Hoover hatte an-
geordnet, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen.
291
Littell überprüfte die Transkripte der Abhörstation. Er
fand das Gespräch über den Überfall, das Special Agent
Russ Davis vergangenen Monat abgelegt hatte.
18. 4. 59. 22 Uhr. Allein in der Schneiderei:
Rocco Malvaso und Dewey »The Duck« Di Pasquale. Glä-
serklingen. Durch Preßlufthammer- und allgemeine Bauge-
räusche auf der Michigan Avenue übertönt. Zwei Minuten
verstrichen, in denen beide Männer offensichtlich das Klo
aufsuchten. Dann fand folgendes Gespräch statt:
Malvaso: Te salud, Ente.
Di Pasquale: Quak, quak. Und das Schönste dran ist,
daß die das nie anzeigen können.
Malvaso: Die Bullen von Kenilworth würden sich in
die Hosen machen. Ein spießigeres Nest gibt’s nicht. Wohl
das einzige Mal in seiner Geschichte, daß zwei Kerle wie
wir bei einem Würfelspiel achtzig Riesen eingesackt haben.
Di Pasquale: Quak, quak. Schau, das waren Leute,
die auf eigene Rechnung gearbeitet und nichts anderes
verdient haben. Schau, wenn du dich nicht mit Momo
verbündest, bist du keinen Entenfurz wert. Du, wir ha-
ben Masken getragen und die Stimmen verstellt. Dabei
wissen diese Bauerntölpel
Weitere Kostenlose Bücher