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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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sich Pornofilme angucken, die
    Leinwand war ein Bettuch. In Suite 2319 konnte man sich mit
    Roulette, Würfeln und Baccarat vergnügen. Suite 2329 bot
    nackte Nutten auf Abruf. Suite 2333 eine Lesben-Liveshow.
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    In Suite 2341 gab es Spanferkel vom Rost. Die Suiten 2350
    bis 2390 waren zu einem Golfübungsplatz zusammenge-
    legt. Ein Latino-Caddy quetschte sich an ihnen vorbei und
    schleppte Golfschläger. Der Wächter schlug vor der Tür Nr.
    2394 die Hacken zusammen.
    »Mr. Santo, ein Besucher für Sie!«
    Santo Trafficante Jr. öffnete.
    Er war um die Vierzig, untersetzt. Er trug rohseidene
    Bermudashorts und eine Brille.
    Der Wächter zog sich zurück. »Die beiden Dinge, die ich
    am meisten hasse«, sagte Trafficante, »sind Kommunisten
    und Chaos.«
    »Mr. Trafficante, ich bin –«
    »Ich habe Augen im Kopf. Und eine Brille dazu. Sie sind
    Pete Bondurant, der für Jimmy Leute umlegt. Da kommt
    so ein Zweimeter-Gorilla an meine Tür und macht seinen
    Diener. Ich kann zwei und zwei zusammenzählen.«
    Pete trat ins Zimmer. Trafficante lächelte.
    »Kommen Sie, um mich zurückzubringen?«
    »Nein.«
    »Jimmy hat Sie geschickt, nicht?«
    »Nein.«
    »Mo? Carlos? Ich langweile mich derart, daß ich mit einem
    Riesengorilla Ratespiele spiele. He, was ist der Unterschied
    zwischen einem Gorilla und einem Neger?«
    »Es gibt keinen?« sagte Pete.
    Trafficante seufzte. »Er kennt ihn schon, der Trampel.
    Mein Vater hat mal jemanden umgelegt, nur weil der ihm
    eine Pointe versaut hat. Mal was von meinem Vater gehört?«
    303
    »Von Santo Trafficante Senior?«
    » Salud, Franzmann. Jesus, ich langweile mich derart, daß
    ich mit einem Gorilla Witze reiße.«
    Aus einem Kühlungsschlitz triefte Schweinefett. Die Suite
    war widerlich modern eingerichtet – jede Menge Farben, die
    nicht zueinander paßten.
    Trafficante kratzte sich an den Eiern. »Also, wer hat dich
    geschickt?«
    »Ein CIA-Mann namens Boyd.«
    »Ich kenn’ nur einen CIA-Mann, einen Redneck namens
    Chuck Rogers.«
    »Ich kenne Rogers.«
    Trafficante zog die Tür zu. »Ich weiß, daß du ihn kennst.
    Ich weiß alles über dich und den Taxistand und über dich
    und Fulo und Rogers, und ich weiß Dinge, von denen du dir
    wünschst, daß ich sie nicht wüßte, da gehe ich jede Wette
    ein. Weißt du, wieso ich das weiß? Weil man in unserer
    Branche liebend gern klatscht. Nur ein Scheißgutes hat die
    Sache, nämlich, daß keiner von uns mit Leuten außerhalb
    der Branche tratscht.«
    Pete blickte zum Fenster hinaus. Der Ozean schimmerte
    türkisblau.
    »Boyd wünscht, daß Sie Carlos Marcello, Sam Giancana
    und Johnny Rosselli eine Nachricht schicken. Sie sollen
    ihnen mitteilen, daß Sie nicht möchten, daß wegen der
    Nationalisierung der Casinos etwas gegen Castro unter-
    nommen wird. Ich nehme an, die CIA hat Schiß, die
    Firma könnte durchdrehen und der CIA das Konzept
    vermasseln.«
    304
    Trafficante nahm Block und Stift vom Fernseher. Er schrieb
    zügig, während er klar und deutlich verkündete:
    »Sehr geehrter Herr Premierminister Castro, Sie kom-
    munistische Hundescheiße. Ihre Revolution ist ein roter
    Scheißdreck. Wir haben Ihnen gutes Geld gezahlt, damit wir,
    nachdem Sie die Macht übernommen haben, unsere Casinos
    behalten können, aber Sie haben unser Geld genommen und
    uns in den Arsch gefickt, bis uns das Blut rauslief. Sie sind
    ein größeres Stück Scheiße als die Tunte Bobby Kennedy
    und sein tuntiger McClellan-Untersuchungsausschuß. Ich
    wünsche Ihnen höchstpersönlich die Syphilis an Gehirn und
    Schwanz, Sie kommunistisches Arschloch, weil Sie unser
    schönes Hotel Nacional versaut haben.«
    Golfbäl e pral ten den Korridor hinunter. Trafficante zuckte
    zusammen und hielt die Nachricht hoch.
    Pete las. Santo Juniors Botschaft hätte nicht besser sein
    können – klar, eindeutig, grammatikalisch korrekt.
    Pete steckte die Nachricht in die Tasche. »Danke,
    Mr. Trafficante.«
    »Scheißgern geschehen, und ich sehe, daß du überrascht
    bist, daß ich was schreiben und gleichzeitig was anderes
    sagen kann. Jetzt geh und sag deinem Mr. Boyd, die Zusage
    gilt nur auf ein Jahr und nicht länger. Sag ihm, was Kuba
    betrifft, sitzen wir alle im gleichen Boot, daher sei es in
    unserem ureigensten Interesse, das Boot nicht zu sehr ins
    Schaukeln zu bringen.«
    »Das wird er zu schätzen wissen.«
    »Schätzen – Scheißdreck. Wenn er das zu schätzen wüßte,
    würdest du mich hier rausholen.«
    305
    Pete sah auf die Uhr. »Ich habe

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