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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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sicher?«
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    »Ich glaube, daß dich deine Arbeit beim Red Squad lang-
    weilt und bedrückt. Du redest nur verächtlich darüber, und
    seit Monaten wil st Du dich nur darauf konzentriert haben?«
    »Und?«
    »Und du hast Alpträume und murmelst etwas auf Latein
    im Schlaf.«
    »Und?«
    »Und du ziehst dich immer mehr zurück, sogar wenn wir
    zusammen sind. Du benimmst dich zusehends so, als ob du
    sechsundvierzig bist und ich einundzwanzig und es Dinge
    gibt, die du mir nicht sagen kannst, weil ich sie doch nicht
    verstehen würde.«
    Littell ergriff ihre Hände. Helen machte sich los und
    schlug dabei einen Serviettenständer vom Tisch.
    »Kemper erzählt Claire alles. Ich wollte, du würdest dir
    darin ein Beispiel nehmen.«
    »Kemper ist Claires Vater. Ich bin nicht dein Vater.«
    Helen stand auf und griff nach ihrer Handtasche. »Ich
    denk auf dem Nachhauseweg darüber nach.«
    »Was ist denn mit deiner Vorlesung um 9 Uhr 30?«
    »Es ist Samstag, Ward. Dein Job nimmt dich so in An-
    spruch, daß du nicht einmal weißt, welchen Tag wir heute
    haben.«
    Sal rief um 9 Uhr 35 an. Er klang aufgeregt.
    Littell raspelte Süßholz, um ihn zu beruhigen. Sal plau-
    derte gern.
    »Was macht die Reise?«
    »Eine Spritztour ist eine Spritztour. Gardena ist gut, weil
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    es nahe bei L. A. liegt, aber der verdammte Jewboy Len-
    ny nimmt immer wieder frei, um irgendwelche Scheiße
    für Hush-Hush auszugraben, und kommt zu spät zu seinen
    Auftritten. Ich sollte ihn einfach aufschlitzen, wie seinerzeit
    den Burschen, der –«
    »Keine Beichten am Telefon, Sal.«
    »Vergib mir Vater, denn ich habe gesündigt.«
    »Laß das. Du weißt, was ich wissen will, also raus mit
    der Sprache, oder mach Schluß.«
    »Schon gut, schon gut. Ich war in Vegas und hab’ mich
    mit Heshie Ryskind unterhalten. Hesh sagt, daß die Jungs
    sich wegen Kuba Sorgen machen. Er sagt, daß die Firma
    dem Bart jede Menge Geld in den Arsch geschoben hat, weil
    er versprochen hat, die Scheißkasinos könnten weiterlaufen,
    wenn er das Scheißland übernimmt. Aber jetzt ist er ein
    Roter geworden und hat die Scheißkasinos verstaatlicht. Die
    Jungs sind im Augenblick nicht gut zu sprechen auf den Bart.
    Hesh sagte, dem Bart wird’s noch gehen wie dem Untermann
    beim mongolischen Rudelfick. Früher oder später wird der
    richtig durchgefickt.«
    »Und?« sagte Littell.
    »Und vor meiner Abreise aus Chicago habe ich mal mit
    Jack Ruby telefoniert. Jack war ein bißchen knapp bei Kas-
    se, also habe ich ihm eine Stange Geld gepumpt, damit er
    seinen Strip-Club loswerden und sich einen anderen kaufen
    kann, das ›Carousel‹ oder so. Was die Rückzahlung angeht,
    kann man sich auf Jack immer verlassen, weil er selber in
    Dallas ein Nebengeschäft mit Krediten laufen hat, und –«
    »Sal, du wil st auf irgendwas hinaus. Raus mit der Sprache.«
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    »Na, na, – ich hab’ immer geglaubt, ihr Bullen steht auf
    Rückbestätigung.«
    »Sal –«
    »Kommt ja schon. Jack hat bestätigt, was Heshie gesagt
    hat. Er hat mit Carlos Marcel o und Johnny Rossel i geredet,
    und beide haben gesagt, der Bart kostet die Firma 75 000 am
    Tag an Bankzinsen, nicht zu vergessen, die Casino-Gewinne,
    die ihnen entgehen. Stel en sie sich das mal vor, Padre. Stel en
    Sie sich vor, was die Kirche mit 75 Riesen am Tag anstellen
    könnte.«
    Littell seufzte. »Kuba interessiert mich nicht. Ist Ruby
    irgendwie auf die Pensionskasse zu sprechen gekommen?«
    »Nuuuuuuun …«, sagte Mad Sal.
    »Gottverdammtnochmal, Sal –«
    »Eijeijei, Padre. Gleich zehn Aves beten und gut zuhören.
    Jack hat mir gesagt, daß er mal einen Ölmann aus Texas
    wegen eines Pensionskassendarlehens an Sam G. verwiesen
    hat, vor etwa einem Jahr. Wenn das kein Eins-A-Tip ist,
    für den mir eine Extravergütung zusteht, weil ich nämlich
    dringend auf irgendwelche Scheißgelder angewiesen bin, um
    meine Wetten zu bezahlen, weil nämlich Buchmacher und
    Wucherer ohne Kapitaldecke bös auf die Schnauze fal en und
    nichts mehr an schnuckelige Polizeiheinis wie Sie verpfeifen
    können.«
    Laut Top-Hoodlum-Klassifizierung war Ruby: »Geldbote/
    Gelegenheits-Kredithai«.
    »Padre, Padre, Padre. Vergib mir, denn ich habe gewettet.
    Vergib mir, denn –«
    »Ich versuch’, ein bißchen Geld für dich aufzutreiben,
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    Sal. Wenn ich einen passenden Schuldner finde, den du an
    Giancana verweisen kannst. Damit wir uns richtig verstehen:
    jemanden, den du direkt an Sam verweist.«
    »Padre … Jesus.«
    »Sal

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