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Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
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nervös. Boyd war mehr als
    ein bißchen zu hochnäsig.
    »Danke, Pete«, sagte er. »Sei so gut und steig zu den ande-
    ren in den Bus. Ich ruf dich in ein paar Tagen in L. A. an.«
    Er kriegte fünf Riesen. Boyd kriegte Gordean und einen
    Koffer voller Aktien. Gordean sah verwirrt aus. Boyd ent-
    schieden anders als sonst.
    Pete stieg in den Bus. Er sah, wie Boyd Gordean zu einem
    Frachthangar führte.
    Ein verlassener Provinzflughafen. Ein CIA-Mann und
    ein Besoffener, ganz allein.
    Seine Fühlerchen zuckten auf Hochtouren.
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    (Key West, 29. 5. 59)
    Die Baracke war nicht größer als eine Streichholzschachtel. Er
    hatte den Tisch und die zwei Stühle hineinzwängen müssen.
    Kemper faßte Gordean mit Samthandschuhen an. Das
    Verhör schleppte sich dahin – sein Gegenüber war im De-
    lirium tremens.
    »Weiß Ihre Familie, daß Sie United-Fruit-Aktien besitzen?«
    »Welche ›Familie‹? Ich bin öfter verheiratet gewesen als
    Artie Shaw und Mickey Rooney zusammen. Ich hab’ ein
    paar Vettern in Seattle, aber mehr als der Weg zur Bar im
    Woodhaven Country Club ist denen nicht bekannt.«
    »Wer außer Ihnen weiß noch, daß Sie diese Aktien haben?«
    »Meine Leibwächter. Wir waren gerade dabei, einen zu
    trinken und ein paar imperialistische Zuckerrohrfelder zu
    vernichten, und dann finde ich mich auf dem Rücksitz meines
    Wagens wieder, mit Ihrem Kumpel am Steuer. Ich gebe gern
    zu, daß ich gewaltig einen sitzen hatte und etwas die Orientie-
    rung verloren habe. Hat Ihr Kumpel ein Maschinengewehr?«
    »Ich glaube, kaum.«
    »Aber einen VW?«
    »Mr. Gordean …«
    »Mr. Boyce, oder wie immer Sie heißen, was geht hier
    vor? Sie sperren mich in diesen Schuppen und wühlen in
    meinem Koffer rum. Sie stellen mir Fragen. Sie meinen, nur
    weil ich ein reicher amerikanischer Geschäftsmann bin, muß
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    ich auf Ihrer Seite stehen. Glauben Sie, ich wüßte nicht, wie
    das CIA-Pack die Wahlen in Guatemala getürkt hat? Ich
    war auf dem Weg zu einer Cocktailparty bei Premier Castro,
    als Ihr Kumpel mich entführt hat. Fidel Castro heißt der
    Mann. Er ist der Befreier Kubas. Ein netter Mann und ein
    großartiger Basketballspieler.«
    Kemper legte ihm die Aktienübertragungsformulare vor.
    Sie waren vorzüglich gefälscht – von einem befreundeten
    Geldfälscher.
    »Wenn Sie das bitte unterschreiben würden, Mr. Gordean.
    Die Rückerstattungsbescheinigungen für Ihren Flug.«
    Gordean unterschrieb, in dreifacher Ausführung. Kemper
    unterschrieb die notariel e Beglaubigung und versah al e drei
    Unterschriften mit einem Siegel.
    Der Freund hatte auch das Siegel gefälscht, ohne was
    extra zu verlangen.
    Gordean lachte. »CIA-Mann und Notar. Was für eine
    Mischung.«
    Kemper zog die .45er und schoß ihm in den Kopf.
    Gordean flog vom Stuhl. Aus einem Ohr spritzte Blut.
    Kemper stellte ihm den Fuß auf den Kopf, um den Blut-
    strom zu stillen.
    Draußen raschelte etwas. Kemper stieß die Tür mit dem
    Revolver auf. Pete Bondurant stand vor der Tür. Die Hände
    in den Hosentaschen.
    Pete lächelte. Er lächelte zurück.
    Pete malte ein Fifty-Fifty-Zeichen in die Luft.
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    DOKUMENTENEINSCHUB: 11. 6. 59. Zusammenfas-
    sender Bericht: Kemper Boyd an John Stanton. PER-
    SÖNLICH/VERTRAULICH IN VERSCHLOSSENER
    DOKUMENTENMAPPE ZU ÜBERGEBEN
    John,
    ich habe mit der Niederschrift meines Berichts aus
    zwei Gründen gewartet. Erstens wollte ich eine ver-
    pfuschte Geschichte zu Ende bringen, bevor ich mich
    mit Ihnen in Verbindung setze. Zweitens habe ich von
    einer Mission zu berichten, die ich (ehrlich gesagt)
    versaut habe.
    Sie haben mich aufgefordert, mir was auszudenken
    und Pete Bondurant probeweise einzusetzen, um ihn
    auf seine Eignung für eine CIA-Tätigkeit zu testen. Das
    habe ich getan und Bondurant nach Kuba geschickt,
    um einen United-Fruit-Direktor namens Thomas Gor-
    dean herauszuholen, einen Mann, den Teofilio Paez als
    »impulsiv« und »zum Kommunismus neigend« beschrie-
    ben hat. Bondurant hat den ersten Teil der Aufgabe
    erfolgreich durchgeführt. Wir haben Mr. Gordean im
    Rusty-Scupper-Motel in Key West untergebracht, um
    uns von ihm Bericht erstatten zu lassen, und ihn leider
    allein gelassen, damit er sich ausruhen konnte. Gorde-
    an hat mit einer versteckten .45er-Automatic Selbst-
    mord begangen. Ich habe die Polizei von Key West
    eingeschaltet, und Bondurant und ich sind als Zeugen
    aufgetreten. Ein gerichtsmedizinisches Gutachten hat
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    auf Selbstmord als Todesursache erkannt.

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