Ein amerikanischer Thriller
schadete
meinen Absichten sehr. Lenny wirkt in jüngster Zeit
etwas zurückhaltend. Er begleitet Sals Spritztouren
und ist nebenbei für Hush-Hush tätig und scheint
vergessen zu haben, was ich gegen ihn in der Hand
habe. Spricht er je mit deiner Freundin Miss Hughes?
Da wäre ich neugierig.
Wie befohlen, meide ich Court Meade und den
Lauschposten. Court und ich haben nun auch end-
gültig mit der Diensttauscherei Schluß gemacht. Ich
bin äußerst vorsichtig, aber für meine Träume kann
ich nichts. Mein schönster Traum? John F. Kennedy
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wird Präsident und Robert unternimmt im Auftrag
seines Bruders einen Kreuzzug gegen das organisierte
Verbrechen. Gott, Kemper, wäre das nicht himmlisch?
Sag Mr. Kennedy, daß ich für ihn bete.
Gruß
WJL
DOKUMENTENEINSCHUB: 3. 7. 59. Persönliches Sch-
reiben: Kemper Boyd an Robert F. Kennedy.
Lieber Bob,
nur eine kurze Notiz, um Sie über die Arbeit Ihres
anonymen Kollegen, des »Phantoms von Chicago«, auf
dem laufenden zu halten.
Er arbeitet hart, und ich hoffe, Sie empfinden eine
gewisse Befriedigung bei dem Gedanken, daß es zu-
mindest einen Menschen auf Erden gibt, der das or-
ganisierte Verbrechen ebenso sehr haßt, wie Sie es
tun. Aber so sehr er sich abmüht – stets innerhalb
der von Ihnen festgesetzten Grenzen der Legalität –,
die Jagd nach möglicherweise vorhandenen alterna-
tiven Pensionskassenbüchern ist bis jetzt praktisch
ergebnislos verlaufen. Chicagos Unterwelt ist ein ge-
schlossener Zirkel, und er hat sich bis jetzt nicht die
Insider-Informationen verschaffen können, auf die er
gehofft hat.
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Themawechsel. Haben Sie und Jack für die Zeit nach
dem McClellan-Ausschuß nicht eine Aufgabe für mich?
Mit freundlichen Grüßen
Kemper
DOKUMENTENEINSCHUB: 9. 7. 59. Persönlicher Brief:
Robert F. Kennedy an Kemper Boyd.
Lieber Kemper,
danke für Ihre Mitteilungen über das Phantom. Gut zu
wissen, daß ein ehemaliger Seminarist und FBI-Mann
meinen Eifer in der Gangsterbekämpfung teilt und,
was mich besonders beeindruckt, gar nichts dafür zu
fordern scheint. (Jesuiten sind in Selbstverleugnung
geschult.) Sie dagegen wollen alles. Und sollen daher
von Jack und mir ein Angebot bekommen. (Über Geld
und Einzelheiten später mehr.)
Wir wollen, daß Sie bei unserer Organisation blei-
ben und zwei Positionen erfüllen. Vorerst: Koordina-
tor für den juristischen Papierkram des McClellan-
Ausschusses. Der ist zwar aufgelöst, aber mein Eifer
ist ebensowenig erlahmt wie der des Phantoms. Der
Schwung, mit dem wir das organisierte Verbrechen
und Hoffa bekämpft haben, darf nicht verpuffen. Sie
können dazu Ihren Beitrag leisten, indem Sie sich da-
rum kümmern, daß unsere Beweismaterialien an die
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richtigen Untersuchungsbehörden gelangen. Zweitens:
Jack wird im Januar seine Kandidatur bekanntgeben.
Er will, daß Sie bei den Vorwahlen und anschließend
hoffentlich bis November für die Sicherheit zuständig
sind. Was halten Sie davon?
Bob
DOKUMENTENEINSCHUB: 13. 7. 59. Persönliches
Schreiben: Kemper Boyd an Robert F. Kennedy.
Lieber Bob,
ich nehme das Angebot an. Ja, anders als das Phan-
tom will ich alles. Machen wir Jimmy Hoffa dingfest
und Jack zum Präsidenten.
Kemper
DOKUMENTENEINSCHUB: 27. 7. 59. Offizielles FBI-
Telefontranskript. »Aufgenommen auf Anweisung des
Direktors.« – »Vertraulichkeitsstufe 1-A. Nur für den
Direktor bestimmt.« Teilnehmer: Direktor Hoover, Spe-
cial Agent Kemper Boyd.
JEH: Guten Morgen, Mr. Boyd.
KB: Guten Morgen, Sir.
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JEH: In Ihrer Botschaft haben Sie etwas von guten
Nachrichten erwähnt.
KB: Ausgezeichnete Nachrichten, Sir. Die Brüder haben
mich mehr oder weniger fest angestellt.
JEH: Für welche Tätigkeit?
KB: Ich habe die Weitergabe von Beweismaterialien
des McClellan-Untersuchungsausschusses an diverse
Grand Jurys und Untersuchungsbehörden zu über-
wachen und bin für die Sicherheit im Wahlkampf
von Großem Bruder zuständig.
JEH: Das heißt, Kleiner Bruder bleibt hartnäckig an
der Hoffa-Front.
KB: Früher oder später nagelt er den Kerl ans Kreuz.
JEH: Was das Kreuzigen betrifft, können sich die
Katholiken bekanntlich ganz schön in was rein-
steigern.
KB: Ja, Sir.
JEH: Wo wir gerade von katholischen Rückfalltätern
sprechen: Wandelt Mr. Littell nach wie vor auf dem
schmalen Pfad der Redlichkeit?
KB: Ja, Sir.
JEH: SAC Leahy hat mir seine Red-Squad-Berichte
telegraphiert. Er scheint zufriedenstellende
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