Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Thriller

Titel: Ein amerikanischer Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Ellroy
Vom Netzwerk:
Bondurant
    bezeugte außerdem Gordeans offensichtlichen Alkoho-
    lismus und seine depressive Stimmung. Die Autopsie
    bestätigte, daß Gordean Anzeichen von fortgeschrit-
    tenem Leberschaden zeigte. Die Leiche wurde einem
    entfernten Vetter in Seattle überstellt. (Gordean hatte
    keine näheren Verwandten.)
    Sollten Sie eine Bestätigung verlangen, nehmen Sie
    bitte mit Captain Hildreth von der Polizei von Key
    West Verbindung auf. Natürlich möchte ich mich für
    den Schnitzer entschuldigen. Und Ihnen versichern,
    daß dergleichen nicht mehr vorkommen wird.
    Mit freundlichen Grüßen
    Kemper Boyd
    DOKUMENTENEINSCHUB: 19. 6. 59. Persönliches
    Schreiben: John Stanton an Kemper Boyd.
    Lieber Kemper,
    natürlich bin ich stinksauer. Und natürlich hätten Sie
    mich auf der Stelle von dem Schlamassel in Kennt-
    nis setzen müssen. Gott sei Dank hatte Gordean kei-
    ne näheren Verwandten, die der CIA Ärger machen
    könnten. Aber schließlich sollte man auch in Betracht
    ziehen, daß Sie bis zu einem gewissen Grad Opfer
    einer Verkettung unglücklicher Umstände geworden
    313
    sind. Wie Sie einmal sagten, sind Sie Rechtsanwalt
    und Polizist, kein Spion.
    Sie werden sich freuen zu hören, daß der Stellver-
    tretende Direktor Bissell Ihrem Vorschlag, Blessing-
    ton Camp von einem Elitekader führen zu lassen,
    positiv gegenübersteht. Das Ausbildungscamp wird
    gerade gebaut; die von Ihnen persönlich ausgewähl-
    ten Rekruten (Paez, Obregón, Delsol, Gutiérrez) wer-
    den in Langley weiter ausgebildet und schneiden
    gar nicht schlecht ab. Der Stellvertretende Direktor
    wäre, wie gesagt, damit einverstanden, das Camp
    Pete Bondurant zu unterstellen. Das war natürlich
    vor dem Mist mit Gordean. Fürs erste möchte ich
    abwarten und die Sache mit Bondurant noch ein-
    mal überdenken.
    Kurz, ich bin über den Zwischenfall mit Gordean
    nicht gerade begeistert, aber meine Begeisterung für
    Sie als CIA-Mitarbeiter bleibt davon unberührt. Mis-
    sionen auf eigene Verantwortung sollten Sie bis auf
    weiteres unterlassen.
    John Stanton
    DOKUMENTENEINSCHUB: 28. 6. 59. Persönliches
    Schreiben: Special Agent Ward J. Littell an Kemper
    Boyd. »Zur Überarbeitung und Weiterleitung an Robert
    F. Kennedy.«
    314
    Kemper,
    ich komme mit meinen Ermittlungen gegen das or-
    ganisierte Verbrechen allmählich voran. Ich bin auf
    einige voneinander unabhängige Hinweise gestoßen,
    daß die alternativen (wahrscheinlich codierten) Bücher
    der Teamsterpensionskasse tatsächlich existieren.
    Lenny Sands glaubt, daß es sie gibt. Sal D’Onofrio
    hat entsprechende Gerüchte gehört. Weitere Gerüch-
    te aus anderen Quellen: Ein Chicagoer Gangster im
    Ruhestand soll die Bücher verwalten; Sam Giancana
    soll der »Hauptbevollmächtigte für die Gewährung
    von Darlehen« sein. So verbreitet die Gerüchte sind,
    ich habe bisher nicht den geringsten Beweis in der
    Hand. Und werde natürlich so lange keinen haben,
    bis ich nicht einen passenden Schuldner aufgetrie-
    ben und mir nachweislich Zugang zur Pensionskasse
    verschafft habe.
    Am 18. Mai habe ich einen dritten Informanten
    in meinen Stall gezwungen. Der Mann (ein in Dal-
    las ansässiger Strip-Club-Betreiber und Kredithai)
    hält Ausschau nach einem Schuldner, den ich an Sal
    D’Onofrio verweisen kann, damit der ihn zu Sam Gi-
    ancana schickt.
    Ich betrachte den Mann als wichtigen Informan-
    ten, denn er hat bereits einen Schuldner an Giancana
    und die Pensionskasse vermittelt. Er ruft mich jeden
    Dienstagvormittag an einem öffentlichen Telefon in
    unmittelbarer Nähe meiner Wohnung an; ich habe ihm
    315
    mehrmals Geld gegeben. Er fürchtet und respektiert
    mich genau im richtigen Maße. Wie Sal D’Onofrio be-
    findet er sich ständig in Geldnöten. Ich bin überzeugt,
    daß er mir früher oder später zu einem geeigneten
    Schuldner verhelfen wird.
    Ich verfüge jetzt über einen eigenen Fonds, d. h.
    einen Informanten-Fonds. Ende Mai habe ich die
    81.000-Dollar-Beute aus einem Raubüberfall sicher-
    gestellt, der niemals zur Anzeige kam. Ich habe
    Sal D’Onofrio 32.000 Dollar aus dem Fonds gegeben
    und ihn damit noch abhängiger von mir gemacht.
    Eigenartig, ursprünglich habe ich immer geglaubt,
    Lenny Sands werde sich als mein wertvollster Infor-
    mant erweisen, aber sowohl Sal als auch der Mann
    aus Dallas waren schließlich kompetenter (oder
    dringender aufs Geld angewiesen?). Daran bist du
    schuld, Kemper. Daß du Lenny mit Pete Bondurant
    und Hush-Hush zusammengebracht hast,

Weitere Kostenlose Bücher