Ein Ami in Tirol
da.«
»Aber hoffentlich kein Restl von dem amerikanischen Mister?«, fragte Christian mit gefurchter Stirn.
»Nein, ich kann dich in dieser Hinsicht beruhigen. Der Kaffee ist extra frisch für Vater aufgebrüht worden.«
Eva stellte ihm eine Tasse hin und schenkte ein. Dann lief sie wieder zum Herd, um nach dem Braten zu sehen. Christian musste die Aufregung nicht entgangen sein, unter der Eva stand. Eine Weile beobachtete er ihr Tun.
»Bist heute recht hektisch«, bemerkte er.
»Na ja, es ist wegen dem Essen«, mischte sich Alois ein. »Es muss recht gut gelingen, wenn der Mr. Brown kommt.«
»Ach so?« fragte Christian.
»Vermietest du gewiss mit Vollpension, Eva?«
»Unsinn«, bemerkte sie daraufhin unwirsch. »Es ist nur - na ja, weil halt heute Sonntag ist und weil - wegen dem Schützenfest halt.«
»So, nur deshalb also?«, fragte er, einen etwas lauernden Ausdruck im Gesicht.
»Du hast doch sonst nie nach mir gefragt«, meinte sie. »Plötzlich interessierst du dich genau für alles, was ich tue. Das find ich schon komisch, Christian.«
»Gehst du heut auch wieder mit dem Amerikaner aufs Fest?« fragte er, anstatt ihr zu antworten.
»Das - das weiß ich noch nicht«, erklärte sie. »Es kommt ganz darauf an.«
»Worauf denn?«
»Na ja, ob der Mr. Brown auch Zeit hat.«
»Ach, du richtest dich nach ihm?«, fragte der Nachbarsohn erstaunt und etwas spöttisch. In seinen Augen blitzte es ein wenig.
»Man richtet sich immer nach seinen Gästen«, sagte sie, weil sie fühlte, dass es zum Nachgeben zu früh war. Sein Interesse ehrte Eva, ja, es beglückte sie in gewisser Weise. Aber es sagte noch nichts über seine Gefühle für sie aus. Und solange das nicht geschah, musste sie ihn an der langen Leine zappeln lassen.
»Man kann es auch übertreiben«, meinte Christian Brüggler verstimmt. »Was zahlt er dir denn?«
»Geschäftsgeheimnis«, antwortete sie lächelnd. »Über Geld spricht man nicht.«
»Wenn er dir etwas zahlt«, sagte er nun mit besorgter Betonung.
Eva stemmte die Hände in die Hüften und neigte sich ein bissel vor.
»Wie meinst du denn das nun wieder?« wollte sie wissen.
»Es soll ja auch so etwas wie - Zechpreller geben«, erwiderte er mit leisem Spott.
»Also, ich glaube, jetzt geht's wirklich los«, entrüstete sich Eva empört. »Du kennst diesen Mann doch gar nicht. Wie kannst du es wagen, ihm so etwas zu unterstellen?«
»Ich habe so meine Ahnungen«, erwiderte Christian.
»Nein, wie interessant«, spöttelte die Bauerntochter. »Hättest du wirklich Ahnungen, dann wusstest du ...«
Mitten im Satz hatte sie sich unterbrochen und biss sich auf die Lippen. Um ein Haar wäre sie nun wohl zu weit gegangen und hätte sich verraten.
»Was wisst ich dann?«, bohrte Christian nach, stand auf und trat nahe an Eva heran.
»Na ja, dann wusstest du, dass er ein ganz nobler Herr ist«, schwindelte sie verbissen. »Aber denk du nur, was du denken willst und lass mich mit deinen Ahnungen in Frieden.«
Alois Palauer hatte dem Streitgespräch aufmerksam gelauscht. Nun hob er den Kopf und wandte sich an Christian.
»Wenn man dich so reden hört, könnte man grad meinen, dass du uns neidisch bist«, warf er dem jungen Mann vor.
»Ich und neidisch? Auf einen solch amerikanischen Gockelhahn? Nicht im Traum tät mir das einfallen!« Fast empört setzte sich Christian mit diesen Worten zur Wehr. »Neidisch, wegen einem solchen Lack, einem so aufgeblasenen!«
»Na ja, hätt ja sein können, dass ihr ihn selber gern unter eurem Dach gehabt hättet«, bemerkte Eva und schlug damit in die Kerbe des Vaters.
»Ein solcher käme bei uns überhaupt nicht über die Schwelle!«
»Na also, was willst du dann eigentlich? Ich verstehe deine Besorgnis gar nicht. Du hast dich doch nie um das gekümmert, was bei uns vorgeht?«
»Ich hab' halt nur gemeint«, sagte er, trank seine Tasse leer und stand auf. »Immerhin sind wir Nachbarn, und da denk ich mir, dass es nicht verkehrt ist, wenn der eine ein bissel auf den anderen schaut.«
»Deine gute nachbarschaftliche Fürsorge in Ehren. Aber ich denke, wir kommen recht gut allein zurecht«, meinte Alois etwas verstimmt.
Nicht ein einziges Wort hatte er darüber verloren, dass es ihn ihretwegen störte. Dies war für die junge Frau recht enttäuschend. Daran, dass er vielleicht nur einen Vorwand gesucht hatte, dachte sie in jenen Augenblicken nicht.
»Nun, dann will ich nicht weiter stören.«
»Du störst absolut nicht«, erwiderte Eva in
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