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Ein Ami in Tirol

Ein Ami in Tirol

Titel: Ein Ami in Tirol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Steingruber
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geheimnisvollem Lächeln. Er ergriff die Hand der Witwe und deutete einen Kuss an.
    »Das Steak!«, schrie sie plötzlich, so dass er direkt zusammenzuckte. Gleichzeitig war sie aufgesprungen. »Ich will Ihnen doch ein Steak braten.«
    »Damit hat es doch keine Eile«, beruhigte er lächelnd. »Erzählen Sie mir ein wenig von sich. Wie gehen die Geschäfte?«
    »Ach, die Geschäfte«, sagte sie. »Ich soll nicht alles ins Geschäft stecken, hat mein Seliger gemeint. Das hab' ich auch nicht gemacht. Ich hab's auf die Seite gelegt.«
    Beim letzten Satz hatte sie sich vorgeneigt und Brown geradezu im Verschwörerton angeflüstert.
    »Da weiß ich, was ich hab', verstehen S' mich?«
    »Aber gewiss«, versicherte er. »Ich verstehe sogar sehr viel davon.«
    »Was Sie nicht sagen«, staunte sie und riss ihre Kulleraugen weit auf.
    »Es gibt in Amerika große Investmentfonds«, verriet er flüsternd. »Dort kann man viel Geld verdienen. Sehr viel sogar. Millionär kann man werden. Oder, warum denken Sie, gibt es bei uns so viele Millionäre?«
    »Was Sie nicht sagen! Da mussen Sie mir mehr darüber erzählen.«
    »Aber bitte nicht heute«, sagte er. »Ich rede so ungern über Geld. Obwohl ...«
    »Ja?«, fragte sie und hob den Kopf.
    »Ach, diese entsetzlichen Banken hier in Deutschland«, begann er zu klagen. »Bei uns haben sie dauernd geöffnet, rund um die Uhr, wie man so sagt. Und hier kann man kein Geld eintauschen. Meine Dollar nimmt doch hier niemand. Und wie gerne hätte ich Sie heute Nachmittag eingeladen.«
    »Ich verstehe!«, rief Barbara Mutzenberger aufgekratzt und erhob sich wieder. »Sie haben also kein deutsches Geld?«
    »So ist es«, sagte er und sah sie mit treuem Dackelblick an.
    »Mein lieber James!« rief Barbara überschwänglich aus. »Daraus machen wir doch gar kein Problem. Gedulden Sie sich gerade ein Minüterl, bittschön. Ich bin gleich wieder da!«
    Und dann schwirrte sie hinaus, um ihm Minuten später mit ein paar Scheinen unter der Nase herumzuwedeln.
    »Na, tät das genügen, fürs Erste?« fragte sie verschmitzt. »Liebe Barbi, das kann ich doch nicht ...«
    »Nix da!«, rief sie rigoros und stopfte ihm die Geldscheine in die Westentasche. »Da wird überhaupt nimmer darüber geredet. Jetzt mach ich eine Flasche Wem auf. Ich hab' noch einen sehr alten im Keller. Und hernach essen wir ein Steak mitsammen, wenn es recht ist? Und dann gehen wir miteinander auf das Fest. Da werden sie aber Augen machen, die Leut in Beißlwang!«
    »Sie sind ein pretty Girl, Barbi!«, rief James lachend aus. »Wir werden viel Spaß zusammen haben.«
    Barbara brachte den Wein. James entkorkte ihn, und dann prosteten sie einander zu.
    »Auf eine gute Freundschaft«, sagte James und sah ihr in die Augen. »Und vielleicht – auf mehr?«
    »Hach!« machte sie und drehte sich verschämt um. »Ich muss mich um das Steak kümmern. Soll ich den Fernseher anmachen, damit S' ein wengl Unterhaltung haben?«
    »Oh, yes!«, rief er. »Das ist reizvoll!« Man hörte es in der Küche brutzeln. Dann rauschte die Metzgerin herein und deckte den Tisch. Dies tat sie geschwind und geschickt. Man spürte, sie musste eine gute Hausfrau sein.
    »Das ist fei echtes Silber«, sagte sie, wobei sie eine der Gabeln hochhob. »Meine Tante Amalie aus Insbruck hat mir ein großes Besteck zur Hochzeit geschenkt, ich polier es alle Jahr zweimal frisch auf.«
    »Wie schön«, sagte James und setzte sich an den Tisch.
    Dann brachte sie die Steaks. Sie hatte nicht gespart, denn sie selbst aß gern und gut.
    »In der Gefrier waren noch grüne Bohnen«, verriet sie. »Die passen dazu, hab' ich mir einmal sagen lassen.«
    »Es schmeckt wunderschön«, sagte er und schnalzte mit der Zunge
    »Ja, das ist halt auch ein Fleisch!«, lobte sich die Metzgerin selber. »Ein ganz anderes als das, wo die Leut immer im Supermarkt holen, bloß weil es ein paar Groschen billiger ist. Strohtrocken wird das und weiter nix!«
    »Himmel, mir fällt ein, ich muss heute noch einmal weg!«, rief er nach dem üppigen Mahl. »Ich muss mein Gepäck abholen. Lieber Himmel, wie komme ich denn nur dorthin und schnell wieder zurück?«
    »Wo ist das denn?«, fragte Barbara eifrig.
    Er nannte ihr die Ortschaft.
    »Kein Problem«, sagte sie. »Wir nehmen den Lieferwagen, und ich fahr Sie hin. Ich hab' doch den Führerschein.«
    Bei diesen Worten knuffte sie ihn wieder freundschaftlich in die Seite.
    »Das ist zauberhaft«, sagte er.
    Eine halbe Stunde später waren sie auf dem

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