Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)
sollen. Ich hatte das bedenkliche Gefühl, als würde meine Haut vor Schweiß glänzen.
Als er nichts sagte, wurde mir unbehaglich, sehr unbehaglich zumute. Immerhin, ich saß in einem geheimen Vampirclub in einem ziemlich miesen Viertel der Stadt einem sechshundert Jahre alten Vampir gegenüber, den die anderen »Meister« nannten. Ich hatte wohl das Recht auf ein bisschen Beklommenheit.
Ich stand auf. Es war besser, freiwillig zu gehen, als noch weitere Peinlichkeiten zu riskieren.
»Ich gehe dann jetzt wohl.« Ich erwartete fast, dass er mich erneut festhielt und verlangte, dass ich blieb.
Tat er aber nicht.
Ich schob eine besonders widerspenstige Strähne meines Haares hinter mein Ohr und nickte. »Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mich immer von Ihnen verabschiede.«
Thierry sagte etwas, aber ich verstand es nicht.
»Was?« Ich beugte mich vor.
Er blickte zu mir hoch. »Dann tun Sie es doch einfach nicht.«
»Was soll ich nicht tun?«
»Sagen Sie nicht Auf Wiedersehen.«
Er sah sich in dem Club um. Die Sängerin machte gerade Pause, und die Band spielte ein Instrumentalstück. Ich wartete, ohne mich zu setzen oder zur Tür zu gehen, bis er weitersprach.
»Ich nehme Ihr Angebot an«, meinte er schließlich. »Unter einer Bedingung.«
Ich bemühte mich, meine Überraschung zu verbergen. »Welche Bedingung?«
Er sah mich an, bannte mich förmlich mit dem intensiven Blick seiner silbernen Augen. »Sie müssen Ihr altes Leben hinter sich lassen.«
»Was genau bedeutet das?«
»Sie haben erlebt, wie gefährlich es ist, ein Vampir zu sein. Sie sind nicht mehr dieselbe Person, die Sie gestern noch waren. Was Sie einst für die Realität hielten, existiert jetzt nicht mehr. Suchen Sie sich eine neue Wohnung. Sagen Sie sich von Ihren Freunden und Ihrer Familie los. Am besten wäre es, wenn Sie keinerlei Kontakt mehr zu ihnen hätten. Tun Sie, was ich von Ihnen verlange, dann gelingt es Ihnen vielleicht, den Jägern zu entkommen.«
Ich sah ihn finster an. »Das weiß ich nicht so genau. Warum kann ich nicht dort bleiben, wo ich bin, und nur besonders gut aufpassen, wenn ich rausgehe? Welchen Unterschied macht das schon?«
»Den entscheidenden Unterschied.« Thierry stand auf. Er überragte mich um mehr als einen Kopf. Seine Stirn war ein Meer aus Falten, so sehr runzelte er sie. Mir schoss unwillkürlich der Gedanke durch den Kopf, ob er sich jemals entspannte und sich amüsierte. Vielleicht Urlaub in einem warmen, tropischen Land machte. Das war höchst unwahrscheinlich.
»Das Leben eines Vampirs ist mit dem Leben eines normalen Menschen absolut unvereinbar. Es ist viel zu gefährlich.«
Ich schüttelte den Kopf. »Aber ich fühle mich genauso wie immer. Nichts hat sich geändert.«
»Alles hat sich geändert. Sie fühlen es nicht, weil es noch zu neu für Sie ist.«
»Aber …«
Er hob die Hand. »Kein aber, Sarah. Das ist meine Bedingung. Wenn Sie nicht tun wollen, was ich von Ihnen verlange, dann kann ich Ihnen nicht helfen.«
Mir gefiel das überhaupt nicht. Mein Leben war alles andere als perfekt, zugegeben, aber ich war nicht bereit, auch nur ein Stück davon aufzugeben. Es war tröstlich und vertraut. Und jetzt sollte ich dem allen den Rücken kehren, nur weil ich ein neues, kleines Suchtproblem hatte in Form von rosafarbenem Wasser?
Andererseits war mir klar, dass ich Thierrys Hilfe benötigte. Wenn ich wirklich ein Vampir war, war er mit Sicherheit derjenige, der mir am besten helfen konnte. Außerdem war er ein heißer Typ.
Vermutlich brauchte ich seine Hilfe nur zwei Wochen oder so. Bis ich die Grundlagen gelernt hatte. Dann würde ich mir einen neuen Job suchen und weiterleben wie zuvor. Kein Problem. Natürlich würde ich Thierry nichts davon erzählen.
»Ich akzeptiere«, erwiderte ich entschlossen und strahlte ihn an.
»Gut. Kommen Sie morgen Abend hierher zurück, dann werde ich für Sie tun, was ich kann, Sarah. Aber ich kann Ihnen nichts versprechen.«
»Versuchen Sie bloß nicht, so schrecklich positiv zu klingen.«
Er nickte knapp und entschieden. »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.«
Damit wandte er sich um, ging durch den Club und verschwand durch eine Tür hinter der anderen Seite der Bar.
Ich stemmte eine Hand in meine Taille. »Ja, bis später.«
An dem herzlichen, lockeren Teil mussten wir noch arbeiten. Ich schüttelte den Kopf und unterdrückte ein Lachen. Ich hatte mich gerade bereit erklärt, mir von einem mehrere Jahrhunderte alten Vampir
Weitere Kostenlose Bücher