Ein Anfang mit Biss - Rowen, M: Anfang mit Biss - Bitten & Smitten (Immortality Bites 01)
wiedergesehen hatte. Aber er war ebenfalls dort. Er hat unter vier Augen mit mir gesprochen, hat mir unaufhörlich Komplimente gemacht und versucht, meine verletzten Gefühle zu lindern. Vielleicht war ich dumm, ihm zu glauben, aber sein Charme war so überwältigend, dass ich ihm nach dem ersten Blick in seine wunderschönen Augen verzieh.«
Sie machte eine kleine Pause, als die Männer, die den Club vor Kurzem betreten hatten, mit ein paar Drinks in der Hand an unserer Nische vorbei zu den Billardtischen gingen.
»Er nahm uns mit zu einem geheimen Club«, fuhr sie dann fort, »in der sich uns eine völlig neue Welt auftat. In dieser Nacht hatte ich nur Augen für Marcellus. Er war charismatisch, bezaubernd, faszinierend. Ich hatte mich nicht mehr so lebendig gefühlt, seit ich ihn vor zehn Jahren das letzte Mal gesehen hatte.«
»Was war mit Thierry?«
»Er beobachtete mich von der anderen Seite des Clubs. Ich konnte seine Eifersucht spüren, aber was sollte ich tun? Meine
wahre Liebe war zu mir zurückgekehrt. Doch es sollte nicht von Dauer sein, denn in derselben Nacht wurde der Club von Jägern überfallen. Es war ein einziges Chaos. Sie drangen in den Club wie die personifizierte Pest, wollten alles ausrotten, was sich ihnen in den Weg stellte. Marcellus hat tapfer gekämpft, aber …« Sie verstummte erneut.
Ich wartete.
Veronique schniefte und tupfte sich mit einer Papierserviette die Augen. »Er wurde getötet. Sie umzingelten ihn und töteten ihn mit Schwertern aus Holz. Unsere Blicke trafen sich, bevor er sich vor mir auflöste. Dann war er für immer von mir gegangen. Meine einzige, wahre Liebe, Marcellus.«
Sie schniefte in die Serviette.
»Was war mit Thierry?«, fragte ich wieder.
Sie sah mich scharf an. »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass Thierry alles ist, was dich interessiert. Thierrys Leben, Thierrys Schicksal. Aber das hier ist meine Geschichte. Meine Geschichte. Und meine Liebe war tot.«
Sie schien derart unter etwas zu leiden, was vor mehr als sechshundert Jahren geschehen war, dass ich unwillkürlich ein bisschen Mitleid mit ihr empfand. Ein bisschen. Ich entschloss mich, sie nicht zu provozieren, um ihren Schmerz nicht zu verschlimmern, sondern wartete, bis sie bereit war, fortzufahren.
»Als mir schließlich bewusst wurde, dass er unwiderruflich tot war, erfüllte mich eine glühende Wut. Es war eine schreckliche Wut, ein gewaltiger Wunsch nach Rache – und sie gaben mir Kraft. Ich, die ich nie zuvor in meinem Leben gegen etwas gekämpft hatte, außer vielleicht gegen eine leichte Erkältung, griff nach einer Waffe und wehrte mich gegen die Jäger. Und ich war nicht die Einzige. Andere im Club bekämpften
sie ebenfalls. Es war ein wahrhaft ruhmreicher Augenblick, als ich Schulter an Schulter mit jenen focht, die ich nicht einmal kannte, die mir jetzt jedoch so nah zu stehen schienen wie meine eigene Familie.
In den frühen Morgenstunden, als es endlich vorbei war, suchte ich nach Thierry. Ich konnte ihn nirgends entdecken, und ein stechender Schmerz durchfuhr mein Herz.«
»Du wurdest erdolcht?«
Sie sah mich an. »Ich meinte es metaphorisch, Liebes, nicht wörtlich. Es war ein metaphorischer Schmerz. Ich war beunruhigt, weil ich dachte, dass mein junger Zögling, der schließlich gleichzeitig mein treu ergebener Ehemann war, das gleiche Schicksal erlitten haben könnte wie mein geliebter Marcellus.«
Sie schüttelte den Kopf. »Zwei Tage lang konnte ich ihn nicht finden. Beim ersten Anzeichen von Gefahr war er verschwunden, hatte sich versteckt gehalten. Er hat sich nicht herausgewagt, bis er sich sicher fühlte.
Ich habe ihn nicht mit offenen Armen empfangen, was er womöglich erwartet hatte. Ich war wütend auf ihn. Marcellus hatte mutig gekämpft und war gestorben, und er hatte sich wie ein Feigling versteckt und lebte.«
Ich ließ ihre Geschichte auf mich wirken. Das war also ihr Beweis dafür, dass Thierry ein Riesenfeigling war, nur weil er vor mehr als sechshundert Jahren einem lebensgefährlichen Kampf ausgewichen war? Jedenfalls sah das nicht dem Thierry ähnlich, den ich kannte, ein Mann, der mutig, stark und undurchschaubar wirkte. Andererseits war ich mir ziemlich sicher, dass sechshundert Jahre fast jeden verändern konnten.
Veronique lächelte mich an, obwohl ihre Augen ein bisschen
gerötet von ihrer Trauer um ihren geliebten Marcellus waren. Derselbe Mann, der sie wegen einer Jüngeren ohne ein Wort verlassen hatte. Ich konnte
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