Ein Antrag nach Mitternacht
Jacke wischte.
„Diese Frage hätte ich bis vor einer Weile immer mit einem klaren Nein beantwortet, allerdings habe ich mit ansehen müssen, wie Sie versucht haben, Ihrem zukünftigen Schwager den Schädel einzuschlagen.“
„Zu der Zeit war er nicht mein zukünftiger Schwager“, stellte er klar. „Außerdem hatte ich einen guten Grund, Bromwell zu verprügeln. Immerhin dachte ich, er wolle den Ruf meiner Schwester ruinieren. Perkins war einfach nur … lästig.“
„Dann haben Sie nur mit ihm geredet?“, hakte Francesca nach.
Er zuckte mit den Schultern. „Ja. Gideon wollte ihn zwar in die Themse werfen …“ Als sie erschrocken nach Luft schnappte, lächelte er flüchtig und fügte in vertraulichem Tonfall an: „Gideon ist so aufgewachsen, wie Sie wissen. Bromwell und ich konnten es ihm ausreden, allerdings habe ich Perkins wissen lassen, dass ihn ein viel schlimmeres Schicksal erwarten wird, wenn er Ihnen noch einmal zur Last fällt.“
„Was hat er … ähm … Ich meine … hat er irgendetwas Ungehöriges gesagt?“
„Er hat einiges gesagt, was ich einer Dame gegenüber nicht wiederholen kann. Auf jeden Fall nichts von Bedeutung.“ Er hielt inne und sah sie rätselnd an. „Sagen Sie, warum sind Sie so um das Wohl dieses elenden Schurken besorgt? Sie hatten ihn doch bestimmt nicht für heute Abend eingeladen.“
„Nein, natürlich nicht. Ich will nichts mit ihm zu tun haben, er ist ein bösartiger Mann. Wenn Sie es genau wissen wollen, war ich in Sorge, dass er Ihnen etwas angetan haben könnte.“ Sie wandte sich ab und durchquerte das Zimmer. „Aber offenbar war das ja völlig unnötig gewesen.“
Er folgte ihr ein Stück weit, während sein Gesicht einen sanfteren Ausdruck annahm. „Ja, es war unnötig. Perkins stellt keine Bedrohung dar.“
„Er könnte sich rächen wollen“, entgegnete sie, öffnete einen Schrank und griff hinein.
„Ich kann mich gegen ihn zur Wehr setzen.“
„Wie Sie meinen. Brandy?“ Ohne seine Antwort abzuwarten, holte sie die Flasche heraus und schenkte ihnen beiden ein Glas ein. Brandy galt nicht als geeignetes Getränk für eine Frau, und üblicherweise hielt sie sich auch davon fern, zumal der Brandy vor allem für ihren Freund Sir Lucien gedacht war. Heute Abend allerdings hielt sie ein Glas davon genau für das Richtige.
Rochford sah ihr zu, wie sie den Brandy einschenkte, und fragte sich, ob ihr wohl die Tatsache bewusst war, dass sie ihn im Morgenmantel und mit offenem Haar ins Haus gelassen hatte. Es gab einmal eine Zeit, da träumte er davon, sie so zu sehen. Natürlich war es in diesen Tagträumen sein gutes Recht gewesen, zu ihr zu gehen, sie in die Arme zu nehmen und seine Finger in ihrem blonden Haar zu vergraben, das wie ein goldener Wasserfall über ihre Schultern fiel.
Abrupt drehte er sich weg und setzte sich in einen Sessel. „Warum haben Sie ihn heute Abend nicht weggeschickt?“
Francesca seufzte. „So schien es mir die bessere Lösung zu sein. Ich wollte nicht, dass er eine Szene macht, da ich fürchtete, dass das genau Perkins’ Absicht sein könnte. Außerdem war er ein Freund von Andrew, und ich … ich wollte nicht in aller Öffentlichkeit unhöflich zu ihm sein.“
Sie reichte dem Duke das Glas und nahm ihm gegenüber auf dem Sofa Platz. Rochford trank einen Schluck.
„Ich hatte gedacht, es muss ein Leichtes sein, sich gegenüber den meisten von Haughstons Freunden unhöflich zu verhalten.“
Bei seiner Bemerkung konnte sie sich ein belustigtes Lächeln nicht verkneifen, doch sie versuchte es zu überdecken, indem sie schnell einen Schluck Brandy trank. Der floss wie ein samtenes Feuer durch ihre Kehle, ließ den Magen auflodern und trieb feine Ranken des Wohlbehagens in jede Faser ihres Körpers. Sie seufzte entspannt, nahm noch einen Schluck und legte dann die Beine aufs Sofa. Ihr Blick wanderte zu Rochford. Dieser Mann war so stark, so selbstsicher. Kein Wunder, dass er sich keine Sorgen wegen Perkins machte. Er würde den Mann wegwischen wie eine lästige Schmeißfliege.
Einen Moment lang spielte sie mit dem Gedanken, Rochford von Perkins’ Drohung zu erzählen, damit sie die Angelegenheit jemandem anvertrauen konnte, der sicher eine Lösung wusste. Aber dann wandte sie hastig den Blick von ihm ab und schaute in die bernsteinfarbene Flüssigkeit in ihrem Glas. Nein, so etwas konnte sie nicht machen. Sie hatte kein Recht, Rochford mit hineinzuziehen. Es wäre unverschämt von ihr, ihm von ihren Problemen zu
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