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Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan

Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan

Titel: Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Krömer
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stattfindet – zu einem Essen geladen. Pflichttermin. Auch für die schöne Ärztin. Die anderen sind mir egal. Aber warum sie? So ein Horst, dieser Oberst, denke ich mir. Die Bundeswehr lädt mich ein, und ihr Chef macht zeitgleich eine Gegenveranstaltung. Vielleicht hat er viel mehr zu kompensieren als bloß Demütigungen während seiner Kindheit? Und mit einem teuren Porsche oder einem schicken Boss-Anzug kann er gerade hier ja schlecht auftrumpfen.
    Jetzt sollen wir schnell unser Gepäck wegbringen, und dann gibt es Essen. Kleo und ich bekommen wieder jeweils einen Einzelcontainer. Pino und Tankred ziehen zusammen, und ansonsten wird der Rest auf die Zimmer TV -Medien und Print-Medien verteilt.

    Die Zimmer liegen in einer Containerbaracke, die bestimmt zweihundert Meter lang ist. Von dort aus muss man um zwei Beton- und Sandecken herumbiegen, dann gelangt man an einen Platz mit zwei Bänken. Dort sammeln wir uns zu einem ersten Rundgang durchs Camp. Eigentlich könnten wir gleich los, aber wir müssen noch auf Peter warten. Hoffentlich ist er nicht in seinen Koffer hineingefallen und das Schloss ist zugegangen. Bei der Größe des Koffers muss man allerdings keine Angst haben, dass er erstickt, sondern eher, dass er sich verläuft und den Ausgang nicht findet.
    Kleo geht Peter holen und kommt nach kurzer Zeit mit ihm zurück: Anscheinend hatte er die Worte Rundgang und Nickerchen durcheinandergebracht. Während Peterchen Kümmel sich noch den letzten Rest Sand aus den Augen reibt, drücke ich meine dritte Zigarette aus.

    Wir gehen los und überqueren zunächst eine zentrale Hauptstraße im Camp Warehouse . Hier hat man nicht nur einen guten Blick auf die Berge, sondern auch offene Flächen zu beiden Seiten der Straße. Und wenn uns Fahrzeuge begegnen, fahren diese so langsam, dass man sie, wenn man einen Schritt zulegen würde, ganz lässig überholen kann.

    Wir kommen an einem Schutzbunker vorbei. Man erkennt ihn nicht sofort, weil um ihn herum Baracken gebaut worden sind. Der Bunker selbst besteht aus dicken Mauern und wieder einmal aus Sand, Stahl und Stacheldraht. Im Innern riecht es nach Keller, und man fühlt sich beklommen. Ich muss sofort an Kriegsfilme aus dem Zweiten Weltkrieg denken, in denen die Menschen während der Angriffe auf Dresden oder während der letzten Tage von Berlin 1945 tagelang in solchen Bunkern oder im Keller haben sitzen müssen, ohne richtig zu wissen, was draußen los ist. Dieser Bunker, den wir nun betreten, besteht aus einzelnen Zimmern, in denen Doppelstockbetten stehen und auf deren Matratzen sauber gefaltete Decken liegen. Es gibt dort Wasserfässer, die – so erklärt man uns – regelmäßig frisch aufgefüllt werden müssen, weil das Wasser ansonsten verfaulen würde. Außerdem gibt es in jedem Raum einen Spind mit ABC-Schutzanzügen und Gasmasken, Verbandszeug und Proviant, der sich mehr als zwölf Jahre hält. Die Soldaten könnten hier drin mehrere Tage – im Notfall aber auch noch länger – gut leben. Ich schaue den Spieß an und sage ihm, dass ich froh bin, dass das bislang noch keiner musste. Doch er druckst herum: Während der Frühjahrsoffensive der Taliban hätten sie allerdings hier drinnen ganze drei Tage verbracht. So lange, bis die Lage geklärt war. Die Lage zu klären, bedeutete und bedeutet, dass alles Verdächtige in der Umgebung mit Waffengewalt niedergekämpft ist.
    Der Spieß erzählt, dass man den Familien der Soldaten nichts von dem Beschuss erzählt habe. Um sie nicht unnötig aufzuregen. Ein anderer Soldat erzählt uns, wie er sich während dieser Tage gefühlt hat. Man sitzt voller Angst im Dunkeln und weiß nicht, wann das endet. Und irgendwann kam dann die Nachricht, in diesem Fall von den Franzosen, dass alles wieder sicher sei.

    Peter fragt den Fregattenkapitän Roland, wie es denn mit den Nachrichten aussehe, welche die Soldaten per SMS oder Internet an ihre Angehörigen senden würden. Ob dort eine Zensur stattfände. In dem Moment denke ich, dass der Fregattenkapitän diese Frage sicherlich nicht beantworten wird, aber zu meiner Überraschung tut er es doch. In solchen Fällen werden die Funkmasten außer Betrieb gesetzt. Die Soldaten haben keinen Empfang und können aus Sicherheitsgründen keine Informationen weitergeben.

    Wenig später haben wir die Kantine der Franzosen erreicht. Der Einlass wird unter Überwachung durch einen Soldaten von einem Team Einheimischer durchgeführt. Der jeweils eintretende Soldat muss seinen Rang,

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