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Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan

Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan

Titel: Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Krömer
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gesamte Land kennenzulernen, geschweige denn mit der Bevölkerung des Landes in Kontakt zu treten.
    Wir haben ja alle den Blödsinn schlucken müssen, dass wir unsere deutsche Freiheit am Hindukusch verteidigen. Und so waren wir, was unsere erste Reise betrifft, ja eigentlich mehr in Deutschland gewesen als in Afghanistan.

    Um also das Land und dessen Konflikte zu verstehen, war es unvermeidbar, sich das zweite Mal auf die Reise zu begeben. In den zivilen Teil Afghanistans. Um den Menschen zu begegnen, die diesen Krieg nun seit mehr als dreißig Jahren durchleben müssen.

    Schnell stießen wir bei unseren Recherchen im Internet auf den afghanischen Popsänger Farhad Darya und dessen Management, zu dem unter anderen eine gewisse Tabea gehört. Wir nahmen Kontakt zu ihr auf und berichteten ihr über unser Anliegen. Die Idee, uns vor Ort eine eigene Meinung bilden zu wollen, stieß bei ihr sofort auf Wohlwollen. Sie setzte alle Hebel in Bewegung, um mich und mein Team nach Kabul zu holen.
    Was würde uns in Kabul erwarten?, fragte ich mich. Wenn man der Berichterstattung des deutschen Fernsehens traut, ist Kabul eine traumatisierte Stadt. Das, was uns erreicht, sind die Nachrichten über Tausende von afghanischen Polizisten, die von deutschen Soldaten ausgebildet werden – und, dass die deutschen Soldaten seit über zehn Jahren in Afghanistan einen Brunnen nach dem anderen graben.
    Was jedoch die eigentlichen Opfer dieses Krieges betrifft, nämlich die Bevölkerung, so wird sie oft gleichgesetzt mit den Taliban. Alle Afghanen, so könnte man durch das übermittelte Bild denken, seien Taliban. Dabei muss es dort, obwohl seit Jahrzehnten Krieg herrscht, doch noch so etwas wie normales Leben geben, denke ich mir.
    Tabea bestätigt meine These. Kabul ist auch eine Metropole, in der das Leben pulsiert und wo tatsächlich auch gelacht und gefeiert wird, schreibt sie uns.

    Kabul war einst eine wunderschöne Stadt. In den Siebzigerjahren gab es unter anderem den sogenannten Hippie-Trail nach Goa. Viele junge Leute sind damals in bunt bemalten Bussen über Kabul nach Indien gereist.

    Wenn man heute eine Reise nach Kabul plant, so sagt mir Tabea, ist das Wichtigste, an ein gepanzertes Fahrzeug zu denken.
    Unsere Reise wurde aus Sicherheitsgründen zwei Mal verschoben. Einmal, weil sich etliche Sprengstoffattentäter in der Stadt aufgehalten hatten und somit eine komplette Ausgangssperre für alle Bewohner Kabuls ausgerufen worden war. Das zweite Mal, weil fünf Tage vor unserem geplanten Abflug der Präsident Afghanistans, Hamid Karzai, einige Taliban unter der Anklage, sie seien Kinderschänder, hatte hinrichten lassen. Unruhen und Proteste waren also zu befürchten.
    Am 31. Januar 2013 war es dann endlich so weit. Wir machten uns erneut auf den Weg nach Afghanistan.

Ankunft in Kabul
    Wir haben mit Turkish Airlines den Luftraum von Kabul erreicht. Frühstück haben wir, wahrscheinlich weil es für das Personal einfacher ist, schon mitten in der Nacht bekommen. Aber wir sind noch nicht gelandet.
    Wir kreisen also morgens um acht Uhr dreißig über einem Kriegsgebiet und wissen nicht, warum. Da kommt einem schon der eine oder andere nicht ganz abwegige Gedanke. Ist es zu gefährlich, um zu landen? Haben die Taliban den Flughafen besetzt? Wird da unten geschossen? Haben wir überhaupt genug Kerosin im Tank, um uns lange genug in der Luft zu halten?
    Ich versuche mich abzulenken. Lesen. Einen Film auf dem Laptop gucken. In der Tasche wühlen. Doch ich bin zu abgelenkt, um mich ablenken zu können. Für eine halbe Stunde schlafe ich ein. Dann wache ich wieder auf. Wir kreisen nach wie vor über Kabul.

    Stunden später landen wir dann tatsächlich. Im Gegensatz zum BER-Flughafen laufen hier die Gepäckbänder einwandfrei. Wir laden unser Zeug auf einen Rollwagen und machen uns auf den Weg nach draußen. Unsere Fahrer und Sicherheitsleute brauchen wir nicht zu suchen. Sie haben uns schon erblickt. Uns stehen, wie man uns im Vorfeld mitgeteilt hat, gepanzerte Fahrzeuge zur Verfügung. Die Autotür ist so schwer, dass ich sie kaum aufbekomme. Dann sehe ich eine Einschussstelle in der Scheibe. Ich frage mich, ob Panzerglas in dieser Stärke zwei Schüsse hintereinander aushält.

    Wir sind nun im zivilen Teil von Kabul. Richtig zivil sieht es aber momentan noch nicht aus. Der einzige Unterschied zur ersten Reise ist die Tatsache, dass es diesmal nicht bewaffnete Amerikaner, Deutsche, Franzosen und andere NATO-Partner sind, die die

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