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Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan

Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan

Titel: Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Krömer
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keine Rundfunkgebühren. Deshalb kann nur einer den Job machen.
    Unser zweiter Gastgeber ist die imposanteste Erscheinung von allen, Bahram. Er ist Musikmanager. Er managt zum Beispiel Farhad Darya, Afghanistans bekanntesten und beliebtesten Sänger. Darya ist ungefähr vergleichbar mit Herbert Grönemeyer in Deutschland.
    Bahram ist aber auch für viele andere Musiker und für alles andere, was in Afghanistan mit Musik zu tun hat, verantwortlich. Bahram hat eine Glatze, einen schwarzen Kinn- und Backenbart und er trägt elegante afghanische Kleidung, in Schwarz. Er arbeitet inzwischen auf der ganzen Welt, früher auch viel in Deutschland, zum Beispiel als Tourmanager von Herbert Grönemeyer, aber auch für Udo Jürgens.
    Was ist schlimmer, frage ich ihn, Krieg in Afghanistan oder ein Konzert von Udo Jürgens? Er lacht.
    Die Dritte im Bunde ist Tabea. Sie war im Vorfeld der Reise unsere ständige Ansprechpartnerin gewesen und kümmert sich hauptberuflich um nicht staatlich geförderte Projekte in Afghanistan sowie, unter anderem, um das Finanzmanagement von Farhad Darya.

    Wir werden zu Tisch gebeten. Unsere Gastgeber sind Expats – also Experten (Expatriots) aus dem Ausland, die den Afghanen dabei helfen, nützliche Dinge aufzubauen. Sie haben uns für die nächsten Tage einen Plan ausgearbeitet, der alles enthält, was wir in Kabul sehen und machen sollten.
    Der augenblickliche Unterschied zwischen Kabul und Deutschland: Wenn es darum geht, einen Plan abzuarbeiten, muss man hier damit rechnen, dass der Plan jederzeit wegen Bombendrohungen und Selbstmordattentätern umgestellt werden muss. Heute hat man, sagt uns Tabea, schon acht potenzielle Attentäter geschnappt, wir können beruhigt eine Besichtigungstour machen.

Warum?
    Wenn mich etwas in meinem Leben anstachelt, dann sind es Leute, die zu mir sagen: Das kannst du nicht machen. Dieser Satz tauchte seit dem Beginn meiner Karriere in regelmäßigen Abständen auf. Dieser Satz ist für mich zu einem Gradmesser geworden. Sagt irgendjemand: Das kannst du nicht machen, weiß ich immer, dass ich mich gerade auf dem richtigen Weg befinde. Ich weiß dann, dass die Ablehnung nur damit zusammenhängt, dass ich eingetretene Pfade verlasse und etwas Neues beginne.

    Zum Beispiel war für mich seit meinen ersten Gehversuchen als Komiker völlig klar, was ich auf der Bühne für Klamotten tragen würde. Zum Entsetzen meiner damaligen Kollegen war die Modelinie rumänischer Nuttenpreller geboren.
    Das kannst du nicht machen, sagten damals alle. Du siehst ja aus wie ein Clown.
    Irgendwann, nachdem ich mit konstruierten lustigen Geschichten, die ich auf der Bühne erzählt habe, zu oft auf die Schnauze gefallen bin, entschied ich mich dazu, nur noch wahre Geschichten zu erzählen. Meine Geschichten fingen bis dato alle mit dem Satz an: Guten Tag, mein Name ist Kurt Krömer und ich komme aus Neukölln!
    Nee, sagten die Kollegen, das kannst du nicht machen, die Zuschauer wollen keine Geschichten aus Armutsvierteln hören.
    Meine ersten Nummern waren damals Die Eintagsfliege und Das Haarwuchsmittel. Diese Nummern öffneten mir irgendwann, nach jahrelanger erfolgloser Rumtingelei, in ganz Deutschland viele wichtige Türen. Ich war etabliert als der komische Typ aus Berlin-Neukölln. Engagements im Varieté folgten. Studenten, Punks, Leute mit Bock auf Remmidemmi fanden gut, was ich tat. In Berlin ging das, was ich tat, meistens ganz gut durch. Im Varieté in Hannover hingegen nicht so ganz. Dort fürchtete man wegen meiner zwei kleinen Auftritte am Abend um die Gunst des Publikums und wollte mich vorzeitig aus dem Vertrag drängen. Die Begründung war, glaube ich: Das kannst du hier in diesem Haus nicht so machen.
    Nach einer kleinen juristischen Erklärung meinerseits in Sachen Verträge-die-geschlossen-worden-sind-können-nur-schwierig-gelöst-werden spielte ich zum Entsetzen aller Beteiligten mein Engagement bis zum bitteren Schluss zu Ende. Ich nahm das Geld und kehrte Anfang 2000 zurück nach Berlin. Weitere Anfragen von Varietés blieben bis zum heutigen Tag aus.
    Zurück in Berlin, fasste ich den Entschluss, an einem zweistündigen Soloprogramm zu arbeiten. Das kannst du nicht machen, deine Figur ist doch nach zehn Minuten auserzählt.
    Mein erstes Soloprogramm folgte. Wir hatten ja damals auch nichts! Gespielt habe ich es in einem besetzten Haus in Berlin, ausschließlich vor Punks. Keine Polizei, keine Fotos, keine Presse. Eintritt eine Mark neunundvierzig. Die Abende

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