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Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan

Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan

Titel: Ein Ausflug nach wohin eigentlich keiner will - Zu Besuch in Afghanistan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Krömer
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Ich sehe mich um. Wie messen die im Schatten? Hier gibt es nirgends Schatten.
    Hinter uns landen Hubschrauber und Flugzeuge. Vor uns steht Hauptfeldwebel Kevin. Um seinen Hals hängt ein Maschinengewehr. An seinem Gürtel eine Pistole. Um ihn herum steht noch ein halbes Dutzend Soldaten, hinter und neben uns auch. Eigentlich sind hier nur noch Soldaten, bis auf uns.
    Es blitzt zweimal kurz nacheinander. Dann steigt Rauch auf. Nichts Schlimmes. Ich habe mir eine Zigarette angezündet, nach dieser Reise hat man sie sich auch verdient. Der Hauptfeldwebel gibt Feuer frei, und wir rauchen alle.
    Die Raucherpause ist zu Ende. Wir werden auf Fahrzeuge verteilt. Zuvor werden uns für den eventuellen Ernstfall Codewörter genannt. Für den Fall, dass wir angegriffen werden sollten, bekommt man mit diesen Codewörtern jederzeit sofortigen Zutritt in die Camps. Die Codewörter lauten KITE und INCAPABLE. Sollte man beide vergessen haben, sagt man WORLD. Dann wird man, wenn es gut läuft, zumindest nicht sofort erschossen. Wenn man mit KITE angerufen wird, soll man mit INCAPABLE antworten. Dann weiß man, dass es ein Freund ist. Der Feind kennt die Codewörter nämlich nicht.
    Die Fahrzeuge, in die wir steigen, haben alle Namen. Eins heißt Eagle, eins heißt Dingo und eins heißt Zweitonner. Man erklärt uns, dass der Zweitonner im Falle eines Angriffs die Schwachstelle des Konvois sei, weil er nicht gepanzert ist. Deswegen wird auf ihm auch nur unser Gepäck transportiert. Zuerst steigt die Besatzung in den Dingo, dann ich in den Eagle. Ich werde an einen Platz gesetzt, der aussieht wie der Chefsessel in einer Gamers Lounge. Ein riesengroßer Bildschirm ist direkt vor meinem Gesicht, und neben meinem rechten Arm befindet sich ein Joystick. Wir fahren an. Ich betrachte die Anlage vor mir. Zum Spielen wird das unmöglich eingebaut worden sein. Das hier ist für echten Krieg. Wenn ich mir sehr viel Mühe gebe, kann ich mich so bewegen, dass ich durch die Vorderscheibe ein kleines bisschen von der Straße sehe. Falls etwas passieren sollte, hätten wir hier Nebelwerfer an Bord, um uns zu verschleiern und dann abzuhauen, während die anderen kämpfen. Die Frage, ob ich so eine Nebelkartusche haben könne, um sie mal an meinem Nachbarn auszuprobieren, wird klar verneint.
    Hauptfeldwebel Kevin erzählt uns, dass der KAIA eigentlich ziemlich sicher sei, weil er nicht nur militärisch, sondern auch von den afghanischen Drogenbaronen benutzt wird, um ihr Heroin zu exportieren. Und da diese kein Interesse daran haben, dass ihre Lieferungen hier rumliegen, haben die Taliban zwei Feinde, was den Flughafen angeht. Genauso verhalte es sich mit der Straße, auf der wir gerade unterwegs sind. Der Highway Seven führt mitten durch Kabul und wird Highway To Hell genannt. Dieser Weg ist der Hauptweg, auf dem Heroin transportiert wird. Außerdem, erklärt Kevin, sei momentan gerade Mohnernte, und es werde jeder Mann gebraucht. Deswegen fänden die Taliban nicht viele Freiwillige oder Söldner, die nachts auf die ISAF-Lager schießen würden. Die seien alle zu müde von der Ernte. Hauptfeldwebel Kevin berichtet mir das in einem Tonfall, als würde er gerade erzählen, dass es an der Tanke keine Erdnüsse mehr gäbe und er mir deswegen Cashews mitgebracht hätte. Er erzählt auch noch, dass der gesamte Highwaybereich sowohl von einem Zeppelin als auch von Drohnen aus der Luft überwacht würde. Man sähe also, wenn jemand versuchen würde, eine Bombe einzugraben, und könnte sie dementsprechend entfernen. Außerdem werde jedes Mal, wenn ein Konvoi starte, parallel dazu eine Hubschrauberbesatzung in Alarmbereitschaft versetzt, um notfalls zu evakuieren.
    Kevin ist schon seit drei Monaten hier. Und auch schon zum zweiten Mal. Er kennt sich hier ganz gut aus. Ich lasse mich in meinen Sitz zurückfallen und kann aus dem Augenwinkel ein bisschen von Kabul sehen. Die Straße ist ganz schön belebt. Alles erinnert irgendwie an ein Gewerbegebiet, in das Baracken, aber auch Einfamilienhäuser und Mietskasernen gleichzeitig gebaut worden sind. Die Frauen tragen zu einem großen Teil die hellblaue Burka, den afghanischen Ganzkörperschleier. Bewaffnete sehe ich nicht. Nur ein unglaubliches Chaos auf der Straße. Aber irgendwie geht es immer weiter. Ich nicke kurz ein.
    Dann scheppert es. Ich werde unsanft geweckt, indem mein Kopf nach vorne gegen etwas Hartes knallt.
    Wir sind in Kabul im ersten Camp angekommen, dem sogenannten Headquarter. Ich soll

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