Ein Bär im Betstuhl
zu begehen, dann hätte sie etwas, das sie be kennen könnte und das ein gefallenes Menschenkind in dieser elenden Welt zu etwas Wertvollen machte. Ande rerseits scheute die junge, unschuldige Predigerin davor zurück, den Pfad der Sünden einzuschlagen. Dazu hatte sie später immer noch Zeit, entschied sie weise.
So setzte Pastor Huuskonen seinen geistlichen Kampf in der Gemeinde Nummenpää fort. Seine Predigten faszinierten die Leute, und sie dankten es ihm. Er er kannte, dass auch ein Pastor durchaus offen reden konnte, das tat der Wirkung der Predigt keinen Ab-bruch, im Gegenteil, die Leute wurden aufmerksam und verfolgten jedes Wort.
Es vergingen nur wenige Wochen, und Huuskonens Predigten hatten sich bis in die Zentrale des Bistums und zum Bischof herumgesprochen. Da lief dieser eigen sinnige Huuskonen also schon wieder Amok! Gerade war mit ihm eine Aussprache geführt worden, und er hatte zugesagt, keine abstrusen Gedanken mehr in der Zeitung zu veröffentlichen. Jetzt verkündete er von der Kanzel allen möglichen Mist, und, was am schlimmsten war, seine Kirche war dem Vernehmen nach jeden Sonn tag voll. Der Bischof beschloss, in Nummenpää nach dem Rechten zu sehen. Ohnehin war ein Besuch auf dem Lande fällig, denn die Elchjagd begann. Vielleicht konnte er ja in Nummenpää daran teilnehmen. Der Bischof war ein eifriger Jäger, und das Töten von Elchen lag ihm besonders am Herzen. Er rief einen Freund, Generalmajor Hannes Roikonen an, der in Nummenpää ein Haus und das Jagdrecht besaß, und verabredete sich mit ihm für die erste Jagdwoche.
Daheim in Nummenpää merkte Pastor Huuskonen, dass Sapperlots Appetit mit Beginn des Herbstes mäch tig gewachsen war. Er verschlang unter Umständen auf einen Schlag zwei Kilo Ringwurst der Klasse B und gierte wenige Stunden später schon wieder nach Futter. Im Laufe des Sommers war er tüchtig gewachsen, er hatte jetzt die Ausmaße eines großen Hundes, und er machte einen mürrischen Eindruck. Er tollte auch nicht mehr so fleißig herum wie zu Beginn des Sommers. Er fraß wie ein Raubtier, das sich auf den Winterschlaf vorbereitete. Frau Huuskonen beschwerte sich über die teuren Einkäufe, von denen sie schwere Taschen nach Hause schleppen musste, als hätte sie eine Großfamilie zu versorgen. Zwischen den Eheleuten gab es oft hefti gen Streit wegen des Bären, und so hielt es Oskari für klüger, ihn so häufig wie möglich in die Obhut der Wit-we Rehkoila zu geben.
Der Pastor rief in Korkeasaari und Ähtäri an und frag-te, ob man dort für den Winter einen gut erzogenen jungen Bären aufnehmen könne. Das Tier habe sich dick gefressen und beginne zu gähnen. Huuskonen wusste nämlich nicht recht, wo er seinen Bären im Winter lassen sollte, er hatte weder eine Höhle noch eine Bärenmutter, die sich um ihr Kind kümmerte und es in den Schlaf brachte.
Die Tierparks hatten schon im Frühjahr kein Interes se an Sapperlot gezeigt, und das hatte sich nicht geän dert. Die zuständigen Experten erklärten Huuskonen, dass eine fremde Bärin das Tier nicht annehmen würde, und außerdem sei der Winterschlaf der Bären in Tier-parks nicht tief, viele hielten gar keinen, da es dort weder Ruhe noch tiefen Frieden gab. Der einzige Lö sungsvorschlag der Experten war, den Bären entweder vor dem Winter zu töten oder zu versuchen, ihm eine bequeme und ruhige Höhle für den Winterschlaf zu bauen.
»Aber wie bringt man ihn in den Schlaf?« »Schwer zu sagen… Kaufen Sie doch einen riesigen
Teddy und geben Sie den Ihrem Bären mit in die Höhle. Mehr können wir Ihnen auch nicht sagen, der Winter schlaf der Bären ist in Finnland nie richtig erforscht worden.«
Huuskonen rief noch im Tierpark der Universität von Oulu an, wo man ihm empfahl, die Höhle an irgendei nem ruhigen Ort zu bauen. Eine Biologin namens Sam malisto erklärte ihm, wie die Bärenhöhlen in der Natur
beschaffen seien. Huuskonen notierte sich die Ratschlä ge.
Dann startete er eine neue Runde mit Anrufen, dies-mal in den Helsinkier Spielzeugläden, er fragte nach einem möglichst großen Teddybären. Kleine Spielzeug teddys gab es haufenweise, aber ein Teddy von der Größe einer ausgewachsenen Bärin war nirgendwo im Angebot. In der Spielzeugabteilung von Stockmann sagte man ihm am Telefon:
»Aha… Sie möchten also einen Teddybären, dessen Risthöhe etwa siebzig bis hundert Zentimeter und des-sen Länge hundertvierzig bis zweihundert Zentimeter beträgt? Wer
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