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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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schnitzen.
    Seit die Schule leer war, verzichtete der Pastor auf Abendandachten. Er erklärte, dass er kein gläubiger Pastor mehr sei und dass er nicht einmal um ihres gemeinsamen Bettes willen bereit sei, für Sonja die Andachten zu halten.
    »Ich habe während des ganzen Winters und vor allem jetzt im Frühjahr darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass es letztlich keine Sicherheit über die Existenz Gottes gibt. Diese Welt der Menschen ist so vom Zufall bestimmt, dass man sich kaum vorstel­ len kann, dass ein vernünftiger Gott dahinter steht.«
    »Versündige dich nicht. Selbstverständlich muss ein Pastor an Gott glauben.«
    »Ein Pastor ohne Amt kann vom Glauben halten, was er will. Außerdem habe ich Erfahrung in diesen Dingen, ich bin ein alter Apologet, habe über die Verteidigung des Glaubens dissertiert. Man kann die Dinge auf den Kopf stellen und dieselben Argumente auch gegen den Glauben verwenden.«
    »Erschreckende Worte aus deinem Munde.« Pastor Huuskonen versuchte zu erklären, dass seiner
    Meinung nach der Mensch in seinen Denkgewohnheiten beschränkt war. Als das menschliche Denken noch nicht weit entwickelt war und es kaum wissenschaftli­ che Fakten gab, bot es sich an, die fehlende Vernunft durch Religion zu ersetzen. Damit konnte man die Welt und alles, was existierte, erklären. Man brauchte Gott, die Göttlichkeit, als Schöpfer und allmächtigen Herr­ scher, da nichts anderes in Sicht war.
    »Was braucht der Mensch denn anderes?« »Wenn es nun gar keine Göttlichkeit gibt, kein ewiges
    Leben, rein gar nichts, sondern nur diese räudige Welt und die augenscheinlichen Dinge und Tatsachen?«
    Sonja erinnerte ihn daran, dass die Welt irgendwo ih­ ren Anfang genommen hatte, also musste auch irgendwo das Ende sein, aus dem Nichts kam nichts, und nichts konnte einfach so verschwinden.
    »Ich habe mir überlegt, dass sich vielleicht irgendwo im All im Laufe der Zeit eine außerirdische Intelligenz entwickelt hat, die diese Fragen längst gelöst hat, und wir Menschen sind nur winzige Krümchen im Univer­ sum, die von alledem überhaupt nichts begreifen.«
    »Glaubst du neuerdings an Ufos? Du tauschst Gott gegen Humbug ein.«
    »Der Mensch ist bestimmt nicht allein im Universum. Mir scheint logisch, dass wir die dümmsten der ver­ nunftbegabten Wesen im All sind, dass auf irgendeinem anderen Himmelskörper intelligenteres Leben vorhanden ist. Statt Lobeshymnen auf den Herrn zu singen, obwohl die Welt ganz offensichtlich immer elender wird, sollten wir uns lieber mit dem Kosmos befassen.«
    Sonja Sammalisto wunderte sich über die Gedanken des Pastors. War er endgültig durchgedreht? Wozu sich wegen irgendeiner außerirdischen Intelligenz verrückt machen, wenn die Menschheit über einen hilfreichen und festen Glauben verfügte, der alles erklärte.
    »Die Wissenschaft wird nie in der Lage sein, die Mysterien des Universums zu erklären, die Instrumente des Menschen reichen für diese Dimensionen nicht aus.«
    »Sag das nicht. Vor der Erfindung des elektrischen Stroms hätte man jeden für verrückt erklärt, der be­ hauptet hätte, dass es eine Energie gibt, die man nicht sieht, aber die man durch einen Kupferdraht weiterlei­ ten kann. Und die Radiowellen? Die Atomstrahlung? Licht, Dunkelheit? All das sind für uns völlig natürliche Dinge, aber für einen ungebildeten Wilden sind es Schrecknisse und Erscheinungen, die mit Göttlichkeit gleichzusetzen sind.«
    Sie setzten die Debatte auf dem Abendspaziergang fort, dabei führten sie Sapperlot an der Leine, und er zottelte vor ihnen her. Bären und Hunde ähneln sich insofern, als dass sie gern alles, was ihnen so an Gerü­ chen begegnet, schnüffelnd erkunden, aber während Hunde immer in Abständen ein Bein heben, um ihren Weg zu markieren, begnügen sich die Bären damit, über die fremden Gerüche zu schnauben. Bären urinieren nicht mit erhobenem Bein, nicht einmal die männlichen Tiere.
    Sonja Sammalisto kam auf das Thema Religion zu­ rück.
    »Du hast mir gesagt, dass das Gewissen des Men­ schen ein Zeichen für Gottes Einfluss ist, es ist Gottes Stimme in uns. Wie willst du das jetzt erklären?«
    »Das Gewissen ist ein Warnsignal, das in den Men­ schen eingebaut ist und ihn daran hindert oder ihn davor warnt, Unrecht zu tun. Da bedarf es gar keiner göttlichen Herleitung. Das Sündenbewusstsein ist eine Folge der Evolution, genau wie das übrige menschliche Denken, die Gefühle, die Vernunft und sogar der Hang

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