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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Kloster belagerte, doch da es stark befestigt war, hielt es stand, die Belagerung dauerte Jahre. Erst 1676 gelang es den Strelitzen durch eine Fensteröffnung, die sich in der Klostermauer be­ fand, ins Innere vorzudringen. Dort schlachteten sie fast alle vierhundert Verteidiger des Klosters ab, nur etwa dreißig ließen sie am Leben, und nachdem sie diese verhört und wie üblich gefoltert hatten, verringerte sich ihre Zahl auf vierzehn. Das war das vorläufige Ende der Glanzzeit des Klosters Solowezk.
    Als Finne interessierte Pastor Huuskonen sich beson­ ders für die Rolle des Klosters bei der Entstehung der Stadt Petersburg. Im Jahre 1694 segelte Zar Peter nach Solowezk, da er für Russland neue Seewege erschließen wollte. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte das Land keine eigene Flotte und auch keinen richtigen Hafen besessen, sondern versucht, seinen Außenhandel über Archan­ gelsk abzuwickeln. Am Ende seiner Reise zum Weißen Meer marschierte Zar Peter mit seinen Truppen durch Archangelsk und bis an den Ladogasee und die Newa, die innerste Bucht des Finnischen Meerbusens. Dort kam es zu Kämpfen mit den Schweden, und schließlich beschloss der Zar, hier seine Stadt zu errichten, was er dann auch tat. Diese Stadt haben die Russen später in vielen Kriegen, besonders gegen die Finnen, bis aufs Messer verteidigt. Die Verteidigung Petersburgs, später Leningrads, war immer wieder gleichbedeutend mit einem russischen Angriff auf Finnland.
    Das Kloster Solowezk erwachte nach und nach wieder zum Leben und zu sogar noch größerem Glanz als zu­ vor. Im neunzehnten Jahrhundert war es die goldene Stadt im Weißen Meer, in die scharenweise Pilger ström­ ten, gleichzeitig ein wirtschaftliches Zentrum, und fast schien es, als wäre hier am Ende der Welt ein nordi­ scher Athos entstanden, nur viel prächtiger als der einstige heilige Berg Griechenlands.
    Zu Beginn des folgenden Jahrhunderts führte das E-lend in Russland zur Revolution, und in Solowezk wurde ein grausames Strafgefangenenlager errichtet. Und erst jetzt, während Oskari Huuskonen hier überwinterte, erholte es sich allmählich von all den Prüfungen.
    Während seiner historischen Studien wanderte Pastor Huuskonen oft durch die Klosterruinen. Er verfolgte die nur langsam voranschreitenden Restaurierungsarbeiten, die die Arbeiter bei den winterlichen Frösten oft unter­ brachen, um Tee und Wodka zu trinken. Als Huuskonen einmal im Torgewölbe der eingestürzten nördlichen Klostermauer stand, kam ihm in den Sinn, dass sich hier ausgezeichnet die neue finnische Sportart, der vertikale Speerwurf, trainieren ließe. Er brachte den Gedanken abends in der Telegrafenstation zur Sprache und konnte einige Funker gewinnen, diese besondere Wurfart auszuprobieren. Sie beschafften sich ein halbes Dutzend Speere, und in der Baustellenwerkstatt schweißten ihnen die Arbeiter einen geeigneten Har­ nisch aus Blech, als Kopfschutz diente ein alter Helm der russischen Marineinfanterie aus dem Zweiten Welt­ krieg.
    Die Russen fanden sofort Gefallen am vertikalen Speerwurf. Der Leiter der Telegrafenstation, Leutnant Andrej Makarow, erreichte das ausgezeichnete Ergebnis von vierzehn Meter vierzig. Gemessen wurde jeweils anhand der Blicklinie zwischen der Traufe der Kloster­ mauer und der Kante des eingestürzten Gewölbes. Auch Huuskonen verbesserte seinen in Finnland erzielten Rekord um mehr als sechzig Zentimeter. Bald beteiligten sich auch ein paar misstrauische Mönche, deren Ergeb­ nis allerdings unter zehn Metern blieb, doch die Maurer der Baustelle kamen dafür allesamt über die zehn Meter hinaus, und der Erfolgreichste von ihnen, ein gewisser Kirill Semenow, erreichte das beste Ergebnis des ganzen Winters mit schwindelerregenden fünfzehn Meter fünf­ undzwanzig!
    Der Wettkampf im Speerwerfen fand nun drei Mal in der Woche statt, immer am Montag, Mittwoch und Frei­ tag. An den Tagen dazwischen lief Huuskonen auf Skiern seine Kontrollrunde um die Bärenhöhle. Sapper-lot schien friedlich unter der dicken Schneedecke zu schlummern.
    Der lange und dunkle Winter auf der abgelegenen In­ sel verleitete Oskari Huuskonen dazu, immer wieder zur Wodkaflasche zu greifen und tüchtig zu trinken. Dabei pflegte er zu philosophieren und Tanja allerlei Vorträge zu halten, zum Beispiel entwickelte er ein neues Gesell­ schaftsmodell für die Staaten der Welt. Oskari dachte an einen Diktator für die ganze Erde, der durch das Los aus beispielsweise zehntausend geeigneten und

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