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Ein Bär im Betstuhl

Titel: Ein Bär im Betstuhl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Nacht war, durften die Passagiere nicht an Land gehen, und so verzogen sie sich wieder in ihre Kabinen, David Sinkkonen ging aufs Autodeck, wo er auf seine Sauna-bank kroch.
    Am Morgen kamen mehrere Beamte aufs Schiff. Beel­ zebubs Quarantäneausweis wurde, wie bisher überall, auch hier akzeptiert. Die Zöllner kannten den Fall.
    »Der sieht ja ganz gewöhnlich aus, obwohl er fromm ist.« Sie sprachen den Wunsch aus, dass Pastor Huuskonen während seines Aufenthaltes auf Malta keine großen Massenversammlungen, so wie in Zypern, Kreta und Haifa, abhalten möge. Die Kunde hatte sich bis nach hier herumgesprochen. Malta, so sagten die Zöllner, sei ein selbstständiger Staat, der zum britischen Empire gehöre und nicht zum Herd irgendwelcher Un­ ruhen werden wolle. Speziell verboten sie Veranstaltun­ gen mit religiös ekstatischen Momenten, denn zur sel­ ben Zeit fand auf der Insel eine wichtige ökumenische Konferenz statt, für deren Arbeit sie die entsprechenden Bedingungen garantieren wollten. Sie erklärten Huuskonen, dass in Valletta Katholiken und Protestan­ ten aus vielen Ländern erwartet würden, dazu auch zahlreiche Muslime, die ebenfalls die verschiedensten Glaubensrichtungen vertraten. Man wollte vermeiden, dass inmitten all der Bischöfe und Mullahs ein religiöser Bär auftauchte und für Unruhe sorgte.
    Malta hat vierhunderttausend Einwohner, und der Staat besteht aus zwei Inseln, dem größeren Malta und dem kleineren Gozo, zusammen sind sie etwa so groß wie die Solowezkischen Inseln im Weißen Meer. Die Hauptstadt Valletta schob sich als befestigte Landzunge vom Nordostufer der Hauptinsel ins Meer. Die Oihonna lag in einem der drei großen Häfen, in Senglea im Süd­ osten Vallettas. Die Hotels wiederum standen nordwest­ lich der Stadt in Sliema, wohin der Handelsvertreter David Sinkkonen seinen alten Bedford steuerte. Neben ihm in der Fahrerkabine saß die Funkerin Tanja Mihai­ lowa und in der Modellsauna auf der Ladefläche Pastor Oskari Huuskonen mit seinem Bären Beelzebub. Gleich auf den ersten Metern hätte es beinah einen bösen Crash gegeben, denn Malta hat Linksverkehr, und Sink­ konen hatte das nicht bedacht. Die Bremsen des Auto­ veteranen quietschten in der schmalen Hafengasse von Senglea, die Sauna auf der Ladefläche wankte bedroh­ lich, aber dann hatte der Handelsvertreter sein Auto wieder in der Gewalt und lenkte es auf die linke Stra­ ßenseite. Vorsichtig fuhr er auf den zentralen Platz der Hauptstadt, wo die ganze Gesellschaft zu Mittag aß. Neugierige umringten den Laster, und als Huuskonen den Bären auf die Saunaterrasse rief, wo er sein Hunde­ futter verzehren sollte, wuchs das Publikum weiter an. Huuskonen, Sinkkonen und Tanja aßen in einem Stra­ ßencaf é Omelett, und dabei versuchte Sinkkonen den umstehenden Leuten seine Holzhäuser anzupreisen. Es zeigte sich, dass die Malteser ein altmodisches und gepflegtes Englisch sprachen, so gab es zwar keine Sprachprobleme, trotzdem konnte Sinkkonen kein einzi­ ges Geschäft tätigen, zumindest nicht auf dem Markt­ platz von Valletta. Stattdessen erschien ein freundlicher, aber strenger Polizist, der darauf hinwies, dass in den engen Gassen der Stadt keine Lastwagen verkehren durften. Weil sowieso alle mit dem Essen fertig waren, startete David Sinkkonen seinen Klapperkasten mit der wankenden Ladung, und sie fuhren ab. Die Leute liefen ihnen hinterher, als sie auf der Uferstraße die ganze prachtvolle Festung umrundeten. Endlich gelangten sie aus Valletta hinaus und fuhren nach Sliema, wo Huuskonen im Hotel Preluna zwei Zimmer reservierte, eines bezog er zusammen mit Tanja, das andere war für David Sinkkonen bestimmt. Den Laster stellten sie auf dem Hinterhof des Hotels ab, und sie vereinbarten, dass sie den Bären daran gewöhnen wollten, in der Modell­ sauna zu hausen. Sinkkonen hatte nicht das Geld, sein Hotelzimmer selbst zu bezahlen, aber er wollte natürlich gern duschen und in einem richtigen Bett schlafen. Der Bär akzeptierte die Sauna sofort als seine Behausung.
    Sinkkonens Modellsauna erinnerte stark an eine Bä­ renhöhle. Sie roch nach Mief, war mindestens ebenso schmutzig-ungewaschene Bettwäsche, ein zerrissener Schlafsack und ein durchgeschwitztes Kissen –, und mit den Kleiderlumpen in der Ecke erinnerte sie eher an einen Bauwagen denn an ein Beispiel moderner Bade-kultur.
    »Du hast hier schon ewig nicht sauber gemacht«, äu­ ßerte der Pastor, als Sinkkonen seine wenigen persönli­ chen

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