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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Schmunzeln. „Nicht wahr?“
    „Ich bin wirklich sehr erleichtert“, wiederholte sie und verschränkte die Hände im Schoß, „da mir ein paar höchst unerfreuliche Möglichkeiten durch den Sinn gingen.“
    Er sah sie unschuldig an. Sein Cousin würde ihn für seine Heuchelei umbringen. „Tatsächlich?“
    „London hat auch seine dekadente Seite“, fuhr sie fort und blickte ihm unverwandt ins Gesicht. Einen peinlichen Moment lang war ihm, als ahne sie, dass ihm diese dekadente Seite keineswegs fremd war.
    „Mag sein.“ Er verdrängte den Anflug von Schuldbewusstsein, der ihm die Freude daran zu verderben drohte, Drake einen bösen Streich zu spielen. „Ich mache mich auf die Suche nach meinem Cousin und schicke ihn umgehend zu Ihnen heraus.“
    Auf Eloises glatter Stirn bildete sich eine steile Falte. „Ich hoffe nur, er fühlt sich durch mein Anliegen nicht belästigt.“
    Gabriel unterdrückte ein schadenfrohes Grinsen. Drake würde vor Wut schäumen über die Störung. Dennoch wollte Gabriel sich die Chance nicht entgehen lassen, Maribella näher in Augenschein zu nehmen und sich ihr persönlich vorzustellen. Rache und erotisches Prickeln - gab es etwas Süßeres im Leben? „Seien Sie unbesorgt. Ich spreche mit Mrs. Watson.“
    „Mrs. Watson?“ Eloises Stirnfalte vertiefte sich. „Wo habe ich nur den Namen schon einmal gehört?“
    Gabriel öffnete den Wagenschlag. Sein Diener und Freddie standen bereits auf dem Gehsteig und bewunderten die erleuchtete Fassade. „Vielleicht aus der Zeitung“, antwortete er ausweichend.
    „Aus der Zeitung?“, wiederholte sie nachdenklich. „Ist sie eine Dame der Gesellschaft?“
    Gabriel sprang auf den Gehsteig und rückte seinen Hut zurecht. Es lag ihm fern, die Kleine davon in Kenntnis zu setzen, dass ihr Held Lord Drake sich in diesem Moment wahrscheinlich mit seiner neuen Mätresse in den seidenen Kissen des exklusivsten Bordells der Stadt vergnügte.
    Er wollte es Drake überlassen, sie darüber aufzuklären. Und er würde sich die Situation auf bestmögliche Weise zunutze machen. Schließlich war Gabriel ein Boscastle, und es war höchste Zeit, einen Punkt im Rivalenspiel zu seinen Gunsten einzuheimsen.
    Drake erhob sich vom Bett, trat an das Lackkabinett unter den schweren Samtdraperien, um Maribella und sich ein Glas Wein einzuschenken. Die schöne Kurtisane saß anmutig auf einem vergoldeten Hocker und spielte Harfe. Mit ihrem langen flammendroten Haar sah sie aus wie eine keltische Zauberfee. Sie hatte ihm hingebungsvoll Schultern und Rücken massiert, um ihn zu entspannen, und verfügte über ein großes Geschick, die Sinne eines Mannes zu entfachen, und dennoch fehlte irgendetwas an ihren geschulten Zärtlichkeiten.
    Lag es an ihm? Oder an ihr? War sie einfach zu professionell geschickt, oder waren seine Sinne rettungslos abgestumpft? Er hatte nicht den Wunsch, erlöst zu werden, und fühlte sich wohl in seinem sündigen Leben, auch wenn er nicht mehr den gleichen Genuss daran verspürte wie früher. Und er war gewiss nicht froh darüber, drei Brüder an ein Schicksal verloren zu haben, das ihm schlimmer erschien als der Tod: an die Liebe. Liebe bedeutete den völligen Kontrollverlust über das eigene Leben.
    Maribella griff einen falschen Akkord in den Saiten der Harfe, fluchte gereizt über den Missklang, stellte das Instrument beiseite und erhob sich. Um nicht lachen zu müssen, schob Drake den Samtvorhang ein wenig zur Seite und schaute auf die Straße hinunter. Maribella schmiegte sich an seinen Rücken und schob ihre schlanken Finger in seinen Hosenbund. „Warum hast du dich verspätet?“, fragte sie mit ihrer rauchigen Stimme. „Ich hasse es, wenn ein Liebhaber mich warten lässt.“
    „Es war nicht persönlich gemeint, Darling“, murmelte er ungerührt. „Ich habe einem Freund einen Gefallen getan.“
    Seltsamerweise dachte er dabei nicht an Horace Thornton oder dessen aufsässige Schwester. Vielmehr musste er an die geplagte Gouvernante denken, deren haselnussbraune Augen er nicht vergessen konnte, ebenso wenig wie sein aufloderndes Verlangen, als er sie geküsst hatte. Ihr Bild hatte sich so deutlich in ihm eingeprägt, dass er beinahe glaubte, sie tatsächlich zu sehen.
    Er blinzelte und schüttelte den Kopf. In der Kutsche unter dem Fenster erschien das Gesicht einer Frau, die den Blick auf das Haus richtete. Ein Trugbild. Oder hatte ihm jemand etwas in den Wein geträufelt? Aber … er verengte die Augen.
    Er hätte schwören

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