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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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dich wiederzusehen. Hast du mich vermisst?“
    Eloise wich kreidebleich zum Garderobenständer zurück. „Verschwinde augenblicklich, oder ich lasse dich von Seiner Lordschaft hinauswerfen, und ich rufe die Polizei …“
    „Still, du dummes Ding. Ich weiß genau, dass dein Dienstherr nicht im Haus ist.“ Er trat ein und schlug die Tür hinter sich zu. „Du hast eine ziemlich aufregende Nacht hinter dir. Du liebe Güte, Ellie. Ein vornehmer Ball, dann Herrenbesuch und eine Fahrt in ein Bordell. Kaum vorstellbar, dass ich dich einmal für schüchtern und blauäugig gehalten habe.“
    Hinter ihnen im dunklen Korridor wurden Schritte laut. Eloise schaute sich um und sah in Freddies verschlafenes sommersprossiges Gesicht. Beim Anblick des heruntergekommenen Fremden blieb er argwöhnisch stehen. „Was gibt‘s Miss Goodwin? Was ist passiert?“
    Eloise holte tief Atem. Freddie war ein anständiger, herzensguter junger Mann, auch wenn er nur ein Diener und der Sohn eines Trunkenbolds war. Er hatte sich aus eigener Kraft aus dem Elend der Gosse hochgearbeitet, in der er aufgewachsen war, und sie wollte ihn nicht mit ihren Nöten behelligen. „Schon gut, Freddie“, sagte sie beschwichtigend und hoffte, er würde das Beben in ihrer Stimme nicht hören. „Geh du nur an deine Arbeit.“
    Der Mann, der vor ihr stand, lachte derb. „Lass uns zufrieden, Bursche. Eloise und ich sind alte Freunde. Ich will nur mit ihr reden.“
    Eloise straffte die Schultern. Wenn sie die Überlegene spielte, würde Ralph hoffentlich bald wieder gehen. „Es ist alles in Ordnung, Freddie.“
    Wie Drake es geahnt hatte, erschien Horace nicht zum Duell im Hyde Parke. Drake schaffte es gerade noch rechtzeitig, da er die halbe Nacht die Stadt durchstreift hatte. Allem Anschein nach waren Percy und Thalia noch immer in der Stadt, da sie gemeinsam als späte Gäste bei einer Abendgesellschaft aufgetaucht waren. Horace war in einer der Spielhöllen gesehen worden, die er häufig frequentierte. Seine Bekannten waren der einhelligen Ansicht, er sei anschließend zu einem längeren Aufenthalt auf dem Land aufgebrochen. Für Drake bedeutete das, dass der elende Feigling sein Hauspersonal, das auf ihn angewiesen war, schmählich im Stich gelassen hatte.
    Er nahm sich vor, Miss Goodwin die schlechte Nachricht nach dem Frühstück zu mitzuteilen. Sein Entschuldigungsschreiben an Maribella, das er ihr noch in der Nacht hatte überbringen lassen, war ungeöffnet an ihn zurückgeschickt worden. Er hatte gute Lust, seinen Cousin auf dem Duellplatz zu töten und damit der Menschheit einen Gefallen zu tun.
    Gabriel harrte seiner bereits unter einem Baum. In den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne hatte sich bereits eine kleine Schar Zuschauer auf dem mit Tau benetzten Rasen eingefunden in Erwartung eines Blutbades. Das Publikum bestand aus angetrunkenen Nachtschwärmern auf dem Heimweg, einem Lumpensammler und einem Ehepaar mit einem schlafenden Kind in einer Postkutsche. Zwei Ärzte mit bauchigen Ledertaschen hatten sich gleichfalls eingefunden.
    Drake und Gabriel nahmen ihre Positionen ein, schritten die Distanz ab und warteten auf das Signal zu feuern.
    „Hast du Maribella nochmal gesehen?“, fragte Gabriel ungerührt.
    Drake legte die Stirn in Falten. „Nein. Du etwa, du hinterhältiger Schuft?“
    „Nur in meinen Träumen“, antwortete Gabriel lachend.
    „Ist dir eigentlich klar“, sagte Drake mit einem kalten Lächeln, „dass ich auf dich schießen könnte, um mir zukünftigen Ärger mit dir zu ersparen?“
    „Nur zu, Cousin. Solange du nicht einen Körperteil triffst, den ich regelmäßig zum Einsatz bringe. Den brauche ich nämlich noch bei meinem Widersehen mit Miss St. Ives.“
    Auf das Signal drehten beide sich gelassen um und feuerten in die Luft. Die Zuschauer, die murrend ihrer Enttäuschung Ausdruck verliehen, dass keiner der Duellanten blutüberströmt ins Gras sank, zerstreuten sich in verschiedene Richtungen.
    „Zu dumm“, meinte Drake, während sein Diener ihm eilfertig Hut und Handschuhe brachte. „Daneben. Du trägst deinen Kopf also immer noch zwischen den Schultern.“
    Gabriel grinste unverfroren. „Und du hast immer noch deine weiblichen Bewunderer.“ Er wies zu einer eleganten vierspännigen Kutsche hinüber, die unter den Bäumen angehalten hatte. „Wenigstens eine will dir zu deinem Überleben gratulieren.“
    Drake knöpfte ohne Eile seinen Gehrock zu. „Ich enttäusche nur ungern eine Dame. Leider muss ich unser

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