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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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Maribella? Vielleicht finanzieller Natur?“
    Sie zog ihre Hand zurück, was ihn keineswegs störte. Zugegeben, er war übernächtigt und …
    „Meine Garderobe bedarf der Erneuerung“, antwortete sie und maß ihn herausfordernd.
    Er lachte. Für die Wünsche einer frivolen und anspruchsvollen Frau hatte er jedes Verständnis. „Nun, warum eigentlich nicht?“
    Sie wirkte ein wenig versöhnt. „Heute?“
    Er zögerte. Wieso war er eigentlich so zögerlich, die Gunst der Stunde zu nutzen? Zauderte er, um die Spannung vor Beginn einer Liebesaffäre zu steigern? Er wusste es nicht, hatte allerdings den Verdacht, diese Frau verberge eine dunkle Seite ihrer Seele, ähnlich wie er es tat. Und er war sich keineswegs sicher, ob dies der Anfang einer harmonischen Affäre wäre.
    „Heute leider nicht“, murmelte er. „Ich habe dummerweise versprochen, einem Freund zu helfen.“
    „Ist dieser Freund eine Frau?“, fragte sie unverblümt.
    Er lachte wieder und glaubte einen Anflug ihres launischen Temperaments in ihren Augen zu erkennen. „Wieso dieser Argwohn? Ich versuche, den Mann ausfindig zu machen, der den Anlass für diese Farce vorhin gegeben hat.“ Und falls sie spürte, dass hinter seiner Geschichte mehr steckte als diese knappe Erklärung, so war sie klug genug, keine weiteren Fragen zu stellen.

9. KAPITEL
    Eloise zwang sich, dem Mann, den sie beinahe geheiratet hätte, unverwandt ins Gesicht zu schauen. Er würde ihre Schwäche ausnützen, wenn sie ihm ihre Angst zeigte. Am liebsten hätte sie ihn am Kragen seines schäbigen Mantels gepackt und geschüttelt wie eine Ratte, die er war. Wie hatte er sie nur gefunden? Sie hatte einen anderen Namen angenommen und war fest davon überzeugt gewesen, unerkannt in London untertauchen zu können. Und erst seit kurzer Zeit hatte sie zu hoffen gewagt, endlich ihre unrühmliche Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben.
    „Mein Gott, Ellie“, sagte Ralph und legte die Arme über die Rückenlehne von Lord Thorntons Sofa, „es tut wirklich gut, dich nach all den Jahren wiederzusehen.“
    Sie blickte finster auf die schmutzigen Spuren, die seine mit Lehm bespritzten Stiefel auf dem Teppich verursacht hatten. „Ich kann nicht sagen, dass ich dieses Gefühl erwidere.“
    Er schnaubte verächtlich. „Du drückst dich also immer noch so geschwollen aus wie früher. Nun ja, es scheint sich ja gelohnt zu haben. Für ein einfaches Mädchen vom Land hast du es ziemlich weit gebracht.“
    Das Morgengrauen sickerte durch die Samtvorhänge in den Salon. In diesem Moment wurde ein Duell ausgetragen zwischen Lord Boscastle und seinem Cousin, zwei der attraktivsten jungen Männer, die ihr je begegnet waren. Und sie saß hier und musste ertragen, dass dieser heruntergekommene Taugenichts sich dreist auf dem Sofa ihres Dienstherrn breit machte.
    „Ellie, Ellie“, wiederholte er mit einem unangenehmen Lächeln und musterte sie von Kopf bis Fuß. „Wie ich sehe, bist du schlanker geworden.“
    Sie richtete den Blick an ihm vorbei aus dem Fenster. Draußen auf der Straße rumpelten Ochsenfuhrwerke und Handkarren vorbei auf dem Weg zum Wochenmarkt. Es war ein Tag wie jeder andere in London, aber Eloise wusste, dass sie nach Ralphs unvermutetem Auftauchen ihres Lebens nicht mehr froh werden würde. Erst gestern hatte sie eine Glitzerwelt betreten, die sie bislang nur aus der Zeitung kannte, hatte sich hinreißen lassen, mit einem Mann zu tanzen, den sie nicht vergessen konnte. Nein, das schüchterne unbedarfte Mädchen vom Lande war sie seit sechs Jahren nicht mehr.
    „Was willst du, Ralph?“, fragte sie mit fester Stimme.
    Sie bemerkte ein unruhiges Flackern in seinen Augen, als sie ihn unverwandt ansah. Wer hätte geahnt, dass ihr die Position einer Gouvernante und Gesellschafterin solches Selbstvertrauen geben würde? Hatte er die Absicht, sie zu demütigen? Eloise hatte schwere Jahre durchlitten und Kraft aus diesen leidvollen Prüfungen geschöpft.
    „Was willst du?“, wiederholte sie.
    „Nur gelegentlich eine bescheidene Summe. Es sind harte Zeiten, ich habe Frau und Kind, und es ist wieder etwas Kleines unterwegs.“
    „Von welcher Summe sprichst du?“
    „Fünf Pfund würden mir genügen“, antwortete er und lächelte wieder. „Schade eigentlich, wenn ich mir überlege, dass wir beide Kinder großziehen könnten. Denkst du manchmal daran?“ Als sie schwieg, kam er unbeholfen auf die Beine. Irgendwie wurde ihm wohl klar, dass sie nicht alleine im Haus waren.

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