Ein Ballnachtstraum
Ihr Busen drohte das enge Mieder des grässlichen Kleides zu sprengen.
„Eloise“, meinte er zärtlich und verbarg seine Erleichterung. „Habe ich Ihnen nicht bereits gesagt, dass Sie es nicht nötig haben, je wieder zu arbeiten? Nie wieder sollen ältliche Damen mit Spazierstöcken nach Ihnen stochern. Sie müssen nie wieder törichte junge Mädchen davor bewahren, sich ins Verderben zu stürzen …“
„Oh mein Gott.“ Eloise stellte sich auf Zehenspitzen und spähte suchend über seine Schulter.
„Ich fürchte beinahe zu fragen, was Ihnen diesmal Kummer bereitet.“
„Thalia. Ich bin schon wieder auf der Suche nach ihr. Ihr Verlobter kehrte unerwartet aus Amsterdam zurück und ist hier. Und sie war plötzlich vom Tanzparkett verschwunden.“
„Wie viele Tage noch bis zur Hochzeit?“, erkundigte er sich trocken.
„Ich habe vergessen, nachzuzählen.“
„Wieso sucht ihr Verlobter sie nicht?“, wollte er wissen.
„Wir sprechen von Thalia, Drake. Begreifen Sie nicht, warum ich nicht will, dass er sie vor mir findet?“
„Sie können das flatterhafte Ding nicht ewig vor seinem Leichtsinn bewahren.“
„Nur bis zur Hochzeit. Danach soll ihr Gemahl sich um sie kümmern.“
Eloise gab ihm einen zerstreuten Kuss auf die Wange. Er seufzte hörbar auf und nahm die Hände von ihr. Es brachte ihn schier um den Verstand, sie gehen lassen zu müssen. Sie drängte sich an ihm vorbei, und er blieb zurück, nach Kräften darum bemüht, seiner Erregung wieder Herr zu werden.
„Drake?“ Sie zögerte und legte ihre Hand auf seinen Arm. Einen Moment lang hoffte er, sie habe ihre Meinung geändert.
Er zog sie wieder an sich, wusste, dass sie seinen aufgerichteten Schaft auch durch das groteske Kleid spüren musste. „Ich brauche dich“, flüsterte er sehnsüchtig. „Und wenn du nicht augenblicklich gehst, trage ich dich vor den Augen aller Ballgäste aus diesem Haus.“
Eloise sah ihn mit großen Augen an und wich zurück. „Ich wollte Sie nur um einen kleinen Gefallen bitten.“ Er seufzte wieder. „Und der wäre?“
„Bitte verraten Sie Ihrer Schwester nicht, was Sie für mich empfinden.“
Sein verdutzter Blick folgte ihr, das Herz hämmerte hart gegen seine Rippen. Er verzehrte sich danach, ihr Geliebter zu werden, und alles, woran sie dachte, war, keinen schlechten Eindruck auf Emma zu machen. Dies war möglicherweise die Strafe, die sein Vater ihm in seiner Kindheit angedroht hatte und die er wohl auch verdiente.
Die erschreckende Wahrheit war, dass er noch nie zuvor solche Empfindungen verspürt hatte. Sein körperliches Verlangen nach dieser Frau war so intensiv und das Bedürfnis, in ihrer Nähe zu sein, so überwältigend … Empfand er etwa mehr für diese Frau?
Diese Erkenntnis jagte ihm einen Schauder über den Rücken. Er straffte die Schultern und schüttelte den beängstigenden Gedanken ab.
Das war nicht möglich. Das würde er nicht zulassen. Er begehrte sie, und das war alles.
Er blieb im Schatten der Säule stehen, während sie um eine Ecke bog und seinen Blicken entschwand, die Schleppe des monströsen Kleides hinter sich her ziehend. Sie unterschied sich von allen anderen Frauen, die er besessen hatte, wie Feuer von Wasser. Gottlob war er nicht zur Liebe fähig, und je mehr er darüber grübelte, desto mehr gewann er die Gewissheit, dass er nichts zu befürchten hatte.
Er begehrte sie, und das war alles.
18. KAPITEL
Wenige Minuten später entdeckte Eloise ihre Schutzbefohlene, die sich im Garten hinter einer Marmorstatue zu verstecken versuchte, aber an ihrem weiß schimmernden Kleid rasch zu erkennen war. „Was in aller Welt tun Sie hier?“, fragte Eloise erzürnt. „Und ich will nicht hören, dass Sie sich schon wieder mit einem Mann treffen, ausgerechnet an diesem Abend, sonst rüttle ich Sie, bis Ihnen die Zähne klappern. Ja, das tue ich.“
Thalia zog sie hinter den Fischteich. „Ich treffe mich mit keinem Mann“, flüsterte sie aufgeregt. „Ich verstecke mich. Stellen Sie sich vor mich, damit mich niemand sehen kann.“
„Vor wem verstecken Sie sich?“, rief Eloise alarmiert. „Hoffentlich nicht vor Sir Thomas? Wissen Sie eigentlich, dass er hier ist? Sollten Sie mit dem Gedanken spielen, die Verlobung zu lösen …“
„Ich weiß, dass er hier ist“, erwiderte Thalia mit tränenerstickter Stimme. „Aber Percy ist auch hier. Er und seine Freunde sind total betrunken und verbreiten schändliche Gerüchte über mich.“
Eloise wurde von hellem
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