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Ein Band aus Wasser

Ein Band aus Wasser

Titel: Ein Band aus Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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etwas näher war und kein kleines Mädchen mehr.«
    » Hmmm.« Vorsichtig kratzte sich Claire neben ihrem silbernen Piercing an der Nase. » Nun, Marcel weiß es jetzt. Die Frage – oder eine der Fragen – ist, ob du und Manon die Sache wieder ins Lot bringt?«
    Sophie sah angeschlagen aus, ihr Gesicht eingefallen und bleich. » Ich weiß es nicht«, flüsterte sie, schüttelte den Kopf und nahm noch einen Bissen von ihrem Snickers. » Ich hatte gedacht, dass wir das ganz sicher würden. Immer. Aber jetzt weiß ich es nicht mehr. Manon sagt, sie wird mir das nie verzeihen.«
    » Tja«, erwiderte Claire schnell, da sie die Unterhaltung zu einem etwas weniger tränenträchtigen Thema lenken wollte. » Aber wenn du nicht mehr mit Manon zusammenkommst, wie wär’s dann, stattdessen was mit Marcel anzufangen? Denn Gott weiß, er ist immer noch Single.«
    Bei dem Gedanken wirkte Sophie überrascht. War ihr das noch nicht in den Sinn gekommen? Vielleicht sollte Claire ihr den » Dämlichkeits«-Oscar überreichen.
    » Ich weiß es nicht«, sagte Sophie wieder und wirkte völlig verloren. » Ich bin ihm doch völlig egal. Er weiß ja noch nicht mal, dass ich überhaupt existiere.«
    » Also, das weiß er jetzt ganz bestimmt«, versicherte ihr Claire.
    » Und … als er ein Mönch wurde, hat er gelobt, zölibatär zu leben«, fuhr Sophie fort. » Daran kann ich mich noch erinnern.«
    Claire verdrehte die Augen. » Er ist ein Mann.«
    Sie setzte sich auf, knüllte die Packung des Schoko-Riegels zusammen und warf sie quer durch den kleinen Raum in Sophies Tüte mit den Pseudo-Papiertaschentüchern. » Okay, du liebst sie also immer noch. Es wird schwierig sein, sich das abzugewöhnen. Aber wenn sie wirklich entschlossen ist, einen neuen Lebensabschnitt anzufangen, hast du keine andere Wahl, als es ihr gleichzutun. Und wenn du keinen normalen Mann willst, einen mit einer kurzen Lebensdauer, dann wäre Marcel eine gute Wahl.«
    » Darüber kann ich jetzt noch nicht nachdenken«, sagte Sophie und strich sich das dunkle Haar aus dem Gesicht.
    » Nun, es ist ja noch viel Zeit«, sagte Claire. Ein gigantisches Understatement. » Das Problem mit der unerwiderten Liebe ist, dass sie für gewöhnlich nicht vergeht.«
    Sie spürte Sophies Blick auf sich ruhen und hoffte, dass sich ihre Stimme nicht allzu bitter anhörte.
    » Wo ist Jules?«, fragte Sophie, die Claires Gedankengang folgte.
    » Er hat einen Job«, sagte Claire. » Unerklärlicherweise.«
    Ein paar Minuten lang sagten die beiden Frauen gar nichts. Sophie schniefte ab und an oder putzte sich die Nase.
    Wer hätte gedacht, sinnierte Claire, während sie ihre hellroten Fußnägel betrachtete, dass sie und Sophie, die eisige Jungfer, je etwas gemeinsam haben würden? » Warst du je mit einem Mann zusammen?«, fragte sie aus heiterem Himmel.
    Sophie wurde rot. » Nein. Als ich noch jünger war … aber es ist nie dazu gekommen.« Dann schien ihr einzufallen, dass Claire es so einige Male mit Jungs und Männern aus dem Dorf getan hatte. Schnell redete sie weiter: » Ich konnte es einfach nicht … Meine Eltern haben mich die ganze Zeit beobachtet. Dann war ich lange, lange in Marcel verliebt. Als er nach dem Ritus verschwunden ist, habe ich mich gefragt, ob er bei Melita war – ob er mit ihr durchgebrannt ist, ob sie ein Paar waren. Vielleicht hat er sie beide geliebt.«
    » Das bezweifle ich«, sagte Claire.
    » Aber er war weg. Und auch wenn Cerise dann … tot war, war Marcel trotzdem nicht da. Ich meine, ich war natürlich nicht froh über das, was Cerise … passiert ist. Es war schrecklich. Aber als sie von uns gegangen war, vielleicht hätte Marcel dann …« Sophie seufzte. » Aber keiner wusste, wo er abgeblieben war. Und dann habe ich mich mit Manon angefreundet. So, wie sie aussieht, braucht sie jemanden, der bei ihr ist … jemand, der ihr hilft, Dinge zu erledigen. Sie hat es ziemlich hart getroffen.« Wieder brach ihr die Stimme.
    » Sieht ganz danach aus.« Claire hatte nicht viel über Manon und Richard nachgedacht, geschweige denn darüber, wie viel schwerer ihr Leben gewesen war. Vor allem für Manon. Richard konnte fast als junger Mann im späten Teenageralter durchgehen, wenn man ihn nicht allzu genau ansah.
    » Schätze, das dürfte jetzt leichter werden«, meinte Claire.
    Sophie sah sie schniefend an. » Wie meinst du das?«
    Claire zuckte die Achseln. » Na, weil sie altern.«
    Einen Moment lang sah Sophie sie verständnislos an. Sie blinzelte ein

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