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Ein bisschen blutig - Neue Gestaendnisse eines Kuechenchefs

Titel: Ein bisschen blutig - Neue Gestaendnisse eines Kuechenchefs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Bourdain
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verrät. Sie wissen schon, diese armen Leute mit ihren Handys und Nike-Schuhen. Wenn sie doch nur auf Alice hören würden. Sie würde ihnen schon den Weg ins gelobte Land weisen, keine Frage.
    Was können wir sonst noch tun? Alice sagt, wir müssten sofort 27 Milliarden Dollar ausgeben, um jedem Schüler in Amerika ein gesundes Biomittagessen zu bieten. Vor Kurzem ergänzte sie ihren Vorschlag noch durch die Idee, dass sich frische Blumen auf jedem Tisch auch ganz hübsch machen würden.
    Schließlich ist das »wichtiger als die Kriminalität auf der Straße. Das ist nicht nur ähnlich wie der Heimatschutz - es ist der ultimative Heimatschutz. Es ist wichtiger als alles andere.«
    Hier kann ich Alice nicht mehr folgen - denn für mich als New Yorker geht es beim Heimatschutz, so kurios das Konzept auch sein mag, immer noch darum, Selbstmordattentäter davon abzuhalten, gottverdammte Flugzeuge in irgendwelche Gebäude zu fliegen. Und Schulessen in Bioqualität sind für jemanden aus Berkeley vielleicht tatsächlich wichtiger als Straßenkriminalität, aber in den chronisch unterfinanzierten Schulbezirken von West Baltimore sieht man das wahrscheinlich anders. Ein gesundes Mittagessen ist gut und schön - aber für den kleinen Timmy nicht sooo wichtig, wenn er bereits auf dem Weg zur Schule erschossen wird. 27 Milliarden Dollar für gesundes Schulessen wirken derzeit ziemlich daneben - bislang sind wir ja sogar kläglich damit gescheitert, dem kleinen Timmy richtig lesen und schreiben beizubringen. Was für Träume kann ein
gut genährter Junge wohl haben, wenn er nicht weiß, wie er sie artikulieren soll? Wie kann er sich seine eigene Welt aufbauen, wenn er nicht weiß, wie er um die Sachen bitten (geschweige denn bekommen) soll, die er will und braucht. Ich persönlich wäre schon zufrieden, wenn Timmy eine Scheibe guten, frischen, nicht unbedingt biologisch-dynamischen Hackbraten mit Tiefkühlbrokkoli als Beilage bekommen würde - und dazu ordentlichen Unterricht im Lesen und Schreiben und die Chance auf eine Zukunft. Wenn er lesen kann und belesen ist und über die notwendigen Fähigkeiten verfügt, seinen Weg zu finden, hat er weitaus bessere Chancen, sich einmal einen Besuch bei Alice im Chez Panisse zu leisten.
    Nicht weit von Berkeley stehen sie im Mission District von San Francisco jeden Dienstag für das Sonderangebot von 1,99 Dollar bei Popeyes Fried Chicken an. Die Leute warten nicht eine Dreiviertelstunde lang in der Schlange, weil das Hähnchen besonders gesund ist oder weil es Biohähnchen ist oder weil es ein ganz besonders sorgfältig und liebevoll aufgezogenes Hähnchen ist - es ist nicht einmal besonders gut. Sie stehen an, weil man für 1,99 Dollar drei verdammte Stücke bekommt. Wenn wir diese Realität nicht akzeptieren, liebe Alice, sind wir verloren.
    Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich im zarten Alter von elf und dann mit zwölf Jahren gegen den Vietnamkrieg demonstrierte. Mein Vater und ich fuhren dazu nach Washington. Später protestierte ich mit Freunden in New York. Dabei hat sich mir nachdrücklich eingeprägt, wie uns die Bauarbeiter, die Polizisten und Feuerwehrleute - genau diejenigen, deren Familien wahrscheinlich am meisten
unter dem Krieg leiden würden - instinktiv und abgrundtief hassten. Unsere Botschaft verhallte ungehört, weil sie von einem Haufen überprivilegierter Collegestudenten kam, deren Ausbildung von Mami und Papi bezahlt wurde. Ein normaler Arbeiter konnte sich ein Studium gar nicht leisten. Da standen wir, großmäulige, von uns selbst eingenommene Ideologen, sahen so ganz anders aus als die Arbeiter und führten ein ganz anderes Leben - erzählten ihnen aber bei jeder Gelegenheit von den Problemen der »Arbeiterklasse«, normalerweise auf den Stufen der Columbia University. Die echten Angehörigen der »Arbeiterklasse«, denen wir unsere Parolen entgegenriefen, wussten, was Arbeit war - jeden Abend, wenn sie sich ins Bett schleppten, und am nächsten Morgen, wenn sie wieder aufstanden. Wer waren diese arbeitsscheuen, langhaarigen, kiffenden Freaks mit der passenden Freundin und der großen Klappe? Was redeten sie von Produktionsmitteln? Welche Produktion? Diese Luschen produzierten doch gar nichts!
    Und so verhallte eine richtig gute Botschaft, weil sie von den falschen Leuten kam.
    Ähnlich verhält es sich mit Alice Waters. Wenn man Alice auf seiner Seite hat, ist das so, wie wenn Alec Baldwin oder Barbra Streisand denselben Präsidentschaftskandidaten

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