Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
von Frauen sammelte.
„Warte bitte kurz auf mich“, sagte er. „Ich muss eben in mein Büro, aber ich bin gleich wieder da.“
„Nein, ich geh jetzt besser.“ Sie war müde und emotional völlig erschöpft.
„Bitte … es dauert auch nicht lange. Ich muss nur was nachsehen und komme dann sofort wieder.“
Wie sollte sie dazu schon Nein sagen? Nicht nur, dass sie plötzlich wie das heulende Elend vor dem armen Kerl saß, nein, er hatte außerdem gerade erfahren, dass er Vater wurde. Dafür schlug er sich erstaunlich gut, wie sie zugeben musste. „Okay, ich warte.“
Auf halbem Weg aus der Wohnung drehte er sich noch einmal um. „Versprich mir, dass du nicht abhaust.“
„Ich verspreche es. Wenn du wiederkommst, bin ich auf jeden Fall noch hier.“
Als er die Tür hinter sich schloss, stand Beth auf, ging zur Couch und ließ sich seufzend darauffallen. New Mexico konnte sie sich abschminken. Aus ihr und Kevin Kowalski war plötzlich ein Wir geworden, ob ihr das nun passte oder nicht. Jetzt war sie an New Hampshire gefesselt.
4. KAPITEL
K evin zog die Tür zum Büro hinter sich zu und ließ sich auf seinen Stuhl sinken.
Alter Schwede – er wurde Vater! Dad. Daddy. Au weia!
Okay, er hatte in letzter Zeit wirklich öfter mal darüber nachgedacht, wieder zu heiraten. Am besten natürlich eine Frau, die ihn nicht so verarschte wie seine Ex. Und Kinder wollte er auch.
Allerdings hätte es damit nicht unbedingt sofort losgehen müssen.
Er lehnte sich zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und dachte nach. Kondome waren nicht hundertprozentig sicher. Das hatte ihm sein Vater bereits eingehämmert, als er sich zum ersten Mal das Familienauto für ein Date geliehen hatte. Und nun gehörte er offensichtlich zu den zwei Prozent Kondombenutzern, die unerwartet Nachwuchs bekamen. Nur noch neun Monate, dann wurde er Vater. Er atmete tief durch, was allerdings nicht gegen seine aufsteigende Panik half. Also versuchte er es noch einmal.
Beth war auch ganz fertig, da musste er sich unbedingt in den Griff kriegen. Sie durften nicht beide gleichzeitig ausflippen. Er würde das Kind schon schaukeln – im wahrsten Sinne des Wortes. Offenbar freute er sich insgeheim sogar darauf, Vater zu werden, weil ihm fast das Herz stehen geblieben war, als er gedacht hatte, dass Beth vielleicht eine Abtreibung in Betracht zog.
Ein Plan musste her. Er hatte ein gut gefülltes Sparkonto, und die Bar schrieb schwarze Zahlen. Also konnte er Beth problemlos unter die Arme greifen. Und falls es ganz schlimm kam, konnte er sich immer noch Geld bei Joe leihen.Dank seiner Horrorromane schwamm der in Dollarscheinen. Kevin kramte in seinem Aktenschrank herum, bis er gefunden hatte, wonach er suchte. Noch einmal atmete er tief durch, dann schnappte er sich das Telefon und wählte.
Das Gespräch dauerte länger als gedacht, und wieder oben in seiner Wohnung angekommen, befürchtete Kevin schon, Beth wäre inzwischen doch verschwunden. Die Sorge war allerdings unbegründet. Sie saß gemütlich auf seiner Couch, knabberte Tortilla-Chips und schaute dabei Country-und-Western-Videos.
„Ist doch okay, oder?“, fragte sie und hielt die Chipstüte hoch.
„Natürlich.“ Er setzte sich ihr gegenüber auf den Sessel und stützte die Ellbogen auf die Knie. „Ich habe eben kurz mit meiner Krankenversicherung telefoniert. Alles Idioten da. Selbst wenn wir jetzt auf der Stelle heiraten, wäre deine Schwangerschaft nicht abgedeckt, weil sie schon vor der Hochzeit bestanden hat. Das Kind allerdings wäre nach seiner Geburt über mich versichert.“
Mit einem Tortilla-Chip in der Hand war Beth erstarrt. „Heiraten? Nein, Kevin, ich …“
„Nur wegen der Versicherung“, unterbrach er sie. „Obwohl das vielleicht wirklich kein guter Grund ist.“
„Oh, ah, verstehe.“
Was sollte das bitte schön heißen? „Außer du bist der Meinung, wir sollten heiraten.“
Sie schaute ihn an, als hätte er ihr eben vorgeschlagen, unten in der vollen Bar einen Quickie auf dem Tresen hinzulegen. „Nein, absolut nicht.“
Warum war er dann jetzt enttäuscht? Schnell verdrängte er das Gefühl. Das war doch alles verrückt. Erst hatte er Angst gehabt, sie könnte Ja sagen, nun traf es ihn, dass sie ihn nicht wollte. Musste wohl der Schock sein. „Ist bestimmtbesser. Mein Bruder hat seine Frau geheiratet, weil sie schwanger war, und jetzt denkt sie, er hätte es nur deshalb gemacht, und ist total verunsichert. Sie hatten eine richtige
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