Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
er noch etwas sagen, aber Beth kam ihm zuvor. „Ich bin schwanger“, brach es aus ihr heraus.
Verwirrt sah er sie an.
„Ich weiß, wir haben ein Kondom benutzt“, redete sie weiter, als er sie nur wortlos anstarrte. „Aber … na ja, ich hatte männermäßig eine kleine Durststrecke, und da war niemand anderes. Also kann es nur von dir sein.“
„Ein Kind.“
„Ja.“
„Mein Kind.“
„Ja.“
„Wow.“ Er lehnte sich zurück und rieb sich mit den Händen über die Oberschenkel. „Bist du sicher?“
„Beim Arzt war ich noch nicht… aber ich habe zu Hauseeinen Test gemacht. Ja, ich bin ganz sicher.“ Beth bereitete sich innerlich auf das Schlimmste vor. Dass Kevin alles abstritt, ihr Vorwürfe machte oder sie gar rausschmiss. Egal, dann hatte sie es ihm jedenfalls gesagt und konnte danach ruhigen Gewissens in den Bus nach New Mexico steigen. Oder vielleicht nach Florida. Da wäre sie dann näher bei ihren Eltern.
„Wie geht es dir denn?“, fragte er stattdessen zu ihrer großen Überraschung. „Alles okay?“
Sie nickte. „Für morgendliche Übelkeit ist es wohl noch zu früh. Ich habe mir gestern ein Buch über Schwangerschaften aus der Bibliothek ausgeliehen. Mit dem Unwohlsein geht es wohl erst nach vier bis sechs Wochen los. Manche Frauen leiden auch gar nicht darunter. Hoffentlich gehöre ich dazu.“
Noch immer sah er ziemlich geschockt aus. „Dann wirst du das Kind behalten?“
Beth wollte das schon bestätigen, als ihr plötzlich noch eine andere Möglichkeit in den Sinn kam. Sie hatte die Kowalskis bei der Hochzeit von Kevins Bruder erlebt. Das enge und liebevolle Verhältnis, das sie alle zueinander hatten. Was, wenn sie nun die neun Monate hinter sich brachte, das Baby dann Kevin überließ und in den nächsten Bus stieg?
Unwillkürlich legte sie sich die Hand auf den Bauch. Sie hatte keine Ahnung, was in den nächsten neun Minuten passieren würde, geschweige denn in den nächsten neun Monaten. Aber sie würde ihr Kind niemals im Stich lassen – das wusste sie genau.
Plötzlich verfinsterte sich Kevins Miene. „Nein“, sagte er laut.
„Was?“
„Tu das nicht“, bat er sie flehend.
Beth begriff nicht, worauf er hinauswollte. „Was soll ich nicht tun?“
„Bitte treib das Kind nicht ab. Bitte nicht.“
Ah, natürlich, sie hatte ja eben nicht auf seine Frage geantwortet, also vermutete er, dass sie das Baby nicht wollte. „Das habe ich keine Sekunde in Betracht gezogen, Kevin.“
Erleichtert atmete er auf und fuhr sich durch die Haare. „Ich verstehe nicht ganz, was du nun von mir erwartest.“
„Ich erwarte gar nichts. Aber du hast natürlich das Recht, es zu erfahren. Mehr wollte ich hier gar nicht. Jetzt weißt du Bescheid, und das war’s auch schon.“
„Ich meinte das nicht so, wie es klang. Was ich damit sagen wollte … also, ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll.“
Sie lachte, um nicht zu weinen. „Willkommen im Club.“
„Brauchst du Geld?“
„Nein, ich schaffe das schon allein.“ Hatte sie ja bisher auch immer.
„Aber du bist doch bestimmt nicht krankenversichert. Als Aushilfskraft in Teilzeit?“
Beth hatte überhaupt keine Lust, diese Sachen mit ihm zu diskutieren. „Stimmt, ich bin nicht versichert. Meine Mutter hatte fünf Fehlgeburten, bevor ich zur Welt kam. Und deshalb habe ich jetzt auch Angst, dass ich das Kind verlieren könnte. Seit Jahren liegen mir meine Eltern nun schon damit in den Ohren, dass mein Vagabundenleben unverantwortlich ist, und jetzt muss ich sie um Geld bitten. Das ist nicht schön.“
Mist. Das hatte sie ihm gar nicht alles erzählen wollen, aber sie hatte wegen der Fehlgeburten ihrer Mutter und ihres chronischen Geldmangels eine solche Panik, dass es einfach so aus ihr herausgesprudelt war. Bestimmt war Kevin, dessen Familie sich offensichtlich eine Luxushochzeit leisten konnte, nun total geschockt.
Oh Gott, jetzt begann sie auch noch zu heulen. Beth war wütend, weil das Ganze so demütigend für sie war.
„Du musst deine Eltern nicht um Geld bitten.“ Kevin gab ihr ein Taschentuch, und Beth wischte sich damit über die Augen. „Ist schließlich nicht ihr Kind. Es ist unseres, und wir werden das schon regeln.“
Wir . Einerseits war Beth erleichtert, dass sie vielleicht doch nicht allein mit ihrer Angst und den Arztrechnungen fertigwerden musste. Andererseits hatte sie nicht vorgehabt, so etwas wie eine festere Bindung mit einem Mann einzugehen. Und schon gar nicht mit einem, der Telefonnummern
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