Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
gelungen, das Ganze möglichst undramatisch klingen zu lassen. Kein Wunder – seine Ehe und sein Job hatten ihm alles bedeutet, und es war ein riesiges Drama gewesen. Die gebrochene Nase seines Captains hatte es nicht erträglicher gemacht, dass er diesen Penner in flagranti mit seiner Frau erwischt hatte.
„Habt ihr Kinder?“
„Nein, das ist das einzig Gute daran.“ Er trank einen Schluck Cola. „Das nach Cheeseburgern lechzende kleine Wesen in dir ist mein erstes.“
Beth lächelte. „Wenn es damit weitermacht, wiege ich bis zur Geburt so viel wie ein Wal.“
„Und wärst dann immer noch die schärfste Frau in der ganzen Bar.“
„Nur werde ich niemals meine geschminkten Lippen für dich auf eine Serviette drücken“, sagte sie schnell und wurde rot.
„Schade, die Serviette würde ich nämlich behalten, rahmen und über die Bar hängen.“
„Ja, sehr schade. Wird trotzdem nicht passieren.“
„Entschuldigung, aber ich hatte den gut durch bestellt.“ Beth musterte den Burger auf dem Teller, mit dem der Gast herumwedelte. Er wirkte eher wie ein Hockey-Puck und nicht wie eine Frikadelle. „Sehen Sie, wie rosa der noch ist?“
Nein, sah sie nicht. „Tut mir leid, ich bringe Ihnen gern einen neuen.“
„Nein, schon gut, ich esse ihn.“
Wieso beschwerte er sich dann? Oder sollte das eine Ausrede dafür sein, dass er ihr ein mieses Trinkgeld geben würde? Beth lächelte freundlich, um die Situation zu entschärfen, und ging dann zum nächsten Gast.
Ihre Tische waren fast vollständig besetzt. Normalerweise wäre sie froh darüber gewesen, weil das eine Menge Trinkgeld versprach, heute allerdings war sie müde und niedergeschlagen.
Lag das nun an der Schwangerschaft … oder am Vater ihres Kindes?
„Miss, kann ich noch einen Kaffee bekommen?“
Beth wetzte hin und her, schenkte ein und servierte, bis es eine Stunde später Zeit für ihre Pause war. Seufzend füllte sie einen Becher mit entkoffeiniertem Kaffee fürs Baby und gab für sich selbst einen Schuss echten hinzu. Dann setzte sie sich damit an einen kleinen Tisch in einer Ecke der lauten Küche.
Sie hatte noch einen Müsliriegel in der Schürze, damit würde sie bis zum Ende ihrer Schicht durchhalten. Wenn sie ihn ganz langsam aß, konnte sie sich vielleicht einreden, dass er satt machte. Sie wohnte erst seit ein paar Tagen über dem Jasper’s , und trotzdem schienen die Cheeseburger bereits anzusetzen.
Als sie sich gerade den letzten Bissen des Riegels in den Mund schob, nahm Julia neben ihr Platz. Gerüchte besagten,dass Julia schon als Kellnerin in diesem Restaurant gearbeitet hatte, als es 1976 eröffnet worden war. Beth wusste nicht, ob das stimmte, aber falls ja, war das schon erstaunlich – Julia war nämlich etwas zu streitlustig für diesen Beruf.
„Was ist diese Woche eigentlich los mit dir?“, fragte Julia auf ihre direkte Art.
„Ich bin nur etwas schlapp, weil ich gerade umgezogen bin. Du weißt ja, dass es am Anfang schwer ist, gut in einer neuen Wohnung zu schlafen.“
„Und wann kommt das Baby?“
Glücklicherweise hatte Beth inzwischen alles heruntergeschluckt, sonst wäre sie jetzt vielleicht an dem Müsliriegel erstickt.
Julia lachte. „Ich habe drei Schwestern und zwei Töchter, und die haben auch alle Kinder. Manchmal starrst du ins Leere und legst dabei die Hand auf deinen Bauch. Wär der verträumte Blick nicht, hätte ich auf Regelschmerzen getippt.“
Beth hatte noch niemandem von ihrer Schwangerschaft erzählen wollen, insbesondere ihren Kollegen nicht. Oder ihrer Chefin. Das konnte sie erst riskieren, wenn sie sich einen Plan B zurechtgelegt hatte, falls sie deshalb gefeuert wurde.
Natürlich konnte man sie offiziell nicht wegen ihrer Schwangerschaft kündigen, aber es war leicht, sich irgendeinen Vorwand auszudenken. Es gab eine Menge Gäste, denen es unangenehm war, sich von einer Schwangeren bedienen zu lassen. Sie hatten ein schlechtes Gewissen dabei.
„Stichtag ist der achtundzwanzigste Juni“, sagte sie schließlich. „Bitte, behalt das für dich, ja? Bringt so früh sonst Unglück.“
„Keine Sorge, Süße, von mir erfährt niemand was. Siehzu, dass du dich vernünftig ernährst und deine Vitamine für Schwangere schluckst. Sonst klappst du nämlich zusammen.“
„Mach ich.“
„Und mit vernünftiger Ernährung meine ich mehr als nur einen Schokoriegel. So, und jetzt gehe ich nach draußen und genehmige mir eine Zigarette. Und falls du nicht willst, dass jemand was
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