Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
war ihr auch etwas peinlich. „Nein, Kevin … so ist es nicht.“
„Wenn ich mit seinem Gesicht fertig bin, bekommen sogar die Hunde Angst vor ihm, das verspreche ich dir!“ Außer sich vor Zorn, lief Kevin hin und her, soweit das in dem kleinen unaufgeräumten Büro überhaupt möglich war.
„Er hat mich nur dazu gezwungen, ihn in der Bar zu dulden und einen Abend mit ihm essen zu gehen, andernfalls hat er damit gedroht, dir zu sagen, wer ich wirklich bin.“ Das schien Kevins Wut nicht zu mildern, ja, seine Miene verfinsterte sich eher noch. „Tja, jetzt weiß ich aber Bescheid, also kann er gleich mit dem nächsten Bus wieder nach Boston abdampfen.“
Betreten senkte Paulie den Blick und musterte ihre Füße. „Er soll nicht wissen, dass ich dir alles gebeichtet habe.“
Kevin blieb vor ihr stehen, Paulie jedoch schaute ihn nicht an. „Das verstehe ich nicht“, sagte er.
„Ich will, dass er glaubt, ich würde mich nur mit ihm treffen, weil ich Angst davor habe, geoutet zu werden.“
„Das verstehe ich noch viel weniger.“
„Ich habe ihn geliebt.“ Paulie schaute ihren Chef an, der sich nun wieder auf seinen Stuhl fallen ließ. Sein Zorn war offenbar verraucht. „Ich bin nicht seinetwegen davongelaufen, sondern weil … Ach, ich weiß auch nicht. Wohl vor dem Leben, das ich sonst hätte führen müssen.“
„Nur hast du dich seitdem in jemand anderen verwandelt. Was noch lange nicht heißt, dass er es auch getan hat. Wenn er mit seinem Projekt hier durch ist, geht er zurück nach Boston und in seinen Countryclub.“
Das war Paulie durchaus bewusst. Tatsächlich dachte siedarüber oft nach, wenn sie nachts, statt zu schlafen, wach lag – woran nur Sam schuld war. „Das ist mir klar. Ich bin nur …“
„Nur was? Wenn er in der Bar sitzt, wirst du so verdammt nervös, dass ich demnächst nur noch Pappbecher rausgeben kann. Entweder hast du Angst vor ihm, oder du bist immer noch in ihn verliebt.“
Vielleicht beides? „Ist nur das eine oder andere möglich? Angst oder Liebe?“
„Mir fällt sonst nichts ein, was dich so hysterisch machen könnte.“
Da Paulie für diesen Tag genug von Geständnissen hatte, schüttelte sie den Kopf und stand auf. „Er bleibt sowieso nicht mehr lange. Die Feiertage wird er in Boston verbringen, und anschließend fährt er nach Europa auf Geschäftsreise. Kann eine ganze Weile dauern, bis wir uns wiedersehen.“
„Sehnsucht kann die Gefühle ganz schön anheizen.“
Paulie stieß einen verächtlichen Laut aus. Das konnte schon sein. Jedenfalls hatten auch fünf Jahre ohne Sam nicht viel an ihren Empfindungen für ihn geändert. „Ich geh wieder an die Arbeit. Erst musste der arme Randy meine Scherben auffegen, und jetzt hat er eigentlich schon Pause.“
„Falls du es dir doch noch anders überlegst, sag Bescheid. Ich breche Sam Logan dann gern alle Rippen.“
Paulie nickte nur und ging zur Tür.
Beth war gerade einmal fünf Minuten lang bei den Kowalskis und wusste doch sofort, dass sie sich mit den Kowalski-Eltern blendend verstehen würde. Alle hier liebten Umarmungen, und es gab eine Menge Kowalskis zum Umarmen. Offenbar hatte Kevin recht gehabt. Ihre Schwangerschaft hatte sie auch in den Augen seiner Verwandten zu einemFamilienmitglied befördert, und so wurde sie ständig von irgendwem gedrückt.
Kevin war dabei keinen Deut besser als der Rest. Ständig hatte er den Arm um sie gelegt, oder er zog sie am Ellbogen durchs Haus. Eigentlich ließ er sie nur los, wenn jemand anderes sie zu umarmen gedachte.
Natürlich wurde sie auch einer Menge Leute vorgestellt. Seinen Vater Leo mit dem sonoren Bass hatte sie ja schon kennengelernt. Und auch seiner Mutter war sie bereits begegnet.
Den Rest der Meute hatte sie nur bei der Hochzeitsfeier gesehen. Da waren zunächst Joe und Keri, das Brautpaar. Dann kam Terry, Joes Zwillingsschwester. Zusammen mit ihrem Mann Evan hatte sie eine dreizehnjährige Tochter namens Stephanie. Kevins Bruder Mike und seine Frau Lisa hingegen hatten vier Söhne. Joey, fünfzehn Jahre alt, Danny, zwölf Jahre alt, Brian, neun Jahre alt, und schließlich Bobby, der mit seinen sieben Jahren der jüngste Sprössling war.
„Keine Angst“, flüsterte Kevin Beth zu. „Wir fragen das nachher nicht ab.“
Es war alles etwas überwältigend, obwohl die ganze Familie wirklich sehr sympathisch war.
Der kleine Bobby starrte auf ihren Bauch. „Ich hoffe, es wird ein Junge“, stellte er dann fest.
„Das sieht dein Onkel Kevin
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