Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
genauso.“
„Ich habe keine Lust mehr, immer der Jüngste zu sein, wir brauchen noch ein kleines Kind, damit ich auch jemanden habe, den ich ärgern kann.“
„Ah … ja, klar.“ Beth sah ihr Kind schon an einen Marterpfahl gebunden, während seine Cousins wild darum herumtanzten.
Mit ihren selbst gebackenen Zimtschnecken schlichMary Kowalski sich endgültig in Beths Herz. Schwer war es allerdings, die Kaffeekannen nicht anzurühren. Wegen ihrer Schwangerschaft verzichtete Beth fast vollständig auf Koffein und begnügte sich stattdessen mit entkoffeiniertem Instantkaffee. Dabei hätte ein kleines Aufputschmittel bestimmt nicht geschadet, damit sie mit den Kowalskis mithalten konnte.
Alle waren freundlich, fröhlich und verdammt laut! Sie aßen und lachten und aßen und stritten und aßen und lachten noch mehr. Die grünen Bohnen waren wirklich köstlich, und die mit Marshmallows überbackenen Süßkartoffeln hatten fünf Sterne verdient, genau wie Kevin es versprochen hatte. Im Fernsehen lief erst die Parade und dann Football, doch auch dabei plapperten die Kowalskis unaufhörlich weiter. Das war so anders als die gesitteten, ruhigen Mahlzeiten, die sie von zu Hause kannte. Ein richtiger Kulturschock.
Als sich die Gelegenheit bot, verschwand Beth hinaus auf die Terrasse, von der aus man einen freien Blick auf den großen Garten hatte. Glücklicherweise war es für November noch ausgesprochen mild, sodass es auch ohne Mantel nicht zu kalt wurde.
Beth schlang sich die Arme um den Oberkörper und betrachtete den Garten, der genauso chaotisch war wie die Kowalskis selbst: fein säuberlich angelegte Blumenbeete, Sportgeräte, die überall verteilt lagen, ein durchhängendes Volleyballnetz.
Ein echtes Zuhause eben.
Ihr Kind würde hier mit seinen Cousins und Cousinen über den Rasen fegen wie ein Wirbelwind. Bei der Vorstellung musste Beth weinen. Es würde hier lachen und spielen und streiten und noch mehr lachen. Obwohl ihr eine Träne über die Wange lief, musste Beth lächeln. Sie freute sich fürihr Baby, weil es in eine so quirlige und liebevolle Familie geboren wurde. Gleichzeitig überlegte sie aber auch, wie sie wohl im Vergleich abschneiden würde. War sie später vielleicht die langweilige Mama, die völlig unsportlich war und nicht einmal backen konnte? Welches Kind würde sich schon für sie interessieren, wenn die Kowalskis so viel mehr zu bieten hatten?
„Versteckst du dich?“
Beth wirbelte herum. Hinter ihr stand Kevins Schwägerin Lisa. „Oh, ich hab dich gar nicht gehört.“
„Ich war auch ganz leise, damit niemand mitbekommt, dass ich mich wegschleiche. Stell dich mal ein bisschen weiter nach links, dann kann man uns von drinnen nicht sehen.“
Beth kam der Aufforderung nach. Oder sollte sie lieber wieder ins Haus gehen? Damit Lisa auch die Chance bekam, ein paar Minuten allein zu sein? Sie hatten vorhin ein paarmal miteinander geredet, aber natürlich kannte Beth Lisa nicht besonders gut.
„Ich bin wirklich überrascht, dass du noch nicht schreiend weggerannt bist.“
Beth lachte. „Hab ich ja eben versucht, aber ich habe den falschen Ausgang erwischt.“
„Wir können ganz schön … anstrengend sein.“
„Nein, ihr seid alle ganz toll zu mir gewesen. Besonders … unter diesen Umständen.“
„Meinst du, weil du schwanger bist? Unsinn! Wir freuen uns alle wahnsinnig auf das Baby. Genau wie Kevin.“
Das tat er wirklich, und genau das bereitete Beth Sorgen. Glücklicherweise hatte sie ansonsten keinerlei Erfahrungen mit ungewollten Schwangerschaften, allerdings schienen die meisten Männer in so einem Fall eher wenig begeistert zu sein. Kevin hingegen hatte so auf die Nachricht – und auch auf sie selbst – reagiert, als hätte er sich genau das gewünscht,als er mit ihr geschlafen hatte. Als wären sie von Anfang an ein richtiges Paar gewesen.
„Ich finde, ihr beide macht das schon richtig“, sagte Lisa. „Ihr überstürzt nichts wegen des Babys, meine ich. Mike und ich haben geheiratet, weil ich mit Joey schwanger war.“
„Überlegst du manchmal …“ Beth unterbrach sich, weil sie nicht indiskret sein wollte und außerdem Angst hatte, Lisa zu verletzen.
„Jede Ehe hat ihre Krisen, aber es ist hart, wenn man nicht aus Liebe geheiratet wurde, sondern weil man schwanger war. Als Bobby in die Schule gekommen ist, ging es mir ziemlich schlecht. Ich wollte unbedingt noch ein Baby haben, weil ich dachte, dass Mike mich sonst verlässt, wenn unser Jüngster aus
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