Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
nicht, ob ich dafür stark genug bin.“
„Um zu essen?“
„Witzbold.“ Diesmal lächelte sie nicht. „Nein, ich bin mir nicht sicher, ob ich es hinkriege, so zu tun, als würde ich zur großen glücklichen Familie der Kowalskis gehören.“
Musste er es ihr auf die Unterarme tätowieren, damit sie begriff, dass sie längst zur Familie gehörte ? „Das wird wirklich keine große Staatsaffäre, wir essen ein paar Süßkartoffeln mit Marshmallows und grüne Bohnen aus dem Ofen, und das war’s auch schon.“
„Ich weiß nicht, Kevin.“
„Willst du lieber den ganzen Tag allein hier rumsitzen?“
Beth zuckte mit den Schultern. „Ich bin dran gewöhnt, allein zu sein, und um ehrlich zu sein, finde ich deine Familieziemlich einschüchternd. Ihr seid so viele und auch nicht gerade leise.“
„Wir haben eben unseren eigenen Charme. Und wenn wir schon von Ehrlichkeit reden – du kommst um meine Familie gar nicht mehr herum. Du bekommst nämlich das Enkelkind meiner Eltern, den Neffen meiner Schwester und Brüder …“
„Nichte.“
„Da ist so ein Essen doch die perfekte Gelegenheit, damit ihr alle euch ein bisschen besser kennenlernt und einander näherkommt.“
„Wie nah?“ Beth pikte Kevin mit dem Zeigefinger in die Brust. „Wir sind nicht zusammen, schon vergessen?“
„Du hast gesagt, dass wir uns in der Horizontalen nicht mehr näher kommen, daran kann ich mich erinnern.“ Tragischerweise. „Aber um die Kowalskis kommst du nicht herum.“
„Scheint so“, murmelte Beth.
„Du wolltest dir doch etwas mehr Mühe geben, weniger spröde zu sein, auch was meine Familie angeht.“
„Ja, das stimmt“, gab Beth zu.
„Na bitte, kommst du nun mit?“
„Ich weiß nicht, Kevin …“
Jetzt wurde es Zeit für durchschlagende Argumente – oder um genauer zu sein: für seine Mutter. „Wenn meine Mom rausfindet, dass du Thanksgiving einsam und allein in deiner Wohnung verbringst, wird sie mich mit dem Kochlöffel verprügeln, dass mir Hören und Sehen vergeht. Und dann wird sie das gesamte Essen in Tupperdosen verpacken und die Familie zu dir schleifen. Willst du das?“
Erschrocken rang Beth nach Luft und schüttelte den Kopf. „Okay, okay! Du hast gewonnen! Ich komme mit dem Baby Thanksgiving zu deiner Mutter.“
Am liebsten hätte Kevin den Triumphmarsch gepfiffen, hielt sich aber klugerweise zurück und ging zur Tür. Paulie brauchte ihn unten in der Bar, der nächste Ansturm stand bevor. „Großartig! Dann fahren wir zusammen zu meinen Eltern. Um halb neun geht es los.“
„Morgens?“
„Klar. Mom macht ein Frühstücksbuffet, und danach schauen wir uns die Parade an. Danach folgen Football und wieder Essen. Abends dürfen wir uns dann die Reste holen, und Mom macht Truthahn-Sandwiches. Dann gibt es wieder Football oder ,Ist das Leben nicht schön?‘ im Wohnzimmer, und hinterher kriegen wir Pie.“
Beth machte ein entsetztes Gesicht. „Das ist kein Essen, sondern ein Fress-Marathon.“
„Stimmt, aber wir machen das ja nicht oft. Thanksgiving, Weihnachten, Ostern, am Nationalfeiertag. Das überlebst du. Wenn der Kleine aber erst mal da ist, hast du natürlich das Kowalski-Programm in der Endlosschleife.“
Lachend ließ er sich von Beth in den Flur schieben, dann knallte sie die Tür hinter ihm zu.
Paulie stand kurz vor einem Nervenzusammenbruch, und sie wusste auch, welchen Grund sie für ihren mentalen Zustand in der Psychiatrie zu Protokoll geben würde: Sam Logan.
Inzwischen kam er ziemlich regelmäßig nach der Arbeit auf einen Drink oder zum Abendessen in der Bar vorbei. Unglückseligerweise führte seine Anwesenheit dazu, dass Paulie nervös wurde und sich in einen ungeschickten Klotz verwandelte. Das Ganze entging ihren Kollegen natürlich nicht. Wie auch? Paulie hatte in den letzten Wochen mehr Gläser zerschmissen als in den vergangenen fünf Jahren zusammen.
Auch wenn Sam nicht noch einmal versucht hatte, sie zu erpressen, damit sie sich wieder mit ihm traf, war doch ganz klar, dass er die Sache längst nicht abgeschrieben hatte. Er zögerte es nur hinaus, um sie so in den Wahnsinn zu treiben, was ihm, verdammt noch mal, auch gelang! Paulie spürte seine Blicke auf ihrem Hintern, wenn sie durch die Bar ging, und überhaupt beobachtete er sie die ganze Zeit. Dadurch war sie sich jeder ihrer Bewegungen und Gesten bewusst und spürte ständig eine unerträglich erotische Spannung.
Als Sam ihr dann zuzwinkerte, drehte sich abrupt weg … und fegte dabei ein
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