Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
aber Joe zuckte lediglich mit den Schultern. „Sie ist dir mitten in der Nacht einfach abgehauen und …“
„Das war ein Missverständnis.“
„… und das nächste Mal hast du erst wieder was von ihr gehört, nachdem sie herausgefunden hatte, dass sie schwanger ist.“
Kevin beobachtete, wie sich die Patriots in der rotenZone versammelten, um einen Moment Zeit zum Nachdenken zu schinden. Natürlich war Joe nur besorgt um ihn, aber er wollte das einfach nicht hören. Es war kompliziert – Beth war kompliziert, und möglicherweise versuchte sie ihn auf Distanz zu halten –, aber das war noch lange kein Grund für ihn, jetzt aufzugeben.
Sie brauchte einfach Zeit. Immerhin änderte sich ihr Leben gerade von Grund auf. Er war bereit, ihr diese Zeit zu geben, weil er sie mochte, und zwar sehr. Daher hoffte er auch weiterhin, dass sie doch noch zusammenkommen würden. Sie war intelligent, witzig, stur und abhängig, und selbst hier im Stadion zählte er die Minuten, bis er sie wiedersehen würde.
Die Patriots brachten den Ball über die Linie, und alles jubelte. Als es wieder ruhiger wurde, stieß Mike Kevin mit dem Ellbogen in die Rippen. „Am Anfang der Schwangerschaft können Frauen ziemlich emotional werden, nur dass du Bescheid weißt. Wenn du wirklich so viel von ihr hältst, musst du dabei die Zähne zusammenbeißen und durchhalten.“
Ja, er hielt wirklich viel von ihr. Ob es sogar mehr war als nur das, wusste er selbst noch nicht so recht. Was er für sie empfand, mochte auch davon beeinflusst sein, dass sie sein Kind bekam. Andererseits wäre er am Boden zerstört, wenn sie noch einmal einfach so mitten in der Nacht verschwand wie Aschenputtel vom Ball. „Das hab ich vor.“
„Dann magst du sie also wirklich, was?“
„Ja, tue ich.“
Joe hätte bestimmt noch einiges dazu zu sagen gehabt, aber in dem Moment bekamen die Patriots den Ball, und die Kowalski-Brüder sprangen auf und feuerten ihr Team an.
Im letzten Drittel war Kevin in Gedanken schon wieder zu Hause bei Beth.
Als die Menge auf einmal wütend aufbrüllte und er nicht die geringste Ahnung hatte, wieso, schüttelte Mike traurig den Kopf. „Mann, dich hat es ja böse erwischt.“
Ja, das kam ihm auch langsam so vor.
Paulie setzte sich an einen der Tische in ihrem – zugegebenermaßen schäbigen – Diner. Als Sam nach Thanksgiving aus Boston zurückgekommen war, hatte er sie zu einem weiteren Date gezwungen, war aber so blöd gewesen, ihr die Wahl des Restaurants zu überlassen.
Im Diner konnte man nicht reservieren, musste aber auch nie auf einen Tisch warten. Von ihrem Platz aus konnte sie beobachten, wie Samuel Thomas Logan hereinkam. Sein Gesichtsausdruck erinnerte sie sehr an den ihrer Mutter, als der sechs Jahre alten Paulette aus Versehen das Schokoladeneis auf das Kleid getropft war. Danach hatte sie bis zu ihrem sechzehnten Geburtstag nur noch Vanilleeis bekommen. Sie hatte ihren Führerschein gemacht und war in ihrem brandneuen BMW selbst zur Eisdiele kutschiert.
Sam schnitt eine Grimasse und setzte sich zu ihr. „Wird die Karte hier auf die Schließungsverfügung vom Gesundheitsamt gedruckt?“
„Snob.“ Abgesehen vom fantastischen Hackbraten, den es hier gab, hatte Paulie das Diner vor allem aus einem Grund gewählt – sie wollte Sam klarmachen, dass sie inzwischen in vollkommen gegensätzlichen Welten lebten.
„Ich habe nur gewisse Mindestanforderungen“, widersprach Sam und nahm sich die Karte aus dem Ständer mit dem Ketchup. „Wie lange hast du denn gebraucht, bis du etwas gefunden hattest, mit dem du mich in die Flucht schlagen kannst?“
„Paulie!“ Cassie, die hier nicht nur bediente, sondern derdas Diner auch gehörte, lief zu ihnen an den Tisch. „Die Blumen, die du meiner Mom geschickt hast, waren wunderschön! Es war der größte Strauß im gesamten Krankenhaus, und alle haben sie darum beneidet.“
Paulie lächelte und bemerkte aus den Augenwinkeln, dass Sam sie ungläubig anstarrte. „Freut mich, dass der Strauß ihr gefallen hat. Was macht ihre neue Hüfte?“
„Alles gut. Der Arzt meint, sie ist bald wieder ganz die Alte. Wollt ihr einen Kaffee?“
Die beiden nickten, Cassie entschwand, und Sam tippte mit der Schuhspitze gegen Paulies Knöchel. „Gehst du hier etwa regelmäßig essen?“
„Ja, tue ich. Kapierst du es jetzt? Dein Leben und mein Leben – das sind zwei völlig verschiedene Welten!“
„Wir haben also keine Zukunft miteinander, weil du auf miserable amerikanische
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