Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
Angst. Sie wollte nicht, dass er auf etwas wartete, das sie ihm nicht geben konnte. „Wir haben keine Beziehung, Kevin, also kannst du schlafen, mit wem du möchtest.“
„Du hast mir vorher auch gesagt, dass wir keine Beziehung haben, und dann hatten wir trotzdem Sex. Ich hoffe irgendwie, dass wir dem Muster treu bleiben.“
„Das war … wir waren uns einig, dass das nicht wieder passieren würde.“
„Nein, du hast gesagt, es würde nicht wieder passieren, und ich habe nicht mit dir diskutiert – nicht laut jedenfalls –, weil du verdammt schnell kratzbürstig werden kannst.“
Kratzbürstig? Er sollte mal versuchen, sich tagsüber wie die unerotischste Frau auf diesem Planeten zu fühlen undnachts unter Sexträumen zu leiden. Da wäre er auch ziemlich zickig.
„Wann soll ich kündigen?“, fragte sie, in der Absicht, das Thema zu wechseln.
Für einen Augenblick glaubte sie, er ließe es nicht zu, aber dann zuckte er die Achseln. „Morgen. So wie die Wirtschaftslage ist, haben sie womöglich eine Mappe voll mit Bewerbungen. Sag ihnen einfach, dass du weg bist, sobald sie einen Ersatz gefunden haben.“
Auch wenn sie nickte, hatte Beth das Gefühl, einen großen Fehler zu machen. Nicht weil sie Angst hatte, ohne Job dazustehen, wenn die Sache mit Kevin schiefging, sondern wegen Kevin selbst. Jetzt lebte sie nicht nur auf der anderen Seite des Flurs, sondern sie würde auch jeden Tag mit ihm zusammenarbeiten.
Das war eine Menge Kevin, der sie zu widerstehen hatte, und es gelang ihr schon jetzt kaum. Noch ein paar Träume wie die, die sie in der letzten Zeit geplagt hatten, und sie würde ihm vielleicht gar nicht mehr widerstehen können.
16. KAPITEL
April
K evin war gerade dabei, einen Krug kühlen Biers vor seinen Bruder zu stellen, und ließ ihn beinahe fallen, als Beth vorbeiwatschelte.
Zahlreiche Frauen waren im Laufe der Zeit durch seine Bar gegangen. Gegangen. Geglitten. Getanzt. Gewankt. Einige hatten sogar versucht, auf den Tresen zu klettern und zu strippen. Wer hätte gedacht, dass ihn ausgerechnet die anmachen würde, die watschelte wie eine Ente?
Bis zu ihrem Stichtag waren es nur noch zwei Monate, und Beths Bauch war mittlerweile so rund wie ein Basketball. Seltsam, aber als seine Schwester und seine Schwägerin in dieser Phase gewesen waren, hatte er sie nicht halb so attraktiv gefunden.
Das mochte daran liegen, dass er Beth immer attraktiv fand, egal, wie sie aussah. Oder es lag daran, dass er in den letzten sechseinhalb Monaten nur zweimal Sex gehabt hatte, das letzte Mal im Februar. Aber wenn es nur ein Fall von vernachlässigter Libido gewesen wäre, dann hätten einige der Servietten-Angebote mit Sicherheit etwas mehr Aufruhr unter seiner Gürtellinie verursacht.
Noch nicht einmal der Spruch Ich reite dich länger als acht Sekunden, Cowboy hatte ihn in Versuchung geführt.
Aber der Anblick von Beth, wie sie von der Küche ins Büro watschelte, die Dienstpläne in der Hand, machte ihn an. Sehr sogar. Und als sie stehen blieb und ihm über die Schulter ein Lächeln zuwarf, wurde er in jeder Hinsicht munter.
Leider war sie noch immer auf dem Freundschaftstrip. Im Verlauf der Monate hatten sie bewiesen, dass sie darinziemlich gut waren, solange er nicht zu viel forderte. Aber allmählich fing er an, die Nachbarn-die-zufällig-ein- Kind-miteinander-haben-werden-Geschichte zu hassen. Er wollte mehr.
Kevin lehnte sich über den Tresen, damit er flüstern konnte. „Beantworte mir mal eine Frage, Mikey. Hättest du Lisa geheiratet, wenn sie nicht schwanger geworden wäre?“
Bei diesem Themenwechsel – sie hatten gerade über das Frühjahrstraining der Red Sox gesprochen – nahm Mike erst einmal einen kräftigen Schluck aus seinem Glas. Dann zuckte er die Achseln. „Das lässt sich kaum beantworten, schließlich war sie schwanger, aber ich denke schon.“
Denn wenn nicht, hätte es bedeutet, dass ihre gesamte Ehe auf einer ungeplanten Schwangerschaft basierte und nicht auf Liebe. „Denkst du jemals …“
„Nein. Was auch immer es ist, nein.“
Okay. Kevin wollte auch nicht sein ganzes Leben darüber nachdenken, wie seine Ehe zustande gekommen war.
Im Geiste schlug er sich vor die Stirn. Das war Beths Hintergedanke. Sie wollte sich nicht ihr ganzes Leben lang fragen, ob er auch ohne das Baby an ihr interessiert gewesen wäre. Er hatte erlebt, wie seine Schwägerin genau deshalb im letzten Jahr einen Zusammenbruch gehabt hatte, also warum war er davon ausgegangen, dass
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