Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
gerade zwei dampfende Tassen Kaffee auf den Tisch. Er lächelte sie an, und Lily strampelte mit den Füßen, bis ihr Stuhl kräftig wippte.
„Guten Morgen, Sonnenschein.“ Kevin schob ihr einen Stuhl zurecht.
„Danke … für alles.“ Sie setzte sich hin und nahm den Becher. „Du hättest nicht bleiben müssen. Ich brauchte nur ein wenig Schlaf, das ist alles.“
„Nein, du musstest unbedingt mal eine Nacht richtig durchschlafen. Und wir zwei hatten alles unter Kontrolle, nicht wahr, Lily, Schatz?“
Das Baby strampelte und spuckte ihm eine Himbeere entgegen.
„Hör nicht auf sie. Wir haben alles unter Kontrolle.“ Kevin trank einen Schluck Kaffee. „Ich sollte dir vielleicht noch sagen, dass eine Windel draußen im Flur liegt, weil ich die Befürchtung hatte, der Deckel des Mülleimers würde nicht dichthalten. Es war … grauenhaft.“
„Also hast du das Ding in den Hausflur gelegt?“
„Entweder dahin oder ins Gefrierfach.“
„Hausflur klingt gut.“
Sie schwiegen einige Minuten und beobachteten Lily, die mit den Beinen strampelte. Es war ein schöner, ganz besonderer Moment – fast so, als wären sie eine richtige Familie.
Und die könnten sie jederzeit werden. Ein Wort von Beth, und Kevin würde sie so schnell zum Standesamt schleifen, dass sie es kaum noch schaffte, sich vorher die Schuhe anzuziehen.
Tags zuvor hatte sie sich in ihrer Verzweiflung gefragt, warum sie das alles allein durchstehen musste. In der Wohnung gegenüber saß ein durch und durch netter Kerl, der sie wie Prinzessinnen behandeln würde.
Wenn sie doch nur nicht gleich am ersten Abend von ihm schwanger geworden wäre. Das hätte vielleicht alles geändert. Nun aber waren sie als Lilys Eltern aneinandergeschweißt. Sie hatten Sex miteinander, und sie waren Freunde. Aber eben vor allem Eltern. Liebten sie sich auch? Egal, was Kevin sagte, in dem Punkt konnte sie sich nun nie mehr sicher sein.
„Du siehst heute besser aus“, stellte er fest.
„Ich fühle mich auch besser. Die letzten Nächte waren ziemlich hart.“ Als er den Mund öffnete, hob sie abwehrend die Hand. „Ja, ich hätte dich aus dem Bett holen sollen, ich weiß, ich weiß.“
„Wir sind jetzt schon seit einer Weile zusammen – oder wie auch immer du es nennen möchtest. Beth, ich weiß nicht, was ich noch tun kann, um dir klarzumachen, dass du nicht alles allein regeln musst.“
„Ich geb mir Mühe.“
Er sah unendlich traurig aus. „Ein Jahr. Es ist fast ein ganzes Jahr vergangen, und manchmal habe ich das Gefühl, wir sind seitdem keinen Schritt weiter.“
„Bitte, tu das jetzt nicht.“
„Wann dann?“
„Wenn ich kein Wrack bin. Wenn ich mal einen Monat lang mehr als sechs Stunden Schlaf am Stück hatte. Ich weiß nicht, wann, aber bitte nicht jetzt.“
„Und dann wird die Kleine Zähne bekommen, und danach ist irgendwas anderes.“
„Tut mir leid, Kevin, mehr kann ich dir nicht anbieten.“
„Vielleicht könnten wir meine Mom fragen, ob sie sich um Lily kümmert, und dann zusammen essen gehen.“
„Es ist noch zu früh.“ Sie stand auf und ging zur Kaffeemaschine, damit sie ihn nicht ansehen musste.
„Wie wär’s, wenn ich uns jetzt Frühstück mache?“
Kevin hatte das Gefühl, dass er bei Beth gegen eine Mauer prallte, die er nicht durchbrechen konnte. Sie steckten in einer Sackgasse.
„Ich kann so nicht weitermachen, Beth.“
Sie ließ die Schultern sinken. „Wir haben vor langer Zeit entschieden, dass es am besten für Lily ist, wenn wir nicht mehr als Freunde sind.“
„Wir sind Freunde. Aber ich liebe dich, Beth.“ So, jetzt hatte er es noch einmal ausgesprochen. „Ich will dein Freund sein und dein Mann. Ich will dich heiraten.“
Ihr panischer Gesichtsausdruck verriet ihm, dass er darauf nicht die Antwort bekommen würde, die er sich erhoffte. Wenn sie ihn jetzt abwies, brauchte er Abstand zu ihr. Dann konnte er nicht länger so tun, als wären sie zusammen, und mit ihr Vater, Mutter, Kind spielen.
Er würde ein hübsches Haus für die beiden mieten und Beth Unterhalt zahlen. Da konnte Lily später wenigstens im Garten spielen. Seine Tochter würde ihn so oft wie möglich besuchen. Und wenn er sie und ihr kleines Köfferchen bei Beth abholte, konnten sie Small Talk machen.
Bei dieser Vorstellung brach ihm zwar fast das Herz, aber er konnte das Leben auf der anderen Seite des Flurs nicht länger ertragen. Erst jetzt begriff er, was mit dem Spruch „So nah und doch so fern“ gemeint war.
„Ich habe
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