Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
zweiten Klingeln ab. „Was ist passiert?“, fragte er schlaftrunken.
„Lily geht’s gut. Ich … könntest du für ein paar Minuten rüberkommen?“
„Bin schon da. Schließ die Tür auf.“
Zwei Sekunden später stand er nur mit einer Schlafanzughose bekleidet im Flur und hatte noch immer das Telefon am Ohr. Beth bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn mitten in der Nacht angerufen hatte. Er musste gedacht haben, dass etwas mit dem Baby nicht in Ordnung war, und gleich über den Flur gerannt sein.
„Was ist los, Beth?“ Er kam herein und schloss die Tür hinter sich.
„Nichts.“ Lily quietschte in Beths Armen und wollte zu ihrem Papa. „Wir haben …“
Sie verstummte, als Kevin das Telefon auf den Tisch legte, damit er seine Tochter nehmen und ihr die Wange streicheln konnte. Auf einmal kam Beth sich richtig blöd vor.
„Ihr habt was?“
Seufzend erzählte sie ihm die ganze Geschichte. „Lily und ich haben in der Küche getanzt, und wir … haben dich vermisst.“
„Ach, ehrlich?“ Kevin schien es gar nicht blöd zu finden, dass sie ihn deshalb angerufen hatte. Und er sah auch nicht wütend oder traurig aus. Eher hoffnungsvoll.
„Ja.“ Sie schluckte schwer. „Es fühlte sich falsch an ohne dich.“
„Jetzt bin ich hier.“ Er schlang ihr den freien Arm um die Taille und begann sich ein wenig zu wiegen.
Sie bewegte sich mit ihm im Takt. „Wir haben was für dich gemacht.“
„Wow. Tanzen und Kunsthandwerk. Ich hatte ja keine Ahnung, dass meine Mädels mitten in der Nacht so geschäftig sind.“
Seine Mädels. Beth wurde ganz warm ums Herz, und sie gab ihm die Serviette, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
Sie hatte keinen knallroten Lippenstift, aber immerhin ein dunkles Gloss. Über dem Jasper’s -Logo waren zwei Kussmünder zu sehen, ihrer und das kleine Mündchen von Lily. Darunter stand: „Wir lieben dich.“
Kevin starrte lange nur darauf und sagte nichts. Beth bekam es schon leicht mit der Angst zu tun, und Lily begannzu quietschen, als könnte sie die Anspannung ihrer Mutter spüren.
Dann schaute er sie an, und sein Blick verschlug Beth fast den Atem. „Wir?“
„Ich liebe dich.“ Es war viel leichter, als sie es sich vorgestellt hatte. Alle Bedenken, die Beth so lange zurückgehalten hatten, waren plötzlich verschwunden.
„Du hast für mich eine Serviette geküsst.“
„Dann muss es wohl wahr sein.“
„Nur damit das ganz klar ist: Ich will das ganze Paket. Erst Hochzeit und dann ein hübsches Haus am Stadtrand mit einem großen Garten.“
Sie schaute ihm in die Augen. „Genau das will ich auch.“
„Und eines Tages, wenn unser kleines Äffchen den richtigen Mann gefunden hat, will ich auf ihrer Hochzeit tanzen und dich so ansehen, wie mein Dad meine Mom noch immer anschaut.“
„Ja.“ Und auch das wünschte sie sich genauso sehr wie er.
Lächelnd zog er Beth an sich und küsste sie. „Tanz mit mir.“ Sie legte die Arme um Kevin und ihre Tochter und schmiegte den Kopf an seine Brust. „Für immer.“
EPILOG
Z wei Wochen später wurde auf einem Campingplatz in einer lauen Sommernacht aus Beth Hansen Mrs Kevin Kowalski. Sie trug dabei Shorts, ein relativ sauberes weißes Shirt, ein paar Marshmallows im Haar und mindestens ein halbes Dutzend Schichten Insektenspray auf der Haut.
Ihr Bouquet bestand aus Wildblumen, die Kevins Neffen im Wald für sie gepflückt hatten. Mary hatte ihr versichert, dass auch bestimmt kein giftiger Efeu dabei war. Lily schlief im Kinderwagen, die ganze Versammlung war von Moskitonetzen umgeben, und Kevin trug ein T-Shirt mit einem Smoking-Aufdruck, das seine Brüder ihm in letzter Minute noch geschenkt hatten.
Ihr Vater führte Beth den provisorisch mit Papierlaternen abgesteckten Gang entlang, während ihre Mutter schluchzte und ihre Brautjungfer Paulie wütend nach einem Moskito schlug.
Die gesamte Kowalski-Familie fuhr jedes Jahr zum Kartfahren und Schwimmen auf diesen Campingplatz. Dabei schliefen sie alle in komfortablen Wohnwagen, und es gab Bier, Bratwürstchen am Spieß und jede Menge Schlamm. Kevins und Beths glänzender neuer Wohnwagen – ein extravagantes Hochzeitsgeschenk von Joe und Keri – war ein Stück von den anderen entfernt jenseits der Brücke geparkt, weil es ja ihre Hochzeitsreise war.
Beth war sich nicht sicher gewesen, ob es eine gute Idee war, mit einem zwei Monate alten Baby zu campen. Kevin hingegen war der Meinung, dass es Lily egal war, wo sie gefüttert wurde, neue Windeln
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