Ein bisschen Kowalski gibt es nicht (German Edition)
wieder. Nicht einmal das kriege ich hin. Ich bin die schlechteste Mutter aller Zeiten.“
Das war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt, um sie auszulachen. „Beth, komm schon. Babys sind so. Als die Jungs noch klein waren, hat Lisa sie stundenlang herumgetragen und massiert, und sobald meine Mutter sie nahm, haben sie gerülpst wie die Weltmeister.“
Sie schüttelte den Kopf, ohne ihn anzusehen. „Du sagst das nur, damit ich mich besser fühle.“
„Das ist mein Ernst. Als Lisa weinte und beteuerte, sie sei die schlechteste Mutter, sagte Mom ihr, dass Menschen eben alle anders geformt seien und man bei jedem Baby eine andere Stelle drücken müsse. Wer weiß das schon. Wie auch immer, du musst schlafen.“
„Ja.“ Sie zupfte ein paar Taschentücher aus der Box, balancierte auf der Stuhllehne und wischte sich das Gesicht ab. „Ich werde sie hinlegen, und dann gehe ich ins Bett.“ „Keine Chance. Die Kleine wird in kurzer Zeit Hunger haben, und das Letzte, was du jetzt brauchst, ist es, in zwei Stunden wieder aufzustehen. Geh ins Bett. Ich passe auf sie auf.“
Er wollte ihr noch vorschlagen, eine Dusche zu nehmen, bevor sie ins Bett ginge, aber er hatte Angst, dass sie im Stehen einschliefe und dann hinfallen, sich den Kopf stoßen und ertrinken würde. „Geh. Nun mach schon.“
Er wusste, wie erschöpft sie war, als sie noch nicht einmal diskutierte oder behauptete, sie sei okay und könne das selbst regeln. Sie küsste einfach nur Lilys Stirn und stapfte davon in Richtung Bett.
Das stellte Kevin vor ein Problem. Er hatte keine Säuglingsmilch in seiner Wohnung, weil es viel einfacher war, sie von Beth zu holen, wenn er sie brauchte. Aber wenn er Lily hinlegte, um eine Tasche zu packen, dann würde sie wieder aufwachen und schreien, und Beth könnte nicht in Frieden schlafen.
Schließlich streckte er sich mit Lily auf der Couch aus und legte ein paar Kissen unter seinen Arm, damit er sich nicht im Schlaf herumdrehen und sie fallen lassen konnte. Dann schloss er die Augen.
Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit war er zufrieden.Unter demselben Dach wie Beth – mit seiner Tochter im Arm – konnte er schnell einschlafen. Er würde jeden Schlaf brauchen, den er bekommen konnte, um mit seinem kleinen Teufelsbraten mithalten zu können.
Und für das Gespräch, das er am folgenden Morgen mit Beth führen würde.
22. KAPITEL
B eth wurde von der Sonne geweckt, die durchs Fenster schien, und setzte sich auf. Ihr Herz pochte heftig.
Es war Morgen. Aber nicht so brutal früh, wie ihre Tochter sie normalerweise weckte, sondern schon acht Uhr.
Warum hatte Lily noch nicht geschrien?
Mit zitternden Händen schlug Beth die Decke zurück und kletterte aus dem Bett. Dann erinnerte sie sich an Kevin, ihren Zusammenbruch und daran, wie sie und Lily beide die ganze Zeit geweint hatten. Sie war so erleichtert gewesen, hatte ihm das Kind in den Arm gedrückt und war tränenüberströmt ins Bett gekrochen. Er musste wohl die Nacht in ihrer Wohnung verbracht haben, und so hatte sie zum ersten Mal seit der Geburt durchgeschlafen.
Nachdem sie die Panik überwunden hatte, zog sie sich den Morgenmantel über und schlich aus dem Zimmer. Falls Lily schlief, lag Kevin womöglich noch auf der Couch, und sie wollte ihn nicht wecken. Dann aber hörte sie seine Stimme und spähte um die Ecke in die Küche.
Zärtlich wiegte er ihre Tochter in den Armen. Die Kleine starrte ihn bewundernd an. „Ich tue mein Bestes, damit dein Leben ganz toll wird, aber das wird es trotzdem nicht immer sein. Hier mein Tipp: Wenn es mal ganz bitter kommt, musst du in der Küche tanzen. Das ist gut für die Seele.“
Seufzend lehnte Beth den Kopf gegen die Wand und war wie Lily ganz verzaubert vom sanften Klang seiner Stimme.
„Du brauchst noch nicht mal Musik“, fuhr er fort. „Du kannst einfach zu einer Melodie in deinem Kopf tanzen. Allerdings hoffentlich nicht zu diesem Country-und-Western-Scheiß, den deine Mutter immer hört. Oh … verdammt. Sag nicht Scheiße, Lily, Schatz. Und wenn doch,darfst du deiner Mom nicht verraten, dass du es von mir hast, okay? Erzähl ihr einfach, das war Onkel Mike.“
Beth hätte wohl gekichert, aber ihre Gefühle überwältigten sie und schnürten ihr die Kehle zu. Mit diesen beiden Menschen in ihrem Leben hatte sie wirklich unfassbares Glück gehabt.
Leise schlich sie sich ins Bad, wo sie bewusst Lärm machte. Als sie dann in die Küche zurückkehrte, saß Lily in ihrem Wippstuhl, und Kevin stellte
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