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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Dunker
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bis meine Mutter wie vereinbart um Viertel nach elf vor dem Haus hielt. Zu diesem Zeitpunkt war Patrick endlich verschwunden. Ich erwog, meiner Mutter nichts von der Verfolgung zu verraten, aber Rabea begleitete mich hinaus und tat es schon an meiner Stelle.
    Meine Mutter war schockiert, sagte, sie müsse mit meinem Vater darüber reden, so gehe das nicht weiter.
    Als Patrick am nächsten Tag wieder vor der Haustür stand, sprach ihn mein Vater barsch an und verbot ihm den Umgang mit mir. Patrick sagte, er habe gestern einen letzten Versuch machen wollen, mich zurückzugewinnen, aber eingesehen, dass es keinen Sinn habe. Jetzt warte er gar nicht auf mich, sondern auf Melanie. Sie wollten gemeinsam mit Tim und Till zum Trödelmarkt fahren. Das konnte man ihm wohl nicht verbieten.

Melanie
    21. September, 17 Uhr
    Vom Balkon aus sah ich Melanie und ihre Mutter im Garten Laub zusammenfegen. Ich brauchte etliche Minuten, bis ich mich überwinden konnte, zu ihnen hinunterzugehen. Melanies Mutter freute sich, mich zu sehen, sie war es, die mich ansprach, die mir ihre Harke in die Hand drückte und sagte, wir wollten doch bestimmt ein bisschen alleine sein.
    Wir setzten uns an das gleiche Tischchen, an dem ich am Tag zuvor mit meinen Eltern gesessen hatte. Ich erzählte Melanie von dem Abend und Patricks Benehmen. Sie schwieg, knibbelte an ihren Fingernägeln herum.
    »Warum bist du jetzt dauernd mit ihm zusammen? Bist du in ihn verliebt?«, fragte ich.
    Melanie schüttelte unwirsch den Kopf. »Quatsch! Er himmelt mich an, aber ich will nichts von ihm.«
    »Das würde ich dir auch nicht raten.«
    »Eifersüchtig?«, giftete sie und ich sah ihr Gesicht zum ersten Mal anders, vulgär kam es mir vor, der breite Mund, die Schminke, die Oberflächlichkeit.
    »So meinte ich das nicht. Ich meinte eher, dass ich dir nicht wünsche, dass er sich entschließt, was mit dir anzufangen.« »Kannst du dich auch einfacher ausdrücken?«
    Ich seufzte, beobachtete ein Rotkehlchen, das kicksend unter die Zweige des Holunderstrauchs hüpfte. »Ich meine«, sagte ich langsam, »dass ich mir für dich einen netteren Freund wünsche. Patrick ist nicht nur so toll, ideenreich und charmant, wie er für Außenstehende wirkt.«
    Melanie schwieg einen Moment. »Weiß ich«, sagte sie schließlich leise.
    »Wieso?«
    »Heute hat er mir den Arm umgedreht, das tat ganz schön weh. Ich dachte, er macht Spaß, wir haben uns ein bisschen gekäbbelt, er wollte wissen, wer deine neuen Freunde sind. Ich hab erst so getan, als wüsste ich was, wir haben ein bisschen geflirtet und eine Art Ratespiel gemacht, eben Spaß, und dann hat er gemerkt, dass ich gar nichts wusste, da ist er richtig fies geworden.«
    Ich beugte mich über den Tisch zu ihr herüber, berührte ihre Hand. »Es tut mir Leid, dass ich nicht mehr zu euch komme, aber solange er da ist und nicht einsieht, dass er mich in Ruhe lassen muss, kann ich seine Anwesenheit nicht ertragen.«
    Melanie nickte müde. »Ja, das versteh ich inzwischen. Ich war sauer, weil ich dachte, du wolltest auch mit mir nichts mehr zu tun haben.«
    »Unsinn! Wieso sollte ich?«
    Wir hatten beide ein bisschen Tränen in den Augen. Immerhin kannten wir uns schon von klein auf, waren Freundinnen gewesen, solange wir denken konnten, schade, wenn unsere Freundschaft jetzt kaputtgegangen wäre. Nachdem wir uns versöhnt hatten, redeten wir noch ein bisschen über die Schule, Tim und Till, die Nachbarn, Sonjas neue Frisur, ihren Freund David, den noch keine von uns gesehen hatte, die üblichen wichtigen und unwichtigen Dinge.
    Als es uns zu kühl wurde, fragte ich Melanie, ob sie noch mit zu mir käme, aber sie wollte sich hinlegen, hatte ihre Periode.
    Ich glaubte ihr das und nahm es ihr nicht übel. Wir gingen ins Haus. Bevor sie in ihrer Wohnung im ersten Stock verschwand, war ich beinahe so weit, ihr von meiner Angst zu erzählen. Aber die letzten zwei Wochen hatten unsere Freundschaft arg strapaziert und der Riss war noch nicht wieder ganz gekittet, daher ließ ich’s bleiben. Ich ging ins Bad. Melanie hatte also ihre Periode. Meine, das war nicht mehr zu leugnen, ließ diesmal lange auf sich warten.

Die letzte Nacht II
    3. November
    Vor die Sterne haben sich Wolken geschoben. Es wird kühl auf dem Balkon.
    Drinnen sind noch immer die üblichen Geräusche des laufenden Fernsehers aus dem Wohnzimmer zu hören: Schreie, Schüsse, »Stehen bleiben! Polizei!«. Es würde mich nicht wundern, wenn meine Eltern vor der

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