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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Dunker
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hab im Moment einen nervösen Magen, das geht vorbei, es geht mir schon wieder gut.«
    »Vielleicht lag es an den Pilzen. Die hab ich aber erst heute auf dem Markt gekauft, die sind ganz frisch gewesen!« Meine Mutter sah meinen Vater ängstlich an, der sagte: »Ich spür nichts. Mir geht’s gut.«
    »Es lag nicht an deinem Essen, Mama.« Ich versuchte sie zu beruhigen, zwang mich zu einem Lächeln, schleppte mich in mein Zimmer und ließ mich rücklings aufs Bett fallen.
    »Die Aufregung«, konstatierte mein Vater, der mir gefolgt war.
    »Ja«, stimmte ich ihm zu.
    »Ach, du musst dich doch nicht immer so aufregen!«, sagte meine Mutter, setzte sich zu mir aufs Bett und nahm meine Hand. »Du hast sie mit dieser dummen Ausstellungs-Idee mal wieder völlig überfahren, Karsten!«
    »Wenn du lieber doch keine Ausstellung machen willst, Linda, dann machst du eben keine. Es ist nur ein Angebot, es steht kein Zwang dahinter!«
    Ich nickte, und mein Vater verließ mein Zimmer, um sich für den Theaterabend umzuziehen. Meine Mutter aber blieb noch an meinem Bett sitzen.
    »Sag mal«, fragte sie nach einer Weile unvermittelt, »was macht eigentlich deine Periode, bekommst du sie regelmäßig?«
    Ich wurde rot. »Äh, ja«, antwortete ich schnell. »Wieso? Im Moment … «
    Meine Mutter sah mich aufmerksam an. Ihr Gesicht verriet keine Gefühle, ich konnte nicht erkennen, ob sie erleichtert oder besorgt, befangen oder hellhörig geworden war.
    »Ach, es war nur so eine Frage«, sagte sie ruhig, sah mich aber weiterhin nachdenklich an. »Manchmal können solche Symptome wie Bauchweh und Übelkeit ja auch mit dem Hormonhaushalt zu tun haben.«
    Sie machte wieder eine Pause, ich schwieg ebenfalls, ich war in diesem Augenblick wie ein Käfer, der sich tot stellt.
    »Wenn das häufiger vorkommt, musst du mal zum Arzt gehen.«
    »So häufig war es gar nicht, nur ein- oder zweimal, es war ja auch in letzter Zeit alles so aufregend: der ganze Mist mit Patrick, der Streit mit Melanie, der neue Job im Zoo, dann hab ich mich neu verliebt und … «
    Diese Argumente beruhigten nicht nur mich, sie schienen auch bei meiner Mutter zu wirken. »Ja, ja, das kann schon die Ursache sein. Kein Grund, sich noch mehr aufzuregen«, sagte sie und streichelte über meinen Kopf.
    Mein Vater kam wieder herein. »So, ich bin so weit. Guck mal, Annette, passt das blaue Jackett dazu?«
    Meine Mutter musterte ihn, nickte, sah dann auf die Uhr. »Wir müssen los. Aber du und ich, Linda, wir müssen mal wieder miteinander reden, nur wir zwei, okay?«
    »Ja, das machen wir, Mama.«
    Sie küsste mich zum Abschied auf die Stirn, mein Vater griff
    nach meinem Fuß, kitzelte mich ein bisschen. »Geh doch noch
    ein Stündchen zu Melanie runter!«, schlug er mir vor.
    »Mal sehen. Vielleicht. Vielleicht krieg ich auch Besuch.« Meine Eltern tauschten Blicke.
    »Aha! «, machte mein Vater, grinste und stieß meine Mutter an. »So ist das mit unserm lieben Töchterchen, die ›sturmfreie Bude‹ hat sie schon längst eingeplant!«
    Meine Mutter wurde wieder etwas ernster, brachte aber auch ein Lächeln zustande. »Wir reden morgen mal«, sagte sie und ging.
    Die Wohnungstür fiel zu. Ich blieb weiter auf meinem Bett liegen. Es war wirklich langsam Zeit, mir Sorgen zu machen. Ich konnte nicht immer und immer so tun, als ob nichts wäre.
    Ich langte nach meinem Kalender, der auf dem Nachttisch lag. Meine letzte Periode war am 10. August gewesen. Jetzt hatten wir den 27. September. Kein Zweifel, so oft ich die Daten auch nachschlug und verglich, sie änderten sich nicht.
    Theoretisch waren es nur ein paar Tage. In meinem Alter konnte sich da immer mal etwas verzögern. Melanie bekam ihre Periode sowieso nur alle drei Monate, bei ihr hatte sich noch gar nichts eingespielt. Ich war aber nicht Melanie und das schienen die anderen genauso gut zu wissen wie ich selbst. Sonja fragte, Melanie war misstrauisch, Rabea hatte schon eine Anspielung gemacht und jetzt drohte mir meine Mutter auch noch ein Gespräch an.
    Zunächst würde ich ihr noch nichts verraten. Die Möglichkeit, dass ich am nächsten Tag meine Menstruation bekommen würde und also mit dem Schrecken davonkäme, war ja schließlich noch da. Wenn überhaupt, würde ich nur Rabea einweihen. Aber nichts überstürzen! Nur keine Panik!
    Ich würde mir eine Frist setzen. Ich würde meiner Periode noch bis Montag Zeit geben, also bis übermorgen. Ich würde meinem Körper ein Angebot machen: Bis Montag, und wenn dann

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