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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Dunker
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konnte ihm den Wunsch kaum abschlagen. Außerdem konnten wir sowieso nur kurz in der Wohnung bleiben, denn am Nachmittag waren wir bei seinen Eltern zum Kaffee eingeladen, am Abend wieder mit der Clique verabredet.
    Patrick wünschte sich ein heißes Bad und ich willigte ein.
    Mit Sekt und Kuchen stiegen wir in die Wanne. Der Schaum türmte sich bis zum Rand, auf ihm thronten Teelichter und Gummiente. Anfangs war es schön: plantschen, streicheln, sich gegenseitig mit Schokoladenkuchen füttern. Dann wurde das Wasser kalt, Patrick rückte näher, rutschte fast auf mich, und während ich Mühe hatte, nicht im Entspannungsbad zu ersaufen, fing er plötzlich wieder mit seinen perversen Sprüchen an.
    Prompt war mir noch kälter. Ich bekam Klaustrophobie. Ich musste raus aus der Wanne. Ich musste raus aus der Wohnung.
    Patrick kapierte sofort und war tödlich beleidigt. Er ließ mich zwar aus dem Bad entwischen, jagte mich aber im Wohnzimmer um den Couchtisch, wobei ich ausrutschte und mir einen blauen Flecken holte. Als ich ihm drohte, auf dem Balkon laut um Hilfe zu schreien, wenn er mich nicht gehen ließe, sagte er kalt: »Dann mach doch!«, zog das Telefon heraus und verbarrikadierte sich in seinem Zimmer, in dem sich meine Kleidung und mein Handy befanden.
    Ich brachte es nicht fertig, nur mit einem Handtuch bekleidet nach Hause zu gehen. Es wäre ein Leichtes gewesen, vom fast ebenerdigen Balkon herunterzuhüpfen. Aber es war taghell. Der Regen hatte nachgelassen, die Straßen waren voller Menschen, Mitschüler, Nachbarn. Ich musste bei ihm klopfen, bitten, dass er mich in sein Zimmer zu meinen Sachen ließ, und mich wieder mit ihm vertragen. Ich musste mir anhören, dass ich empfindlich und verklemmt sei. Ich! Wer bezog sein Vokabular denn aus den Videofilmen seines Opas? Doch nicht ich!
    Weiß der Teufel, warum ich trotzdem bei ihm geblieben bin und ihm verziehen habe, als er schließlich die Tür öffnete, sich tränenreich entschuldigte und schwor, nie wieder so zu reden, mir nie wieder Angst machen zu wollen. Vielleicht habe ich ihm geglaubt. Vielleicht wusste ich, dass er in dem Moment tatsächlich meinte, was er sagte, dass er kein schlechter Kerl war, nur ab und zu eben seine abartigen fünf Minuten bekam. Vielleicht war ich auch einfach mit der ganzen Situation überfordert.
    »Du weißt, Linda, du bist meine erste Freundin. Da kann es doch passieren, dass ich was falsch mache. Glaub mir, ich mache das nicht, um dir wehzutun, ich will dich doch um keinen Preis verlieren! Das wäre das Allerschlimmste für mich! Wie sollte ich denn leben ohne dich?«
    Er kniete halb nackt vor mir auf dem Boden seines Zimmers, meine Kleidungsstücke wie Opfergaben zu mir hochgestreckt, den Kopf demütig gesenkt wie ein betender Sünder. Sein Körper wurde von Schluchzern geschüttelt, mir schnürte es die Kehle zu, ich fand sein Verhalten wieder völlig unangemessen, unangenehm und peinlich, zugleich tat er mir schrecklich Leid.
    »Ist ja gut«, sagte ich, trat zu ihm und streichelte über seinen Kopf.
    »Bitte, bitte, bitte, bleib bei mir!«
    Er drückte sein Gesicht an meinen Bauch, die Haut wurde nass von seinen Tränen, mein Körper begann mit seinem mitzubeben, dann fing er plötzlich an, mich zu küssen.
    »Patrick … « Ich versuchte, ihn wegzuschieben.
    Er hörte sofort mit dem Küssen auf, löste den Kopf von meinem Bauch, umklammerte mich aber umso fester.
    »Du willst mich verlassen, ich spür das! Ich werde bald ganz allein sein! Meine Mutter kümmert sich einen Scheißdreck um mich, mein Alter hasst mich, und sogar Oma und Opa fahren lieber in Urlaub, als an meinem Geburtstag zu Hause zu sein!«
    »Das stimmt doch gar nicht, wir fahren doch gleich zu deinen Eltern zum Kaffee-Trinken!«
    »Sie lieben mich trotzdem nicht! Sie machen mir nur was vor! Ihr lügt mich alle an! Lügst du mich auch an, Linda? Du auch?« Unsere Blicke trafen sich. »Sag, liebst du mich?«
    Sein Gesicht war von Tränen und Wut verzerrt, Rotz lief ihm aus der Nase, er sah schlimm aus, erbarmungswürdig, aber auch gefährlich.
    Kopfnicken.
    Ich log also. Wie nie zuvor war mir in diesem Augenblick bewusst, dass ich ihn die ganze Zeit nicht geliebt hatte. Er musste das wohl merken, seine weinerlich-schlappe Phase näherte sich dem Ende, sein Denken setzte wieder ein, und bevor er sagte: »Na dann … ! «, biss er mir so fest in den Bauch, dass ich vor Schmerz aufschrie.
    Trotzdem war es nicht so, dass ich es nicht gewollt hätte, als er

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