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Ein bisschen schwanger

Ein bisschen schwanger

Titel: Ein bisschen schwanger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Dunker
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zu kommen.
    Rabea hatte mit ihnen mehr als genug zu tun, sie sah mich zwar aus dem Büro kommen und rief, ich solle einen Moment auf sie warten, aber sie konnte nicht aus Antonellas Box fort und mich aufhalten.
    Ich beförderte ein leidvolles Lächeln auf mein Gesicht und drehte so langsam den Kopf weg, als hätte ich einen steifen Hals und könnte mich nicht richtig bewegen. Auch als ich dann mit viel zu großen Schritten den Gang zwischen den Boxen durchquerte und mich mal rechts, mal links an den Gattern abstützte, fühlte ich mich ungelenk wie ein zu schwer beladenes Frachtschiff. Die zwei Stufen hinunter ins Freie stolperte ich fast.
    Dann stand ich da.
    Es regnete immer noch. Unmerklich sog sich die Feuchtigkeit in meine Kleider. Ich weiß nicht, wie lange ich da vor dem Stall im Regen stand.
    Irgendwann strömten die Kinder an mir vorbei, eine laute Brandungswelle, Gummistiefel, bunte Regenjacken, Lachen, Geschrei und einmal die Frage: »Warum stehst du denn hier?« Der Kleine popelte in der Nase. Er sah mich verwundert an, ich sah ihn verwundert an. Dann lief er den Erzieherinnen und seiner Gruppe hinterher.
    Zuletzt kam Rabea. »Brauchst nichts zu sagen. Ich weiß schon«, murmelte sie, legte den Arm um mich, zog mich ins Büro des Bauernhauses zurück und drückte mich auf das Sofa. Es hatte einen grün braunen, verblassten Stoff, und einen Moment erinnerte ich mich schwach daran, dass ich an diesem Tag schon einmal auf einem ähnlichen Sofa gelegen hatte und glücklich gewesen war. Ich hatte sogar gedacht, dass nichts und niemand mir das erfahrene Glück noch einmal wegnehmen könnte: kein Kind, keine Eltern, kein Mann, keine noch so unsichere Zukunft.
    Als ich die Augen schloss, spürte ich, wie die Tränen zwischen den Lidern hervortraten. Schwanger! Das war’s dann wohl!
    Ich ballte die Fäuste und wischte mir mit ihnen die Tränen vom Gesicht. »Ich lasse mir nicht alles kaputtmachen«, schluchzte ich in wütender Verzweiflung. »Nein!«
    Rabea nickte schweigend und reichte mir eine Tasse Tee.
    »Den will ich jetzt nicht!« Ich machte mit der Hand eine hektische Abwehrbewegung und der Tee schwappte über Rabeas Hose. Sie sagte nichts, verzog nicht einmal das Gesicht.
    »Ich will mein eigenes Leben leben!«, rief ich und sah sie Hilfe suchend an. »Warum klappt das nicht, wieso passiert immer nur mir so was?«
    »Mir ist es doch auch passiert, glaubst du, Anna war geplant? Es ist nur ulkig, dass ausgerechnet wir beide uns getroffen haben.« Sie lächelte leidvoll. »Ich kann mich noch gut erinnern, wie das damals war, als ich von meiner Schwangerschaft erfuhr. Das war auch für mich ein Schock, das kannst du mir glauben. Ich wusste, wenn ich das Kind nicht wegmachen lasse, kann ich meine ganzen Zukunftspläne über den Haufen werfen. Und das habe ich dann ja auch.«
    »Du hattest wenigstens noch einen Freund, den du geliebt hast und der dir geholfen hat! «
    »Björn?« Rabea lachte ironisch. »Björn ist der Mann meines Lebens, aber in der Situation war mit ihm echt nichts anzufangen. Ich war es, die ihn trösten musste. Er hatte solche Angst vor der Reaktion seiner Eltern, vor der Verantwortung der Vaterrolle, vor der festen Bindung mit mir, vor allem Möglichen hatte er Angst, es hätte nicht viel gefehlt und er hätte mich gebeten abzutreiben.«
    »Warum hast du’s nicht getan?«
    Rabea schwieg.
    »Warum nicht?«, wiederholte ich lauter. Dabei brummte mir der Schädel, ich spürte, wie die Aufregung und das Weinen begannen, mich zu erschöpfen, mir Kopfweh zu bereiten. »Jetzt sag schon! Ich lass meins wegmachen, was sagst du jetzt? Ich will kein Kind von Patrick! Ich will das nicht!«
    Ich sprang auf, tigerte im Raum herum.
    »Ich habe auch Pläne! Ich will meine Schule fertig machen, Abi machen, studieren. Ich will zeichnen und malen. Ich will vielleicht auf die Kunstakademie. Ich will einen netten Freund haben, den Martin, irgendeinen, egal. Ich will nicht, dass die Jungs vor mir weglaufen. Ich will keinen Ballast mit mir rumschleppen. Ich will Patrick nicht mehr sehen. Ich will Spaß haben. Ich will lieben, wen ich will. Ich will nachts bis um drei in die Disco gehen, wenn ich achtzehn bin. Ich will ein Auto haben, und wenn ich Bock hab, am Wochenende ans Meer fahren. Ich will einen Kurs im Gleitschirmfliegen machen. Ich will was erleben. Ich will zu Hause ausziehen. Ich will so eine schöne Wohnung haben wie du. Ich will Freundinnen zu mir einladen. Ich will Partys feiern. Ich will Tiere

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