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Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen

Titel: Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Curnyn
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Taufwasser über Kimberlys Kopf gegossen wurde. Ich dachte darüber nach, wie viele Entscheidungen mit so einem Kind zusammenhingen. Was für eine riesige Verantwortung man übernahm, wenn man ein neues Leben in die Welt setzte. Man musste entscheiden, was das Kind aß, was es trug, was für Gebete es in einem Flugzeug murmeln würde, wenn es völlig verstört auf dem Weg zu ihren künftigen Schwiegereltern war. Und nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob ich überhaupt schon so weit war. Falls ich überhaupt jemals so weit sein würde.
    Kirk ist es offenbar, dachte ich, als Kate ihm, nachdem wir uns wieder gesetzt hatten, Kimberly in die Arme legte, und er entzückt auf das sich windende Kind herunterlächelte. Dann sah er mich hoffnungsvoll an, als wollte er herausfinden, ob ich auch bereit war.
    Oje.
    Bereit oder nicht, bald waren wir wieder im Haus, umgeben von einer Hand voll Verwandten, die, wie ich herausfand, ebenfalls in der Kirche gewesen waren, und denen ich als Kirks Freundin vorgestellt wurde – einmal von Kate auch als seine Verlobte. Doch sie erkannte ihren Irrtum, als ich bis unter die Haarwurzeln errötete. Ich kann meine Reaktion auf diesen kleinen Versprecher nicht recht erklären, genauso wenig wie die Tatsache, dass ich die Hoffnung, es könnte doch noch wahr werden, einfach nicht aufgeben wollte. Obwohl seine Mutter mich, seit ich diese Spitzendecke wieder in den Wandschrank im Flur gestopft hatte, misstrauisch beäugte.
    Den Rest des Tages habe ich nur verschwommen in Erinnerung – Büffet, danach Kuchen, den ich servierte, ein vermutlich sinnloser Versuch, Mrs. Stevens Anerkennung zu gewinnen, indem ich mich wie ihre persönliche Sklavin aufführte. Ich wollte sogar ein paar Töpfe spülen, doch Mrs. Stevens kam in die Küche und schimpfte mit mir, weil ich ihrer Großtante Bertha nicht auf Wiedersehen gesagt hatte, die wegen ihres Rheumas früher gegangen war.
    Ich wünschte, ich hätte auch so ein Glück gehabt.
    Dann wurden die Geschenke geöffnet. Es waren nicht viele – überwiegend Karten, in die vermutlich Geld gelegt worden war, ein paar Kleider, eine Kinderbibel und eine Arche Noah aus Plastik mit kleinen Tierchen. Ich musste erst gar nicht auf die Erstickungsgefahr hinweisen, denn Mrs. Stevens schnappte sich jedes Geschenk, bevor Kimberly es mit ihren kleinen, klebrigen Fingern überhaupt berühren konnte. Wie sich herausstellte, hatte Kayla ihrer Patentochter tatsächlich ein Kreuz gekauft, was mich überraschte. Doch dann sah ich, wie sie strahlte, als ihre Mutter sie zufrieden anlächelte, und mir war klar, dass sie einfach nur die Anerkennung ihrer Eltern suchte.
    Mein Geschenk war das größte von allen. Ich stand zitternd vor Aufregung da, als sie der kleinen Kimberly erlaubten, das Geschenkpapier aufzureißen, bevor ihre Mutter ihr mit dem Rest half.
    „Nein, das ist ja eine kleine Kasse! Wie süß! Angela!“ rief Kate.
    „Wie raffiniert.“ Mrs. Stevens erlaubte Kimberly sogar, an dem kleinen Hebel zu ziehen, der dafür sorgte, dass die Kassenlade klingelnd aufsprang, wobei übergroße Plastikmünzen auf den Teppich fielen. Kimberly schnappte sich umgehend eine und steckte sie sich in den winzigen Mund.
    O Gott, wo kamen denn diese Münzen her? Ich hatte nicht geahnt, welche Gefahren in diesem harmlos wirkenden Geschenk lauerten. Dieses Mal war ich diejenige, die sich auf den Boden warf, um all diese kleinen Luftröhrenblockierer aufzusammeln. Zum Glück fiel es Mrs. Stevens nicht auf, denn sie hielt gerade einen Diskurs über die Vorteile, Kindern schon in jungen Jahren den Wert des Geldes beizubringen.
    „Es gibt nichts Schlimmeres, als Schulden!“ Sie betrachtete mich mit Genugtuung, wie ich auf dem Boden kniete, die Hände voller Plastikgeld. Ich nickte ein wenig zu energisch, als ich an die kolossale Kreditkartenabrechnung dachte, die zu Hause auf mich warten würde.
    „Ich finde, hohe Schulden sind ein Zeichen für eine gewisse moralische Unzuverlässigkeit, findest du nicht, Phil?“
    Selbst Mr. Stevens blieb nichts anderes übrig, als seiner Frau diesmal zuzustimmen.
    Plötzlich spürte ich, wie Kirk mich am Arm berührte und neckend in mein Ohr flüsterte: „Ich frage mich, was meine Mutter wohl sagen würde, wenn sie wüsste, dass du bis vor einem Jahr moralisch noch ganz schön unzuverlässig warst.“ Unsere Blicke trafen sich und er lachte. Wobei er nicht wusste, dass sich daran nicht viel geändert hatte.
    Ich lächelte, senkte den Blick und wünschte

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