Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
For Love
gegenübertrat. Natürlich hatte ich Lampenfieber, das sich in der Zeit, in der ich auf meinen Auftritt wartete, immer mehr verstärkte. Ich war von mindestens sechzig Frauen umgeben, von der eine schöner als die andere war. Doch ich schluckte meine Angst herunter, atmete tief ein und sprach meine Zeilen, spürte, wie die Rolle in mir lebendig wurde. Der Castingchef musste das auch gespürt haben, denn er erlaubte mir sogar, einen Teil aus dem Drehbuch vorzulesen, was er nicht getan hätte, wenn er nicht ein gewisses Potenzial in mir gesehen hätte. Nie zuvor hatte ich mich lebendiger gefühlt.
Und noch lebendiger fühlte ich mich in der folgenden Woche, als das Telefon klingelte und mir der Castingchef bestätigte, dass er tatsächlich
etwas
in mir entdeckt hatte, dieses Etwas aber leider nicht zu der Rolle in
All For Love
passte. „Aber womöglich habe ich etwas anderes für Sie. Ich rufe Sie an, sobald ich mehr weiß.“
Zwar klang das ganz viel versprechend (normalerweise wurde man gar nicht erst angerufen, wenn man eine Rolle nicht bekam), trotzdem waren danach meine Hoffnungen gedämpft. Ich befürchtete, dass er nie mehr anrufen würde, vor allem, nachdem sich in dieser Woche überhaupt niemand gemeldet hatte – keiner der Agenten, denen ich meine Videokassetten, Lebensläufe, Fotos und vor allem auch all meine Hoffnungen geschickt hatte.
Doch, es hatte jemand angerufen. Als ich eines Abends von
Lee and Laurie
nach Hause kam, war eine Nachricht von niemand anderem als Viveca Withers auf dem Anrufbeantworter, der offenbar zu Ohren gekommen war, dass
Fox
über einen Vertrag verhandeln wollte. Sie bat mich, sie zurückzurufen, falls ich noch irgendetwas mit ihr besprechen wollte. (Das tat ich nicht.)
Und es klingelte natürlich, als Kirk überglücklich aus Chicago zurückkam. Der Vertrag von
Norwood
sollte ihm nächste Woche zugeschickt werden. Er musste nur noch unterschreiben. „Lass uns das Freitag mit einem schönen Abendessen feiern“, sagte er. Er hatte bereits einen Tisch im
Blue Water Grill
reserviert.
„Er wird um deine Hand anhalten“, sagte Michelle. Ich hatte sie vor dem
Lee-and-Laurie
-Gebäude, vor dem wir standen und eine Zigarette rauchten, über die neuesten Entwicklungen informiert. Nicht, weil ich mir weiterhin Tipps von ihr erhoffte, sondern, weil ich eine Zigarette brauchte.
„Nein, wird er
nicht“
, protestierte ich ein wenig zu hitzig, wie ich gestehen muss. „Wir werden seinen neuen Kunden feiern.“
Sie hob eine Augenbraue. „Hast du immer noch nicht verstanden, wie Männer funktionieren? Nichts öffnet einen Deckel schneller, als die Aussicht auf ein sicheres Einkommen. Sie wollen sich noch immer als Versorger fühlen. Und sobald sie wissen, dass sie in der Lage sind, Frau und Kinder zu ernähren, wollen sie plötzlich genau das.“
„Aber er hat noch nicht mal einen Ring gekauft.
Wir
haben keinen Ring gekauft.“
Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht hat er es ja selbst in die Hand genommen.“
„Du irrst dich“, sagte ich. „Kirk würde nicht so viel Geld ausgeben, ohne zu wissen, was mir gefällt. Dazu ist er viel zu … praktisch veranlagt.“
Doch so falsch lag sie womöglich nicht, denn Kirk rief mich am Freitagnachmittag an, um mir zu sagen, dass der Tisch für zwanzig Uhr bestellt sei und wir uns direkt dort treffen würden, weil das Restaurant auf halbem Weg zwischen seiner und meiner Wohnung lag. „Und sei pünktlich“, ermahnte er mich mit einem Lachen. „Ich habe für uns einen ganz speziellen Abend geplant.“
Ich tat das Einzige, war mir zu tun übrig blieb. Ich kaufte mir eine Schachtel Zigaretten. Und nachdem Justin auf wundersame Weise am Freitagabend nicht zu Hause war, rauchte ich in meinem Zimmer eingeschlossen gleich drei davon, während ich mich fertig machte. Ich fächelte den Rauch aus dem Fenster und versuchte zugleich, mich zu schminken, das richtige Outfit zu wählen und die irren Locken aus meinen Haaren zu ziehen, die sich jedes Mal wieder bildeten, wenn ich zu nahe ans Fenster kam (aus dem ich mich praktisch jedes Mal raushängte, wenn ich mir eine neue Zigarette anzündete).
Natürlich kam ich zu spät, weil ich das Bedürfnis hatte, auf meinem Weg zum Restaurant noch eine Zigarette zu rauchen und feststellen musste, dass ich kein Feuer hatte. Ich war so durch den Wind, dass ich beinahe einen Streit an dem Kiosk begonnen hätte, an dem ich die Streichhölzer kaufte. Der Typ berechnete mir nämlich fünf Cents
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