Ein bißchen Single - und andere bühnenreife Vorstellungen
Castingchef angerufen, nur um dir zu sagen, dass du Potenzial hast. Das passiert nicht jedem, weißt du.“ Justin lächelte. „Und vergiss nicht, du lebst in der tollsten Stadt der Welt. Hier ist alles möglich. Ich meine, sieh mich an – ich habe heute Abend über eine verdammte Azalee gesungen, und die Leute sind ausgeflippt. Man weiß vorher nie, wann man zufällig den richtigen Akkord trifft. Aber man muss bereit sein, die Chance zu ergreifen, wenn sie kommt.“
Das klang einleuchtend. Vielleicht ging es nicht nur darum, sich zu entscheiden. Vielleicht ging es darum, sich für das
Richtige
zu entscheiden.
Wir waren an unserem Haus angekommen. Justin schloss die Tür auf. Ich hüpfte vor ihm die Treppe hinauf und fühlte mich so unbeschwert, wie schon lange nicht mehr.
„Mann, bin ich kaputt“, sagte Justin. „Springst du gleich in die Falle?“
Ich nickte lächelnd. „Danke, Justin.“
„Wofür?“
„Dass du mich daran erinnert hast, dass ich vielleicht doch noch eine Chance habe.“
„Angie. Wenn hier jemand eine Chance hat, dann du.“ Er legte einen Arm um meine Schulter und zog mich an sich.
Und da spürte ich es – das gleiche Kribbeln wie bei dem Kuss, den er mir vor seinem Auftritt gegeben hatte. Und Justin schien es auch zu merken, denn er stolperte praktisch über Sofa Nummer drei, um von mir wegzukommen.
„Nun, ich gehe ins Bett.“ Ohne mich anzusehen rannte er in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Was zum Teufel war das? dachte ich, und fühlte noch immer die Wärme, dort, wo er seinen Körper gegen meinen gedrückt hatte.
Ich wusste genau, was es war. Und deswegen ging ich nun auch in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir ab – um den Wahnsinn auszuschließen, der uns beide soeben überkommen hatte.
Denn es war wirklich Wahnsinn. Wir hatten beide ganz klar zu viel getrunken.
Und mit diesem Gedanken ging ich zu Bett.
Doch ich könnte schwören, dass ich kein Auge zugetan habe.
17. KAPITEL
I ch nehme den Diamanten – behalten Sie den Ehemann.
Kirk rief mich am nächsten Tag an, um zu bestätigen, dass unsere Pläne für den Abend noch standen. Er erwähnte seinen Abgang mit keinem Wort, was ich merkwürdig fand, denn ich kochte noch immer vor Wut. Anscheinend spielten die Gefühle anderer für Kirk keine Rolle. Aber natürlich blieb mir keine Zeit, meiner Verärgerung Luft zu machen. „Wenn wir uns im halb fünf Ecke 47. Straße und Fifth Avenue treffen, haben wir noch ausreichend Zeit, den Ring zu kaufen, bevor mein Flug geht. Aber sei bitte pünktlich, Angie“, warnte er.
„Bist du sicher, dass du mich noch zwischen deine Termine quetschen kannst?“ fragte ich ironisch, weil mich seine Andeutung nervte.
„Kann ich, wenn du nicht zu spät kommst.“
Ja. Klar.
Ich legte auf. Ich blickte eine Weile auf den Apparat und sah dann, dass Michelle mich anglotzte. Offenbar hatte sie das Gespräch mit angehört.
„Warum zum Teufel hast du mir nicht gesagt, dass ihr zu Rudy geht?“ Auf ihrem Gesicht spiegelte sich eine Mischung aus Empörung und Begeisterung.
Ja, warum nicht? Wahrscheinlich hatte ich einfach zu tun gehabt. Das Vorsprechen, Justins Auftritt, dieser verdammte Vertrag …
Genau, der Vertrag. Ich musste Colin noch anrufen, um zu erfahren, was sein Agent ihm erzählt hatte. Denn ich konnte den Vertrag auf gar keinen Fall ablehnen, ohne zu wissen, was genau ich ablehnte.
„Äh, ich bin gleich zurück“, sagte ich zu Michelle, die mir gerade Tipps für den Ringkauf geben wollte. Sie klappte den Mund wieder zu, als ich von meinem Stuhl aufsprang und in eines der hinteren Büros stürzte. Dieses Gespräch musste unbedingt privat bleiben.
Und es bestätigte nur noch, dass ich den Vertrag keinesfalls unterschreiben konnte. Als Colin ganz aufgeregt von der hohen Gage und den Sozialleistungen erzählte, schwankte ich wieder. Bis er mir erklärte, dass die Laufzeit des Vertrages drei Jahre betragen sollte. Und eine Wettbewerbsklausel beinhaltete. Jeder andere Job musste vom Sender genehmigt werden. Vergiss es. Als ich auflegte, erfasste mich Erleichterung. Meine Tage bei
Rise and Shine
waren gezählt. Ich war froh, mir wenigstens dessen sicher sein zu können.
Dieses Glücksgefühl hielt allerdings nicht lange an. Als ich an meinen Tisch zurückkam, begann Michelle sofort damit, mich mit Ratschlägen zu überschütten. Sie sprach natürlich die ganze Zeit von dem Ring. Ich musste jedoch die ganze Zeit an den Mann denken …
Und als ich
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